Berlin. Die Einspeisevergütung sinkt weiter. Pläne zur Reform blieben wegen des Bruchs der Ampel-Koalition unvollendet. Die Energiewende stockt.

Die Einspeisevergütung für Solarstrom sinkt weiter – und für viele Betreiber kleiner Photovoltaik (PV)-Anlagen stellt sich die Frage, ob sich der Betrieb überhaupt noch lohnt. Denn ab dem 1. Februar 2025 gibt es für Anlagen bis 10 kWp nur noch 7,94 Cent pro Kilowattstunde bei Teileinspeisung und 12,60 Cent bei Volleinspeisung. Ein scharfer Kontrast zu den Anfangsjahren des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), als Besitzer von Solaranlagen noch über 50 Cent pro Kilowattstunde erhielten. Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen – für die Betreiber, die Energiewende und die Netzinfrastruktur.

Einspeisevergütung: Große Pläne, aber keine Umsetzung

Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hatte ehrgeizige Pläne für die Zukunft der Einspeisevergütung. Ziel war es, die Vergütung an die tatsächliche Nachfrage auf dem Strommarkt zu koppeln. „Die Vergütung des Stroms soll künftig vollständig über den Markt geregelt werden“, sagte FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler im Juli 2024 gegenüber Reuters. Bei negativen Strompreisen – etwa in den Mittagsstunden bei hohem Solarstromangebot – solle keine Vergütung mehr gezahlt werden.

Zudem wollte die Regierung die Direktvermarktungspflicht für Anlagenbetreiber ab 2025 schrittweise reduzieren und gleichzeitig die Steuerbarkeit von Kleinanlagen ausweiten, um Netzüberlastungen zu vermeiden. Doch bevor diese Maßnahmen umgesetzt werden konnten, zerbrach die Ampel-Koalition und die Reformen blieben auf der Strecke.

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Schrumpfende Vergütungen: Solaranlagen verlieren an Attraktivität

Die sinkende Einspeisevergütung und der stockende politische Prozess verschärfen die Unsicherheit für Betreiber von Solaranlagen. Seit Jahren sinkt die Vergütung halbjährlich um rund ein Prozent. Anfang 2024 erhielten Betreiber von Kleinanlagen noch 8,11 Cent pro Kilowattstunde (Teileinspeisung) und 12,87 Cent (Volleinspeisung). Ab August 2024 sanken die Sätze auf 8,03 und 12,73 Cent – eine Entwicklung, die sich auch 2025 fortsetzt.

„Die Vergütungssenkungen erschweren es vielen Privathaushalten, ihre Anlagen wirtschaftlich zu betreiben“, sagt ein Sprecher des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW). Vor allem für Betreiber, die viel Strom ins Netz einspeisen, werde der finanzielle Anreiz immer geringer.

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Gleichzeitig bleibe die Netzstabilität eine Herausforderung. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) warnte vor den Risiken eines unkontrollierten Ausbaus kleiner Solaranlagen. „Lokale Stromausfälle könnten zunehmen, wenn der Ausbau ohne klare Steuerungsmechanismen erfolgt“, sagte ein VKU-Sprecher. Auch andere Branchenakteure drängen auf schnelle politische Entscheidungen. „Ohne neue Regelungen gibt es im schlimmsten Fall gar keinen Strom mehr“, warnen etwa die Unternehmen Enpal und 1Komma5° im „PV Magazin“. Sie fordern klare Steuerungsmechanismen noch vor den Neuwahlen.

Eigenverbrauch als Lösung: So machen Sie Ihre Solaranlage zukunftsfähig

Vor diesem Hintergrund rät die Verbraucherzentrale Bayern Betreibern von kleinen PV-Anlagen, verstärkt auf Eigenverbrauch zu setzen „Der Reiz liegt darin, dass Hausbesitzer weniger teuren Strom aus dem Netz beziehen müssen und so einen Teil ihrer bisherigen Stromkosten einsparen“, sagt Sigrid Goldbrunner von der Verbraucherzentrale Bayern. „Jede selbst verbrauchte Kilowattstunde kostet nur die laufenden Betriebskosten wie Wartung, Reinigung oder Zählergebühren.“

Um den Eigenverbrauch zu ermöglichen, seien allerdings technische Umrüstungen nötig, deren Kosten stark variieren können. Die Verbraucherzentrale Bayern empfiehlt, dafür einen Fachbetrieb zu beauftragen. Im einfachsten Fall reiche es aus, die Anlage im Zählerschrank umzuklemmen – eine Maßnahme, die rund 200 Euro kosten kann. Bei größeren Modernisierungen, etwa mit Einbau eines Batteriespeichers oder eines neuen Zählerschranks, können die Kosten aber auch auf bis zu 2000 Euro steigen. Auch der Batteriespeicher selbst ist eine lohnende, wenn auch teurere Investition. Er ermöglicht es, den tagsüber erzeugten Solarstrom für den Abend oder für bewölkte Tage zu speichern.

Hinzu kommen die Kosten für den Speicher selbst. Für Besitzer von Anlagen, die älter als 20 Jahre sind, gibt es laut Goldbrunner zusätzliche Fördermöglichkeiten: „Wer seine Ü20-Photovoltaikanlage weiter betreiben will, sollte sich über Zuschüsse informieren, denn einige Kommunen bieten Unterstützung an.“ Der ADAC bietet dazu eine hilfreiche Übersicht, um passende Förderprogramme zu finden.