München. In München demaskiert der Ukrainer einmal mehr Putin und spielt Trumps Spiel selbstbewusst mit. Ein bemerkenswerter Stil.

„When they go low, we go high“, hat Ex-First Lady Michelle Obama mal über die politischen Gegner gesagt, in Anspielung auf Trumps herabwürdigendes Verhalten seiner damaligen Konkurrentin Hillary Clinton gegenüber. Man dürfe das Niveau nicht verlieren und sich nicht auf die mobbende Art des Gegenübers einlassen. Mit seinem bemerkenswerten Auftritt bei der Münchner Sicherheitskonferenz hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gezeigt, dass er diese Kunst ebenfalls beherrscht.

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Wladimir Putin demaskierte er einmal mehr als denjenigen, der mit den Ängsten der Ukrainerinnen und Ukrainer spielt – das russische Bombardement des Beton-Sarkophags von Tschernobyl am Freitag war geeignet, die Sorge vor einer weiteren Nuklearkatastrophe zu schüren.

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Madeleine Janssen ist Auslandschefin in der FUNKE Zentralredaktion. © privat | Privat

Dass er es später ablehnte, mit den USA ein Abkommen über die Seltenen Erden zu unterzeichnen, darf als Zeichen der Stärke gewertet werden. Die Vereinbarung schütze die Ukraine nicht, sagte Selenskyj zur Begründung. Stattdessen forderte er, sie müsse Sicherheitsgarantien enthalten. Selenskyj lehnt sich damit weit aus dem Fenster. Er spekuliert darauf, dass er – ganz in der Denke Trumps – eine weitere Verhandlungsrunde drehen kann. Da auch Trump kein Interesse daran hat, in der Ukraine als Verlierer dazustehen, nach allem, was die USA dort investiert haben, könnte Selenskyjs Kalkül aufgehen.

Bei all der Sorge um die Ukraine gelang Selenskyj aber am Samstag eines: Im mittlerweile fast vierten Jahr des Krieges verliert er, der frühere Comedian, den Humor nicht. „Ich habe Trump gesagt, dass Putin Angst vor ihm hat – Putin weiß das jetzt also“, sagte er und grinste. Es ist eine Lässigkeit, von der sich manche Staats- und Regierungschefs in Europa etwas abgucken könnten.