Berlin. Wegen ihres Gewichts wurde Ricarda Lang immer wieder angefeindet. Nun hat sie abgenommen. Über die Gründe spricht sie in einem Interview.

Als Ricarda Lang zusammen mit ihrem Co-Vorsitzenden Omid Nouripour Ende September des vergangenen Jahres ihren Rücktritt ankündigte, wirkte die damals 30-Jährige erschöpft und vom täglichen Politik-Geschäft ausgelaugt. In einem Interview mit der „Zeit“ sprach sie damals über ihren Seelenzustand, bekannte, wie sie sich „traurig, aber auch befreit“ gefühlt habe.

Nun hat die Grünen-Politikerin erneut mit dem Medium gesprochen (Bezahlinhalt), genauer gesagt mit dem „Zeit Magazin“. In dem Interview geht es ausschließlich um ein Thema: ihren Körper. Wie kaum eine andere Politikerin war Lang wegen ihres starken Übergewichts Anfeindungen ausgesetzt. Besonders in den sozialen Medien und insbesondere von Männern. In den vergangenen Monaten hat die Politikerin, die bei den anstehenden Bundestagswahlen im Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd antritt, stark abgenommen. Wie viele Kilos gepurzelt sind, verrät sie im Gespräch nicht. Doch die Fotos, die dem Text beigestellt sind, verraten, dass es viele gewesen sein müssen.

197505_1325_197505_cover.jpg

#8 Ricarda Lang über ihren Rücktritt, Humor und alte Männer

Meine schwerste Entscheidung

Mehr zum Thema Ernährung

  • Expertentipp: Diese antientzündlichen Lebensmittel stoppen vorzeitige Hautalterung
  • Blutzucker im Fokus: Ist Hafermilch wirklich ungesund? Expertin gibt klare Antwort
  • Faltenbeschleuniger: Diese Lebensmittel lassen die Haut schneller altern
  • Anti-Aging: Experten verraten – diese Nährstoffe braucht unsere Haut  

Lang sagt, dass weder ihre Rücktrittsankündigung als Parteivorsitzende noch die Hassbotschaften im Internet der Auslöser gewesen seien. „Das Abnehmen war geplant und hart erarbeitet, schon seit letztem Frühjahr.“ Vor allem die negativen Kommentare hätten sie sogar eher davon abgehalten, sich mit Themen wie Ernährung, Sport oder Gesundheit zu beschäftigen. „Das waren für mich angstbesetzte Themen“, so die Grünen-Politikerin. „Manchmal war auch Trotz dabei, dass ich dachte, nee, von euch lasse ich mich da nicht reindrängen.“ Lang sagte, dass sie vor allem durch Sport und eine gesündere Ernährung abgenommen habe.

Ricarda Lang: Die Welt ist ein bisschen freundlicher geworden

Nun hinterfrage sie auch sich selbst als Symbol der Body-Positivity-Bewegung, sagte Lang. Ihre Präsenz sei sicher wichtig für viele Frauen gewesen. „Jetzt denke ich manchmal: O Gott, verrate ich diese Frauen jetzt? Bin ich jetzt die Person, die Leuten das Gefühl gibt, sie hätten es nur dann geschafft, wenn sie abgenommen haben?“ Lang sagt auch, dass es für Frauen mit höherem Körpergewicht selbstverständlich sein sollte, in der Öffentlichkeit zu stehen, ohne mit Hass überzogen zu werden. Sie habe aber auch nie gesagt, dass „Dicksein das Geilste ever“ sei.

Statement der Grünen-Parteivorsitzenden
Nach mehreren Wahlschlappen der Grünen traten Ricarda Lang und Omid Nouripour im November 2024 als Parteivorsitzende zurück. © Fabian Sommer/dpa | Fabian Sommer

Lang sagt, dass „die Welt ein bisschen freundlicher“ geworden sei, seit sie abgenommen habe. „Ich merke, dass ich mich einfacher bewege. Zur S-Bahn rennen, Freunde im fünften Stock besuchen – auch wenn ich nie ein Fan des fünften Stocks sein werde. Es ist leichter geworden, im Alltag unterwegs zu sein“, sagt die 31-Jährige. Die wichtigste Veränderung sei aber, dass sie ihren Tag nun selbst plane und sich die Zeit besser einteile.

Das Interview ist gleichzeitig eine Liebeserklärung an ihre Mutter. Schon als Kind sei sie wegen ihres Gewichts gehänselt worden, erklärt Lang. „Ich hatte das große Glück, eine extrem unterstützende Mutter zu haben, ich glaube, das hat bei mir ganz viel an psychischen Schäden verhindert. Sie hat mir ein gesundes Selbstbewusstsein mitgegeben und mir nie das Gefühl gegeben, dass ich weniger wert bin, dass ich auf mir rumtrampeln lassen darf“, so Lang.

Seit August des vergangenen Jahres ist Lang mit dem Mathematiker Florian Wilsch verheiratet. Sie könne sich vorstellen, Kinder zu bekommen. „Grundsätzlich gerne, Mutter sein ist was Wunderschönes“, erklärte sie im Dezember in einem Interview mit der Zeitschrift „Bunte“.

tok mit afp