Berlin. Schmerzen schränken die Lebensqualität vieler Menschen stark ein. Unser Schmerz-Experte gibt unserer Leserin bei ihrem Fall Rat.

Schmerzen im Rücken, den Beinen oder im Kopf – dauerhaftes Unwohlsein an verschiedenen Körperstellen schränkt die Lebensqualität und -freude vieler Menschen langfristig ein. Das Problem: In einigen Fällen kann keine eindeutige Ursache für die Schmerzen festgestellt werden. Die Betroffenen leiden an einem Gefühl der Hilflosigkeit. In einigen Fällen können die Schmerzen auf neurologische Probleme zurückzuführen sein.

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Um den Patienten zu helfen, hat diese Redaktion gemeinsam mit der Deutschen Hirnstiftung das Format „Die Hirn-Docs“ ins Leben gerufen. Dort konnten die Leserinnen und Leser ihre Fragen rund um neurologische Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Schlaganfälle sowie chronische Schmerzen einreichen. Die Top-Experten der Hirnstiftung geben jetzt Antworten auf die eingereichten Fragen.

In diesem Fall berichtet eine Frau über Gesäßschmerzen, die sie bereits seit Jahren quälen. Prof. Dr. Christian Maihöfner, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Fürth und Fachbeirat der Deutschen Hirnstiftung, gibt Ratschläge zu einer möglichen Behandlung.

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Leserin: „Schmerzen treten aus dem Nichts auf“

„Seit acht Jahren leide ich an Schmerzen im Gesäß- und Beckenbereich. Laut MRT habe ich zwei Bandscheibenvorwölbungen. Das kann aber nicht die Ursache für die Schmerzen sein, da das Becken, Kreuzbein und das Iliosakralgelenk in Ordnung sind.

Nach diversen stationären Schmerztherapien, einer psychosomatischen Reha und einer anschließenden Psychotherapie sind die anfänglichen Schmerzen besser geworden, aber nie ganz verschwunden.

Phasenweise treten die Schmerzen aus dem Nichts wieder auf, sodass ich nicht sitzen kann. Mein Schmerzgedächtnis kommt nicht zur Ruhe. Es ist sehr zermürbend und auch so unberechenbar. Wenn es immer schlimmer wird, mache ich sofort Übungen, steuere mit Wärme dagegen. Dann habe ich trotzdem monatelang zu tun, bis es wieder besser wird.

Ihre Frage wurde nicht beantwortet? Dann haben Sie die Möglichkeit, Ihr Anliegen online bei der Deutschen Hirnstiftung einzureichen. Rufen Sie dazu einfach im Browser die Website https://hirnstiftung.org/beratung/ auf. In der angezeigten Eingabe-Maske können Sie dann Ihren Fall schildern. Die Experten melden sich dann schnellstmöglich zurück.

Eine wirkliche Hilfe von den Ärzten bekomme ich nicht, außer Muskelentspanner (Myditin tut mal ganz gut) oder Schmerzmittel, die sowieso nicht helfen. Seit einigen Jahren mache ich Kieser-Training, Entspannung für zu Hause, fast täglich Dehnübungen, Faszien-Yoga.

Was kann ich noch tun? Was könnte die Ursache für meine Schmerzen sein?“

Experte: „Schmerzen sind Zusammenspiel aus Körper und Seele“

Prof. Dr. Christian Maihöfner: „Zunächst sollten Sie einen Neurologen aufsuchen. Denn Schmerzen können auch direkt von den Nerven kommen. Man spricht dann vom neuropathischen Schmerz. Dieser schlägt typischerweise – wie bei Ihnen – auf klassische Schmerzmittel nicht an. Dann lohnt ein Versuch mit krampflösenden Medikamenten oder Antidepressiva. Ganz wichtig – und das machen Sie vorbildlich – ist die körperliche Mobilisation.

Prof. Dr. Christian Maihöfner, Fachbeirat der Deutschen Hirnstiftung.
Prof. Dr. Christian Maihöfner ist Fachbeirat bei der Deutschen Hirnstiftung. © zrb (montage) | Klinikum Fürth; istock

Bleiben Sie weiter in Bewegung, nicht trotz der Schmerzen, sondern wegen der Schmerzen. Auch waren Sie bereits in psychotherapeutischer und psychosomatischer Behandlung. Das ist gerade bei chronischen Schmerzen ein wichtiger Aspekt, da die Chronifizierung dieser Schmerzen immer im Zusammenspiel aus Körper und Seele entsteht.

Die moderne, multimodale Schmerztherapie besteht aus drei Bausteinen: Physiotherapie, Medikamenten und psychologischen Verfahren, insbesondere der ‚Patientenedukation‘. Dort lernen Betroffene, mit ihren Schmerzen bestmöglich umzugehen. Denn leider ist es so, dass viele chronische Schmerzerkrankungen nicht wieder komplett verschwinden. Mit verschiedenen Strategien kann es aber gelingen, trotzdem ein ‚gutes Leben‘ zu führen.“