Berlin. Flüge für unter 30 Euro ergattern? Im Internet kursieren Anleitungen dafür. Ein Experte verrät, was dahintersteckt und wann Betrug droht.
Flugtickets, die weniger kosten sollen, als ein Essen im Restaurant oder eine Reise mit der Bahn? Auf Instagram, TikTok und Co. werden häufig Clips ausgespielt, die diese Annahme verbreiten. Bei den sogenannten „29-Euro-Flügen“ handelt es sich um Flüge zu diversen Destinationen, die man angeblich im mittleren zweistelligen Euro-Bereich erwerben kann.
Doch wer besonders günstig reisen möchte, muss bereit sein, einige Abstriche zu machen. Zudem tummeln sich unter seriösen Anbietern immer wieder Fakes, die die Vorfreude auf den Urlaub durch fiese Betrugsmaschen schnell verschwinden lassen. Worauf man bei Buchungen achten sollte und wann man stutzig werden sollte, weiß Oliver Buttler, Reiseexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Günstige Flüge ergattern: Flexibel sein zahlt sich aus
Das Thema Reisen stehe bei der Verbraucherzentrale von der Anzahl der Beschwerden nach den Bereichen Elektronik, Kleidung und Accessoires an vierter Stelle. Immer wieder komme es zu Flügen, die Nutzer viele Monate im Voraus gebucht hätten, nur um kurz vor Abflug feststellen zu müssen, dass diese nie existierten. Anbieter, die Fake-Angebote bewerben würden, seien seiner Einschätzung nach sehr flexibel. „Betrüger sind nah am Zeitgeschehen. Was heute die Handtaschen sind, die es nicht gibt, können morgen die Hotels oder Flüge sein“, sagt Buttler. „Wir sehen viele Beispiele aus unterschiedlichsten Bereichen, aber die Formulierungen sind ähnlich. Das lässt uns oft darauf schließen, dass dieselbe Person dahinterstecken könnte“.
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Skyscanner, eine Website, die mit den angegebenen Reisedaten und Zielen den Bestpreis eines Anbieters ermittelt, wird von vielen Reisebloggern und Nutzern beim Thema „Günstig Reisen“ häufig angesprochen. Skyscanner haftet jedoch nicht bei Problemen oder Betrug. „Alle großen Portale sind letztlich nur Vermittler“, stellt Buttler klar. Das betreffe auch andere größere Seiten, wie beispielsweise booking.com.
Durch die vielen Anbieter würden Angebote automatisiert eingespielt werden, es erfolge keine detaillierte Kontrolle. Um kein Opfer einer kriminellen Betrugsmasche zu werden, rät er: Reisesuchmaschinen lediglich als Anhaltspunkt nutzen. Wer auf der sicheren Seite sein möchte, vergleicht die Fluggesellschaften und ihre Angebote über ein Portal, bucht die favorisierten Flüge aber anschließend über die Homepage der jeweiligen Airline.
Urlaub: Der Zeitpunkt des Flugs ist entscheidend
Wer Flüge bei einer Airline erwerbe, könne sich im Falle einer Stornierung an direkte Ansprechpartner wenden, damit das bezahlte Geld zurückerstattet wird. Nicht so bei den Vergleichsportalen: „Die Preise sind beispielsweise bei ‚Skyscanner‘ oder ‚Flüge.de‘ oft nicht billiger und meist zu unangenehmen Uhrzeiten. Außerdem werden bei Fernreisen, die mehrere Flüge beinhalten, oft Anbieter und Airlines aus dem Ausland zusammengestellt, das spart meist etwas Geld. Fällt allerdings ein Teil der Buchung aus oder existiert nicht, lassen sich die weiteren Teile der Reise meist nicht einfach kostenlos stornieren, der Anbieter hat die Provision und der Kundenservice fällt weg“, sagt Buttler.
Und: Die Ticketpreise hängen in den meisten Fällen nicht von der Fluglinie, sondern der Reisezeit ab. Dabei gibt es klassische Tipps, deren Beachtung sich preislich lohnen kann:
- Falls möglich, beliebte Urlaubszeiten vermeiden.
- Flüge in den Ferien sowie an Wochenendtagen sind auch teurer.
- Gleiches gilt auch für Reisen in der Hauptsaison.
Denn ganz allgemein gilt bei Flugpreisen: je unbeliebter die Saison, Flugzeit und der Wochentag, desto günstiger die Tickets.
Besonders oft vermeiden Reisende zudem Flüge mit einem Zwischenstopp, da sie es als ungemütlich empfinden. Manche Zwischenstopps erstrecken sich jedoch sogar über viele Stunden oder einen ganzen Tag. Wer es also als Vorteil sieht, während der Reisezeit noch einen anderen Ort zu erkunden, kann bei seriösen Airlines, die Flüge mit Zwischenstopps anbieten, noch einmal ordentlich sparen.
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Besonders günstig wird es für jene, die kein bestimmtes Datum für ihren Urlaub im Kopf haben. Über die Homepage von Ryanair, eine irische Airline, die für günstige Flüge bekannt ist, empfiehlt es sich, die Preise eines Monats zu betrachten und sich so den günstigsten Flug zu sichern.
Experte rät: Möglichst mit Kreditkarte zahlen
Oft habe Buttler in der Vergangenheit erlebt, dass Reisende erneut zu einer Zahlung aufgefordert wurden. Die Betroffenen erhielten einige Tage nach der getätigten Buchung eine Mail des entsprechenden Reiseportals, die sie die darüber informierte, dass etwas bei der Zahlung schiefgelaufen sei und diese nicht erfolgte. Von den Betroffenen wurde verlangt, das Geld noch einmal an die angegebene, fremde Bankverbindung zu überweisen.
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Laut dem Reiseexperten sind solche Mails ein eindeutiges Warnsignal: „Man sollte sich niemals aus dem geschützten Rahmen der Reiseportale herauslotsen lassen. Eine Bezahlung läuft bei Anbietern wie beispielsweise Booking.com immer über deren Bezahlmechanismus. Einmal bezahlt, ist bezahlt.“ Falls eine Zahlungsaufforderung Verwirrung auslöse oder ein mulmiges Bauchgefühl entstehe, empfehle es sich, nicht zu zögern, die Kundenhotline anzurufen und die Situation aufzuklären.
Eine Bezahlung mit der Kreditkarte empfiehlt er besonders, da im Falle einer Insolvenz oder Stornierung das sogenannte „Chargeback-Verfahren“ greifen würde. Das bedeutet, die Kartenzahlung etwa mit Mastercard wird bei der kartenausgebenden Bank reklamiert und das Geld zurückgefordert.
Hegen Karteninhaber den Verdacht, dass es sich um einen Kartenbetrug handeln könnte oder jemand die Kartendaten missbrauche, sollten sie sich direkt an die Bank wenden. Viele Kreditinstitute würden auch für solche Situationen spezielle Formulare anbieten.
Hotel: Zunächst über Äußerlichkeiten von Unterkünften gehen
Auch bei der Buchung von Hotels sei Vorsicht geboten. Buttlers Tipp: Auf Bewertungen des Objekts achten. Weise ein Angebot diese gar nicht erst auf, sei das ein Grund zum stutzig werden. „Bei sehr günstigen Angeboten muss man eigentlich Detektiv spielen, nach Negativerfahrungen von Betroffenen suchen“, betont er. Dazu zähle auch, über Äußerlichkeiten zu gehen – die Suche nach dem Anbieter sowie das Objekt in Google Maps einzugeben, um sicherzugehen, dass die angegebene Lage überhaupt stimmt. „Ich hatte schon viele Beschwerden über Objekte in Südtirol oder am Gardasee – was in den Angaben dazu beschrieben wurde, hat gar nicht mit den örtlichen Gegebenheiten zusammengepasst“, sagt er.
Aus diesem Grund rät er auch bei der Buchung eines Hotels über die Homepage des Hauses zu buchen. In den meisten Fällen sei es ein Mythos, dass Hotels auf der eigenen Internetseite teurer angeboten würden als auf Vergleichsportalen. „Buchungsplattformen bekommen ja Provisionen für Nutzer, irgendwo muss dann ein versteckter Servicepreis sein, den man über direkte Websites wahrscheinlich gar nicht hätte.“
Pauschalreisen: Warum sie besonders sicher sind
Bei Pauschalreisen sei die Wahrscheinlichkeit ebenfalls geringer, betrogen zu werden, da der Buchende einen Reisesicherungsschein erhalte. Zudem seien Pauschalreisende gegen die Insolvenz der Anbieter abgesichert. Eine Buchung von Flug und Unterkunft sei im Reisebüro jedoch immer noch am sichersten. „Die wenigsten Beschwerden beziehen sich auf Reisebüros“, betont der Verbraucherschützer und nennt in diesem Zuge ein positives Beispiel aus der Coronapandemie.
Viele Buchungsportale seien zu diesem Zeitpunkt abgetaucht, hätten Reisende „im Regen stehen lassen“. Im Bundesland Baden-Württemberg hingegen wären viele Reisebüros in Vorleistung gegangen – teilweise mit sechsstelligen Beträgen – um den treuen Kunden Geld zurückerstatten zu können und diese zufriedenzustellen. „Erst danach wurde sich um die Abwicklung mit den weiteren Partnern gekümmert – ich kann sagen, bei kleineren Unternehmen habe ich bisher deutlich kundenfreundlicheres Verhalten erlebt, als bei jeglichen Großen.“
Fazit: Nimmt man sich etwas Zeit für die Buchung, ist flexibel und achtet auf Buttlers Tipps, kann man günstig reisen und sich über geprüfte Billigfluganbieter wie beispielsweise „Ryanair“ die Bestpreise an verschiedenen Tagen anzeigen lassen. Günstige Flüge gibt es aber meist auch nur zu unbequemen Uhrzeiten – da es sich um ein geringes Aufkommen handelt, können die Tickets günstiger verkauft werden.
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Ist man auf Ferienzeiten, Wochenenden oder Feiertage angewiesen, weckt die Werbung der Schnäppchenpreise leider falsche Hoffnungen. Rezensionen, Lage und Mängel einer Unterkunft sollten immer genau geprüft und Hotels sowie Flüge aus Sicherheitsgründen nicht über Drittanbieter gebucht werden, sondern dort lediglich verglichen und die Zahlungsabwicklung mit Kreditkarte vorgenommen werden. Ganz allgemein ist es ratsamer, ein paar Euro mehr einzuplanen, statt durch unseriöse Angebote am Ende den Urlaub ausfallen lassen zu müssen.
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