NRW. Was braucht ein Kind zum Schulstart? Wie teuer ist ein Tornister, was kosten Malsachen? Billig ist die Einschulung nicht – aber Sparen geht.

Tornister, Sportzeug, Hefte, Malsachen und dazu noch viele andere Dinge für die Grundschule: Die Einschulung ist nicht billig. Wir stellen eine Vergleichsrechnung auf. Wie teuer ist eine normale Erstausstattung mit einschlägigen Marken – und wie geht's auch günstiger? Wo macht Sparen Sinn?

Der teuerste Posten ist der Tornister. Natürlich tut's auch ein gebrauchter Schulranzen: Das Angebot an Second-Hand-Artikeln ist groß genug, aber nicht alle sind in gutem Zustand. Und es sollte es etwas Solides sein: Je nach Schule tragen die Kinder ziemlich viel Gewicht im Tornister auf ihrem kleinen Rücken. Aber vor allem in Schulen ohne Hausaufgaben bleiben Bücher und Hefte in der Klasse. Dann ist der Ranzen fast leer.

Für unsere Beispiel-Rechnung haben wir normale Ladenpreise für klassische "gute" Marken wie Adidas, Nike, Herlitz, Pelikan, Scout, Uhu, Brunnen oder Sigg mit Discounterware verglichen, wie es sie bei Decathlon, Woolworth, Tedi oder Kik gibt. Aber kurz vor Schulstart hagelt es Angebote – in kaum einem Geschäft kosten Schulartikel dann noch den vollen Preis.

Die Schultüte haben wir nicht berechnet, weil sie oft gebastelt wird und die Füllung sehr individuell ist.

Tornister, Etui, Turnbeutel:

Die teuersten Standard-Ranzen kosten stolze 290 Euro – sie können aber nicht mehr als ein Modell für 120 Euro. Als Online-Schnäppchen gibt's ordentliche Markenware schon ab 70 Euro. Etui, Turnbeutel und gefülltes Mäppchen sind dabei. Ohne Zubehör geht es für 50 Euro. Etuis plus Inhalt gibt's für 15 Euro, ein akzeptabler (Turn-)Beutel findet sich sicher im Haushalt. Budget-Tornister sind zwar nicht so cool und ausgefeilt wie teurere Modelle, aber Träger und Co. tun, was sie sollen. Reflektoren sind (laut Schulranzennorm DIN 58124) auch dran. Von absoluter Billigware sollten Eltern nach Möglichkeit aber die Finger lassen: Die Kinder müssen oft schwer tragen. Da tun schnell Schultern und Rücken weh und der Schulweg wird zur Qual.

Tornisterkauf für Grundschüler: Standardpreise zwischen 70 und 290 Euro.
Tornisterkauf für Grundschüler: Standardpreise zwischen 70 und 290 Euro. © Archiv/dpa

Sportzeug:

Im guten Sportgeschäft ist man für Hallenschuhe (40 Euro), T-Shirt (25 Euro), Shorts (30 Euro) und lange Hose (35 Euro) schnell 130 Euro los. Aber es muss für die Grundschule keine Funktionskleidung sein: Die Kleinen treiben keinen Leistungssport, und die Schuhe sind nach einem halben Jahr zu klein. In sechs Monaten werden die Sportsachen nur 40 Stunden lang getragen – zusammengenommen fünf Schultage am Stück. Daher reichen auch preiswerte Varianten für etwa 25 Euro (Turnschuhe 15 Euro, Shirt 5 Euro, Shorts oder Leggings 5 Euro).

Bastelsachen für den Kunstunterricht:

Für den Kunstunterricht empfehlen Schulen oft bestimmte Marken für Wasserfarbe, Wachsmaler oder Stifte. Das ist für Eltern aber kein Zwang, auch wenn es so scheint. Die Idee: Haben alle Kinder den gleichen Farbkasten, haben auch alle die gleichen Farben – denn die Töne variieren stark. Für Markenware kostet ein "Standardpaket" rund 100 Euro. Wer zu Discounterware greift, ist mit 25 Euro dabei. Berechnet wurden Farbkasten, Wasserbecher, Pinsel, Knete, Wachsmaler, Block, Sammelmappe, Schere, Dosenanspitzer, Klebe, Folienstift, langes Lineal, Kittel und Bastelunterlage. Für den Sparpreis haben wir für Becher und Kittel nichts berechnet, weil es hier auch Hausmittel tun.

Manche Schule empfehlen für Farbkasten und Co. bestimmte Marken – Eltern verpflichtet das aber nicht zum Marken-Kauf.
Manche Schule empfehlen für Farbkasten und Co. bestimmte Marken – Eltern verpflichtet das aber nicht zum Marken-Kauf.

Hefte, Mappen und Umschläge:

In einigen Schulen müssen Eltern eine Pauschale zahlen – das Material kauft dann der Lehrer für alle. Wir berechnen es dennoch und gehen aus von: drei DIN A4-Pappmappen, drei Buchumschläge, zwei Hefte, Schreiblernheft, Mitteilungsheft, Hausaufgabenheft. Wer nicht auf den Preis schaut, ist mit etwa 20 Euro dabei, Sparfüchse schaffen es für 10 Euro.

Frühstück, Hausschuhe und Sonstiges:

Für Brotdose, Trinkflasche, Pantoffeln und Sonstiges (jede Schule hat andere Vorgaben, wir nehmen beispielhaft einen Massageroller) fallen für gute Markenware nochmal 75 Euro an. Wenn's auf den Euro ankommt geht es für sage und schreibe für 25 Euro.

 

Marke/Normalpreis

Discounter

Tornister

290 €

70 €

Sportzeug

130 €

25 €

Basteln

100 €

25 €

Hefte

20 €

9 €

Sonstiges

75 €

25 €

Gesamt:

615 €

154 €

Fazit: An vielen Stellen lässt sich sparen

Wer nicht auf den Preis achtet, kann zum Schulstart mit geschätzt 615 Euro dabei sein. Aber soviel ist es selten, weil man immer hier und da zum preiswerteren Produkt greift oder auf Angebote wartet. Aber billiger als rund 154 Euro geht es (zumindest mit Neuware) kaum – und im laufenden Schuljahr kommen immer wieder Anschaffungen dazu.

Geringverdiener oder Sozialhilfeempfängerinnen stoßen da an Grenzen. Aber das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes hilft. In den letzten fünf Jahren ist der Zuschuss für Schulbedarf von 100 auf 195 Euro gestiegen. Zum Schulstart im August gibt es 130 Euro – zum zweiten Halbjahr im Februar nochmal 65 Euro.

Billigware ist oft ok, muss aber viel aushalten

Aber bei Billigware kommt noch ein Problem dazu: Schulsachen müssen im tosenden Klassenalltag viel aushalten. Wenn die Qualität nicht stimmt, ist das Teil schnell hin. Ob es also wirklich die Plastiktrinkflasche für 1,50 Euro sein muss? Eher nicht. Auch den Billig-Farbkasten für 2 Euro sollte man überdenken: Die Farben decken oft schlecht, weil weniger Pigmente in der Mischung sind.

Bevor das Kind schon kurz nach der Einschulung die Lust auf Schule verliert, sollten Eltern wenn möglich (!) den Preiskampf nicht allzu erbittert führen. Billig macht nicht immer Spaß. Aber es muss auch nicht das Teuerste sein – Discounterware tut's (wie überall im Leben) oft genauso.

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im Juni 2019.