Berlin/Hamburg. Laut einem Bericht schult die Bundeswehr Firmen seit Kurzem für den Fall der Ausweitung des russischen Angriffskrieges. Was ist geplant?

Wie die „FAZ“ berichtet, schult die Bundeswehr seit Kurzem Unternehmen auf Grundlage des von der Politik beschlossenen „Operationsplan Deutschland“. Das Strategiepapier ist in den Details geheim und listet beispielsweise alle Bauwerke und Infrastruktureinrichtungen auf, die aus militärischen Gründen besonders schützenswert sind.

Das Papier enthält konkrete Planungen, wie im Verteidigungsfall vorgegangen werden sollte, oder zuvor schon, im Spannungsfall, also wenn man etwa auf ein russisches Manöver an der Ostflanke der Nato mit Abschreckung reagieren würde, wie die Zeitung weiter schreibt. Deutschland würde dann zur Drehscheibe für Zehntausende, womöglich Hunderttausende Soldaten, die nach Osten transportiert werden müssten, dazu Kriegsmaterial, Lebensmittel, Medikamente.

Im „Operationsplan Deutschland“ wird auch die Rolle der Wirtschaft in einem Verteidigungsfall geregelt. Wie die Zeitung weiter berichtet, gab es nun in der Handelskammer Hamburg eine erste Veranstaltung, in der Unternehmen direkt darauf hingewiesen wurden. Jörn Plischke, Oberstleutnant und Chef des Landeskommandos Hamburg, gab demnach dabei kon­krete Ratschläge. „Bilden Sie auf hundert Mitarbeiter mindestens fünf zusätzliche Lkw-Fahrer aus, die Sie nicht benötigen“, lautet sein Vorschlag nach Informationen der Zeitung. Der Hintergrund: „70 Prozent aller Lastwagen auf Deutschlands Straßen werden von Osteuropäern bewegt. Wenn dort Krieg ist, wo werden dann diese Leute sein?“

Operationsplan Deutschland: Was die Bundeswehr Unternehmen rät

Für den Ernstfall rät der Oberstleutnant, für das eigene Unternehmen einen konkreten Plan zu machen, was von welchen Beschäftigten in Krisenfällen erwartet werde. Zum Selbstschutz sei es wichtig, dass die ganze Belegschaft ein Gefühl für Sicherheitsfragen bekomme. Auch um Autarkie könne man sich bemühen, sagte Plischke und brachte den Dieselgenerator oder ein eigenes Windrad ins Spiel. Der Oberstleutnant versuchte laut der Zeitung Unternehmen in Handel, Industrie und Landwirtschaft „aufzurütteln“. Gespräche wie diese in Hamburg gibt es schon im ganzen Land. „Alle Landeskommandos sind beauftragt mit der Umsetzung“, teilt die Bundeswehr mit.

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Um den Ernst der Situation zu betonen, verweist Plischke auf Drohnenüberflüge und Ausspähversuche, Waffenlagerfunde und Attentatsplanungen auf Topmanager, Sabotage und Cyberangriffe, die „täglich und in steigender Frequenz“ zu beobachten seien. „Shaping the Battlefield“ nenne man das: „Russland hat angefangen, seinen Krieg vorzubereiten.“ In vier bis fünf Jahren werde Russland willens und in der Lage sein, weiter nach Westen anzu­greifen, berichtet Plischke unter Berufung auf die deutschen Nachrichtendienste. (les)