Düsseldorf. Der Jurist und erfahrene Landespolitiker aus Remscheid ist der erste Kandidat für die Kutschaty-Nachfolge. Weitere dürften folgen.

Die Suche nach einer Nachfolge für den scheidenden SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty geht in die entscheidende Phase: Pünktlich zum Start der Bewerbungsfrist am Dienstag meldete sich ein erster Bewerber: Sven Wolf (47), Jurist aus Remscheid, signalisierte den SPD-Landtagsabgeordneten in einem Bewerbungsschreiben, dass er der Oppositionsführer im Landtag sein möchte.

Wolfs Rat: Nicht in der Selbstbeschäftigung "verheddern"

Die schwarz-grüne Landesregierung sei nicht gefestigt, sagte der Innenexperte, der im Landtag mehrere Untersuchungsausschüsse leitete, dieser Redaktion. „Es heißt, CDU und Grüne arbeiteten geräuschlos. Tatsächlich sind sie ideenlos“, behauptet Wolf und sieht hier eine Chance für die kriselnden Sozialdemokraten.

In seiner Bewerbung rät der Rechtsanwalt der 56-köpfigen SPD-Fraktion, nicht im „Blick nach hinten“ zu verharren. „Wir dürfen uns nun nicht verheddern in einer immer wiederkehrenden und nimmer endenden Beschäftigung mit uns selbst“, schreibt Wolf in dem Brief, der dieser Zeitung vorliegt. Die Sozialdemokraten müssten „öfter aus dem Plenum auf die Plätze“ um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

"Wir stellen die Regierung"

Der Zustand des Staates sei nicht mehr so wie er einmal war, findet Wolf. „Wir alle spüren, wie sich die Stimmung in unserem Land verschlechtert. Die Menschen erwarten einen funktionierenden Staat, der das Gemeinwesen schützt und stärkt, indem er da, wo es nötig ist, eingreift.“ Die Regierung hingegen rede vieles schön oder rede sich raus. „Das lassen wir ihr nicht mehr durchgehen. Wir stellen sie. Wir schlagen vor, wie es besser geht.“

Wolf rechnet offenbar damit, dass er nicht der einzige Bewerber für die Fraktionsführung bleibt. „Ich würde mich freuen, wenn ich mit meiner Kandidatur nicht allein wäre“, steht in seinem Brief.

Bewerbungsfrist endet am 16. Mai

In Fraktionskreisen war am Dienstag zu hören, dass Wolf seine Kandidatur in Eigenregie und ohne große Absprachen mit der Fraktionsspitze oder mit den Parteibezirken vorantreibe. Es wird kolportiert, dass ihn die frühere Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (Mülheim) sowie die Ex-Landtagsabgeordneten Hans-Willi Körfges (Mönchengladbach) und Britta Altenkamp (Essen) unterstützen. Zu den möglichen weiteren Kandidaten für den Fraktionsvorsitz zählen Sarah Philipp (Duisburg), Alexander Vogt (Herne) und Jochen Ott (Köln). Sie haben sich dazu aber bisher nicht öffentlich geäußert.

Die empfohlene Bewerbungsfrist endet am Dienstag, 16. Mai, obwohl sich auch danach noch Kandidaten melden können. Gewählt wird die neue Fraktionsspitze am 23. Mai. Der SPD-Landesverband ist mit seiner Suche nach einer neuen Parteispitze noch nicht so weit. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für den zurückgetretenen Parteichef Thomas Kutschaty wird erst im August gewählt. Sven Wolf will keine Missstimmung aufkommen lassen: Die Fraktion werde „loyal zum neuen Team des Landesvorstandes sein“.