Duisburg-Hochfeld. Eine neue Initiative will die Identität im Duisburger Stadtteil Hochfeld stärken und dafür die IGA 2027 nutzen. Was genau dahintersteckt.
Was macht Hochfeld aus? Wie kann sich der Stadtteil mit all seinen Chancen und Problemen auf der Internationalen Gartenausstellung (IGA) im Rheinpark präsentieren? Die Fragen diskutieren Mitglieder einer neuen, internationalen Initiative im Vorfeld der Ausstellung – gegründet von Bürgern.
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Zur IGA werden allein in Duisburg 2,5 Millionen Besucher erwartet. Die Initiative nennt sich „Interreligiöser Runder Tisch Duisburg“ (IRRT DU) und ist offen für alle, die sich für den Stadtteil mit seinen harten Realitäten engagieren wollen. Der Runde Tisch hat konkret drei Vorschläge, wie sich Menschen aus Hochfeld im Sommer 2027 den Gästen präsentieren können. Die Vorschläge sind das Ergebnis eines „interreligiösen Rundgangs“ durch Hochfeld, zu dem die Initiative eingeladen hat.
Runder Tisch will das Fremde abbauen und die Integration in Duisburg-Hochfeld stärken
Erstens: Weil sowohl Muslime als auch Christen gerne singen, könnten sie gemeinsam einen Chor gründen und bei der IGA auftreten.
Zweiter Vorschlag: Die Hochfelder bieten Führungen durch ihren Stadtteil für Erwachsene und auch speziell für Familien mit Kindern an – und zeigen so ihren Gästen, wie sie Integrationsarbeit leisten.
Drittens könnte der Runde Tisch einen „Garten der Religionen“ schaffen. „Dafür brauchen wir einen Platz mit Zugang zum Wasser und Anwohner, die sich um den Garten kümmern“, sagt Britta Söntgerath, Bürgervertreterin bei der IGA. Die Vorsitzende des Duisburger Flüchtlingsrats erkennt in der IGA die Chance, für Hochfeld eine Identität zu schaffen. Und die wirke hoffentlich weiter, wenn die Ausstellung längst vorbei ist.
„Uns geht es dabei nicht um einen theologischen Diskurs. Wir wollen das Fremde abbauen“, sagt Gründungsmitglied Andreas Fischer von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde im Stadtbezirk Mitte. „Duisburg kann stolz darauf sein, wie viel Energie die Menschen hier in die Integrationsarbeit investieren.“ In der Tat: Am Rundgang mit Stopps in der griechisch-orthodoxen Kirche an der Johanniterstraße, bei der Baustelle des Begegnungszentrums der albanisch-muslimischen Gemeinde an der Heerstraße, im muslimischen Familienbildungszentrum Mina an der Grunewaldstraße und in der Hochfelder Pauluskirche nehmen rund 30 Interessierte teil. Damit hatten die Initiatoren nicht gerechnet.
Dabei sind auch viele, die nicht aus Hochfeld kommen. Was ist ihr Antrieb? „Wir haben die Verantwortung, das Zusammenwachsen der verschiedenen Kulturen zu gestalten“, sagt Wolfgang Böhme von der evangelischen Auferstehungsgemeinde im Duisburger Süden. „Ich bin gekommen, um mich zu vernetzen“, sagt der katholische Pfarrer Andreas Brocke, zurzeit kommissarischer Stadtdechant in Duisburg. Und Anne Breer aus Ungelsheim meint schlicht und ehrlich: „Ich finde das spannend. Hier schlägt das Herz.“
Britta Söntgerath: „Wenn sich die Menschen verbinden, identifizieren sie sich mit Hochfeld“
Der Runde Tisch nutzt die Strukturen, die sich die Gläubigen verschiedener Religionen geschaffen haben. „Wenn wir die Menschen verbinden, identifizieren sie sich mit Hochfeld“, sagt IGA-Beraterin Söntgerath, die Mitglied der griechisch-orthodoxen Gemeinde ist. „Dann passen die Menschen besser aufeinander auf.“ Auch das Entstehen von jugendlichen Banden könne so erschwert oder verhindert werden. Als Mangel hätten die Kirchen identifiziert, dass es für Jugendliche zu wenig Treffpunkte außerhalb der engen Wohnungen gibt – besonders an heißen Sommerabenden.
Gegründet wurde der Runde Tisch Anfang 2021 zu Lockdown-Zeiten von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Mitte, der islamischen Ditib-Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen und der Gesellschaft für Community Organizing. Die Berliner Gesellschaft hat bereits die Schaffung der Bürgerplattform „DU aktiv“ begleitet, ein Netzwerk für bürgerschaftliches Engagement mit dem Slogan „Machen statt meckern“.
Initiative der Bürgerplattform „DU aktiv“ will künftig mehr Öffentlichkeitsarbeit machen
Bisher sind die Macher kaum öffentlich in Erscheinung getreten. Das soll sich nun ändern. Mit-Initiatorin Angelika Fröhling hat die mündliche Zusage des Projekts „Weißt du, wer ich bin“ zur finanziellen Förderung. Geldgeber sind die christlichen Kirchen, der Zentralrat der Juden und der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland. „Die Mittel wollen wir in Öffentlichkeitsarbeit stecken“, sagt Fröhling – also in eine Webseite, die Präsenz in sozialen Medien oder Plakate für Veranstaltungen. So könne die Initiative weiterwachsen. Der lose Kreis trifft sich alle sechs Wochen an unterschiedlichen Orten. Jeder ist eingeladen. Fröhling: „Das Besondere an Duisburg ist, dass hier so viele verschiedene Religionen leben. Da gibt es Probleme – aber auch ein gutes Miteinander.“
>> Das nächste Treffen
• Das nächste Treffen findet am Mittwoch, 20. September, um 18 Uhr im Gemeindesaal der griechisch-orthodoxen Kirche in der Johanniterstraße 48 in Hochfeld statt.
• Anmeldung und Kontakt zum Runden Tisch über Angelika Fröhling unter 0177 861 91 85 oder angelika.froehling@organizing-nrw.de