Berlin. Ein Balkonkraftwerk muss sicher sein. Was für Risiken gibt es – und was ist bei der Montage zu beachten? Zwei Experten geben Tipps.
Ein Balkonkraftwerk hat gegenüber der normalen Photovoltaikanlage gleich mehrere Vorteile: Zum einen sind die Mini-PV-Anlagen wesentlich günstiger, zum anderen braucht es keinen qualifizierten Fachbetrieb. Balkonkraftwerke fallen unter das DIY-Prinzip. Die Abkürzung steht für „Do It Yourself“ und bedeutet, dass etwas ohne professionelle Hilfe gebaut und selbst installiert werden kann. Umgangssprachlich wird gerne auch von „der Marke Eigenbau“ gesprochen.
Drei Aspekte zur Sicherheit von Balkonkraftwerken kennen
Die Komponenten für ein Balkonkraftwerk können entweder einzeln gekauft oder als fertiges Set erworben werden. Verschiedene Hersteller bieten mittlerweile schon komplette Sets aus Balkonkraftwerk, Speicher und Halterung an. Der Vorteil hier ist, dass sich Verbraucher keine Gedanken um die einzelnen Bauteile und deren Kompatibilität machen müssen. Doch egal, ob fertiges Set oder Marke Eigenbau – die Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen.
Allgemein gelten steckerfertige Solaranlagen als äußerst sicher. Das von der Bundesregierung beschlossene Solarpaket I sieht für Balkonkraftwerke einige erfreuliche Änderungen vor. Die Mini-Solaranlagen sollen künftig leistungsfähiger sein und statt Wieland- sollen normale Schuko-Stecker ausreichend sein, um die Mini-PV-Anlage ans Stromnetz anzuschließen. Die Steckersache und die 800-Watt-Obergrenze für Balkonkraftwerke müssen vom VDE noch normiert werden.
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine Photovoltaikanlage, die speziell für Balkone und Terrassen im städtischen Raum entwickelt wurde. Die erzeugte Sonnenenergie kann direkt ins Hausstromnetz eingespeist werden. Die Anlagen sind einfach zu installieren und können als Set gekauft oder aus einzelnen Bauteilen selbst gebaut werden. Ein Balkonkraftwerk besteht aus Solarmodulen, Montagesystem, Anschluss- und Sicherheitstechnik und einem Wechselrichter.
Optional gibt es Balkonkraftwerke mit Speicher. Dieser wird meist zwischen Solarmodul und Wechselrichter montiert und kann oft noch erweitert werden. Der erzeugte Gleichstrom (DC) der Solarmodule wird vom Wechselrichter in nutzbaren Wechselstrom (AC) umgewandelt, der dann ins Stromnetz eingespeist werden kann. Im Unterschied zu großen Solaranlagen dürfen Balkonkraftwerke selbst gebaut und installiert werden – ein Elektriker ist nicht erforderlich.
Wir haben die Sicherheit von Balkonkraftwerken in drei Aspekte unterteilt:
- Sicherheit bei der Montage
- Rechtliche Sicherheit (u. a. für Mieter)
- Sicherheit in Altbauten
Balkonkraftwerke: TÜV-Experte gibt wichtige Montagetipps
Eine falsche und unsachgemäße Montage ist eine der größten Gefahrenquellen. „Balkonkraftwerke können bei unsachgerechter Montage – zum Beispiel von einer Fassade oder einem Balkon – herabfallen“, erklärt Energieexperten Hermann Dinkler vom TÜV-Verband gegenüber unserer Redaktion. Verbraucher gefährden also nicht nur sich, sondern auch andere, wenn ein Balkonkraftwerk nicht korrekt montiert ist.
Zudem kann die Effizient von einem Balkonkraftwerk beeinträchtigt sein, wenn unsachgemäß montierte Bauteile durch Witterung beschädigt werden. Das betrifft primär die Solarmodule, die an der Balkonbrüstung oder der Fassade angebracht werden können. „Deshalb sind immer die Montagevorgaben des jeweiligen Herstellers zu beachten – insbesondere hinsichtlich des Montageortes, der erforderlichen Montagetechnik und der benötigten Montagehilfsmittel“, sagt Dinkler.
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Balkon- oder Gestelloption? Experte präferiert eine Lösung
Thomas Billmann – Modernisierungsexperte von der Bausparkasse Schwäbisch Hall – ergänzt: „Um zu verhindern, dass sich Teile der Konstruktion lösen, müssen die Verbraucher die Photovoltaikmodule fest montieren. Für die Montage am Balkon gibt es neben der Befestigung an der Außenseite des Balkonrahmens auch die Möglichkeit, ein Gestell zu montieren, auf welches die Mini-Solaranlage aufgeschraubt wird.“
Die Montage über ein Gestell sei die einfachere und sicherere Variante, sagt Billmann. Je nach Art der Mini-Solaranlage sind bei der Montage andere Aspekte zu beachten. Ein Balkonkraftwerk für das Dach wird an den Ziegeln befestigt. „Für ein Ziegeldach werden etwa spezielle Dachhaken mit Befestigungsklammern benötigt“, erklärt Jee-Won Seo vom Solartechnikanbieter Yuma. Für Bitumen- oder Blechdächer sind stattdessen sogenannte Stockschrauben für die Montage das Mittel der Wahl.
Wichtige Hinweise zu Fassade- und Dach-Balkonkraftwerk
Jee-Won Seo rät speziell bei der Dachmontage zur Sicherung ein Gerüst oder ähnliches zu verwenden, wenn das Dach sehr steil ist. Für generell alle Balkonkraftwerkarten gilt: Die Montage sollte immer nach den Herstellervorgaben erfolgen. Werden die Bauteile für ein Balkonkraftwerk einzeln gekauft, müssen unter Umständen mehrere Montagevorgaben beachtet werden. Ein Nachteil von günstigen Balkonkraftwerken ist oft, dass keine Halterungen im Set inbegriffen sind.
Betroffene müssen entweder eine Halterung extra kaufen oder selbst eine bauen. Halterungen der Marke Eigenbau sind generell nicht verboten. Doch auch hier muss sichergestellt sein, dass alle Bauteile fest verbunden sind und der Witterung standhalten. Je nach Montageart sind auch rechtliche Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen. Besonders Eigentümer in einer Gemeinschaft und Mieter sollten bei einem Balkonkraftwerk ein paar Dinge beachten.
Was für Balkonkraftwerke gibt es?
Dachmontage | Balkonkraftwerke auf dem Dach nutzen optimal die Sonneneinstrahlung und sind besonders effizient. Sie eignen sich für flache oder leicht geneigte Dächer und bieten eine platzsparende Lösung für Hausbesitzer. |
Fassadenmontage | Diese Balkonkraftwerke werden an der Außenwand eines Gebäudes angebracht. Sie sind ideal für Häuser mit wenig Dachfläche und bieten zusätzlichen Schutz vor Witterungseinflüssen. Eine fachgerechte Montage ist hier besonders wichtig, um Schäden an der Fassade zu vermeiden. |
Balkonbrüstung | Eine beliebte Option für Mieter und Wohnungseigentümer. Die Photovoltaikmodule werden direkt an der Balkonbrüstung befestigt und nutzen die vorhandene Fläche effektiv. Diese Methode ist einfach zu installieren und erfordert meist keine Genehmigung des Vermieters. |
Freistehend | Freistehende Balkonkraftwerke sind flexibel einsetzbar und können auf dem Boden oder in Gärten platziert werden. Sie sind besonders praktisch, wenn keine geeignete Dach- oder Fassadenfläche verfügbar ist und bieten einfache Wartungsmöglichkeiten. |
Balkonkraftwerk erlaubt? Rechtliche Sicherheit für Mieter
Ist eine bauliche Veränderung nötig, muss der Eigentümer zwingend sein Einverständnis geben. Das betrifft etwa Stromkabel, für die ein Loch vom Balkon ins Gebäude gebohrt werden muss. Dinkler empfiehlt: „Auch bei der Montage an einer Fassade sollte die Zustimmung des Vermieters eingeholt werden. Eine beschädigte Fassadenisolierung kann teuer werden.“ Dasselbe gilt, sobald ein Balkonkraftwerk am Dach angebracht oder anderswo im Haus fest verbohrt wird.
Generell verboten werden kann ein Balkonkraftwerk nicht. Die Bundesregierung plant, die Installation von Balkonkraftwerken in Zukunft als sogenannte privilegierte Maßnahme einzustufen. Das bedeutet, dass Vermieter oder Eigentümergemeinschaften eine Installation bloß noch in begründeten Ausnahmefällen verbieten können. Seinen Eigentümer vorab zu informieren und ggf. auch um Erlaubnis zu bitten, kann trotzdem sinnvoll sein.
Balkonkraftwerk im Altbau: YouTuber mit klarer Warnung
Sind die Fragen um die Art der Installation geklärt, gilt es, den Gebäudezustand oder besser den der Elektrik einzubeziehen. Als im vergangenen Jahr über die neue Obergrenze von 800 Watt für Balkonkraftwerke diskutiert wurde, warnte ein Elektromeister und YouTuber vor der Brandgefahr in Altbauten, wenn ein Wechselrichter mit mehr Leistung an das Hausnetz angeschlossen wird. Im Kern geht es um das Thema Überlastung.
YouTuber Karl Helmut vom YouTube-Kanal ProofWood warnte damals: „Bei 800 W kann es sein, dass das System überlastet wird.“ Wie akut ist die Gefahr? Hermann Dinkler schließt das Risiko nicht aus – sagt aber, dass keine pauschalen Aussagen dazu getroffen werden können. „Wenn die elektrische Anlage des alten Gebäudes den aktuellen Bestimmungen entspricht oder zumindest vor wenigen Jahren modernisiert wurde, ist die Gefahr einer Überlastung gering.“
„ Es gibt aber noch alte Gebäude, deren Elektroinstallation schon alt und nicht für die heutigen Beanspruchungen ausgelegt ist.“
Brandgefahr bei Balkonkraftwerk: Klarer Rat vom Experte
Der TÜV-Experte gibt aber zu bedenken, dass es immer noch Altbauten gibt, deren Elektroinstallation schon alt und nicht für die heutigen Beanspruchungen ausgelegt ist. Hier könne es – auch durch eventuell nicht sachgemäße Installation von Leitungen und Steckdosen – zu einer intensiven Widerstandserwärmung der Leitungen und in der Folge zu Schmor- oder sogar Schwelbränden kommen. Im schlimmsten Fall zahlt die Versicherung nicht.
„Daher ist es empfehlenswert, bei solchen alten Gebäuden einen Elektrofachbetrieb zurate zu ziehen, ob die Installation geeignet ist“, rät Dinkler. Grundsätzlich ungeeignet sich Balkonkraftwerke für alte Gebäude aber nicht. Im Gegenteil, Altbauten haben meist einen höheren Energieverbrauch. Maßnahmen wie die Zunahme von Photovoltaik können die Energiekosten senken. Im Idealfall amortisieren sich die Kosten schon innerhalb weniger Jahre.
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Sicherheit von Balkonkraftwerk hat Priorität – ein Fazit
Keine Fachkraft nötig, günstige Sets schon ab 300 Euro und viele Kommunen geben sogar eine Förderungen von bis zu 500 Euro zu einem Balkonkraftwerk dazu – die Investition in eine Mini-Solaranlage ist lukrativ. Zumal selbst Discounter wie Netto oder Lidl öfter komplette Sets im Sortiment haben. Das Thema Sicherheit sollte dabei aber nicht außer Acht gelassen werden. Wer sich etwa bei der Montage nicht sicher ist, sollte sich Hilfe suchen.
Ein Elektriker kann Anschlüsse und das Hausstromnetz überprüfen. Metallbauer oder auch Dachdecker sind wiederum die besseren Ansprechpartner, wenn es um die Installation an der Fassade oder dem Dach geht. Für Balkonkraftwerke gilt das DIY-Prinzip – aber im Zweifelsfall sollten Verbraucher lieber etwas mehr Geld in die Hand nehmen. Ein angeschmortes Kabel klingt zunächst nicht so extrem gefährlich – doch wie bei einem Waldbrand kann schon ein kleiner Fehler gravierende Folgen haben.