Duisburg. Husten ist in der kalten Jahreszeit ein Dauerthema in vielen Familien. Was hilft bei Husten? Wann sollte man zum Arzt gehen? Ein Kinderarzt klärt auf.
- Husten und Erkältung sind im Herbst und Winter Thema Nummer eins in den Kinderarztpraxen.
- Ein Kinderarzt erklärt, was Husten ist und warum Kinder häufiger betroffen sind als Erwachsene.
- Dr. Fangmann gibt Tipps, was hustenden Kindern hilft und wann ein Arztbesuch ratsam ist.
Derzeit hört man ihn überall: Husten. Kinder sind besonders häufig betroffen. Husten ist „Thema Nummer eins“, sagt der Duisburger Kinderarzt Dr. Christoph Fangmann – und einer der häufigsten Gründe, weshalb Eltern mit ihrem Kind in die Praxis kommen. Doch muss das immer sein? Wir haben mit dem Kinderarzt über das Thema gesprochen. Er erklärt, was Husten überhaupt ist, was gegen den Hustenreiz hilft und wann ein Arztbesuch ratsam ist.
Was ist Husten und wie entsteht er?
Husten ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. „Es ist ganz wichtig, dass man sich das klarmacht“, sagt Fangmann. Man müsse schauen, welche Ursache dahintersteckt. „Der häufigste Grund sind banale Infekte der oberen Atemwege, also Virusinfekte“, so der Kinderarzt. Es gebe an die 300 verschiedene Virentypen, die Erkältungen verursachen können.
Daneben können Infekte der unteren Atemwege dahinterstehen, also Bronchitis und Lungenentzündung. Und als dritte Ursache müssen Fremdkörper, wie ein verschluckter Zahn oder aspirierte Kleinteile, in Erwägung gezogen werden: „Geldstücke, Nüsse – wir haben schon alles rausgeholt aus Atemwegen.“
Sind (kleine) Kinder häufiger betroffen als Erwachsene?
Kleinkinder haben häufiger Erkältungen und Husten als Erwachsene. Das liegt laut Fangmann daran, dass Erwachsene in der Regel schon viele Infekte durchgemacht und dadurch eine (Teil-)Immunität haben. Während Mama und Papa nur ein leichtes Kratzen im Hals spüren und die Erkältung nach zwei Tagen schon wieder vorbei ist, wird der Nachwuchs von dem Virus oftmals regelrecht überrannt, mit hohem Fieber – weil der Körper noch keine entsprechende Immunantwort dafür auf Lager hat.
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Warum ist der Husten nachts besonders stark?
Das hat mehrere Gründe. „Das Liegen an sich führt dazu, dass der Speichel nach hinten läuft“, weiß Fangmann. „Außerdem produzieren wir im Schlaf weniger Kortison.“ Das ist ein Stresshormon, „aber es ist auch entzündungshemmend und abschwellend – und das fehlt nachts“. Deshalb komme auch der klassische Pseudokrupp-Anfall zwischen elf Uhr nachts und vier Uhr morgens – jedenfalls zu 95 Prozent.
Was tun bei Husten, wie kann ich meinem Kind helfen?
- „Auf keinen Fall zu viel heizen!“, rät Fangmann. Übermäßige Heizungswärme führe zu trockener Luft und häufig zu einer Austrocknung der Schleimhäute und einer Verstärkung der Symptome. „Also besser eine kühle Atmosphäre schaffen, im Schlafbereich sind 17, 18 Grad ausreichend, im Wohnbereich 21, 22.“
- Am Abend noch einmal eine Runde spazieren gehen: Die kühle Abendluft sei häufig lindernd.
- Viel trinken!
- Abends ein Bad nehmen: Wasserdampf löst den Schleim.
- Dem Kind Geborgenheit und Ruhe geben, einen Gang zurückschalten.
- Nicht empfehlenswert ist laut Fangmann Inhalieren über kochend heißem Wasser: „Das geht bei Kindern immer schief, da habe ich schon die übelsten Verbrühungen gesehen.“ Besser: dampfende Pellkartoffeln in eine Schüssel geben und darüber inhalieren. Selbst wenn eine davon auf die Hose fällt, lässt sie sich schnell wegschnipsen – im Gegensatz zu heißen Flüssigkeiten.
- Einreiben mit Erkältungsbalsam kann auch problematisch sein, weiß der Experte: „Einige wenige Kinder reagieren auf ätherische Öle mit asthmatischen Reaktionen.“
Wie sinnvoll ist Hustensaft?
„Hustensäfte können Symptome lindern, manchmal nutzen sie nicht“, so Fangmann. Tagsüber können gut Präparate zur Schleimlösung gegeben werden, zur Nacht hin gegebenenfalls ein Hustenstiller. „Hustensaft ist aber kein Zaubermittel“, betont der Experte. Man könne generell nur den normalen Verlauf einer Erkältung etwas positiver beeinflussen und die Symptome lindern. „Die Infektdauer lässt sich nicht beeinflussen, da braucht es auch Geduld.“
Die Kunst der Kinderheilkunde sei in vielen Fällen „das intensive Zuwarten“, also einfach nichts zu machen – auch wenn es Eltern schwerfällt. Mindestens 95 Prozent der Infektionen im Kindesalter seien viral. „Dagegen gibt es keine ursächliche Therapie.“
Wie lange dauert Husten, was ist „normal“?
„Die Dauer von Husten ist schwierig zu sagen, weil wir gerade in der jetzigen Jahreszeit häufig von einem Infekt zum nächsten schlittern“, sagt Fangmann. In der aktuellen Infektwelle hätten viele Eltern das Gefühl: Es geht einfach nicht weg, es wird nicht besser! „Das ist auch manchmal wirklich so, dass die Infekte sehr lange dauern und man trotzdem nichts dagegen machen kann, außer die Symptome zu lindern“, so Fangmann. Gegen Viren gibt es keine Medikamente, anders als bei einer bakteriellen Infektion, „da kann man ein Antibiotikum geben und ist dann einigermaßen zügig durch mit der Infektion.“
„Die Dauer von Husten ist schwierig zu sagen, weil wir gerade in der jetzigen Jahreszeit häufig von einem Infekt zum nächsten schlittern.“
Wann ist ein Arztbesuch ratsam?
Das Dilemma ist, dass man als Eltern immer für einen anderen entscheiden muss: Wie ernst ist es jetzt? „Da muss man ‘reinwachsen“, weiß der Kinderarzt. „Man muss selbst Erfahrungen machen und auf das Herz und den Verstand hören.“
Wenn das Kind kein hohes Fieber hat, spielt und sich interessiert zeigt, sei es immer ein gutes Zeichen. Wenn es aber Atemnot bekommt, Fieber, extrem produktiven Husten mit viel Schleim hat oder ein pfeifendes Atemgeräusch zu hören ist, sollte man es einem Arzt vorstellen. Dann könnte beispielsweise eine Bronchitis dahinterstecken.
Wichtig sei auch das Alter eines Kindes: „Ein zehn Monate altes Kind ist anders zu bewerten als ein hustender Zehnjähriger, weil da eine ganz andere Dynamik hintersteckt.“
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