Berlin. Es gibt gute Argumente gegen das Deutschlandticket, vor allem mit Blick auf die Finanzierung. Doch die Vorzüge des Fahrscheins überwiegen.

Das Deutschlandticket ist ein großer Erfolg. Das zeigt allein die Zahl der Abonnenten. 13 Millionen der bundesweit gültigen Zeitkarten für den Nahverkehr belegen den Bedarf an einem einfachen und überall nutzbaren Fahrschein. Vor der Einführung des D-Tickets war die Tariflandschaft zersplittert und kompliziert.

Jetzt lässt sich das Abo einfach digital abschließen und wieder kündigen. Vor allem aber ist die Nutzung des Nahverkehrs für Pendler vielerorts viel günstiger geworden. Führt der Arbeitsweg durch mehrere Landkreise, kostete das schnell weit mehr als 200 Euro im Monat. Momentan bezahlen die Kunden nur 49 Euro, im kommenden Jahr dann 58 Euro. 

Nun stellen Unionspolitiker, allen voran Bayerns Landeschef Markus Söder, das Ticket in Frage. Es droht damit ein Rückschritt in jene Zeiten, in denen jeder Verkehrsverbund seine eigene Tarifstrategie verfolgte und die Preisgestaltung für die Kunden unüberschaubar war, sofern es über die Grenzen des eigenen Gebietes hinausging. Sollten sich die Kritiker durchsetzen, würde die Abschaffung des 49-Euro-Tickets einen verkehrspolitischen Erfolg zunichtemachen.

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Allerdings gibt es gute Argumente gegen die derzeitige Ausgestaltung des Deutschlandtickets. Die Einnahmeverluste haben ein Milliardenloch in die Kassen der Verkehrsunternehmen gerissen, das Bund und Länder nur vergleichsweise kurzfristig und nach zähen Verhandlungen stopften. Da rächt sich, dass der Bund das Ticket durchgesetzt hat, die Finanzierung aber den Ländern aufdrücken wollte.

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Wolfgang Mulke, Wirtschaftskorrespondent © privat | Privat

Die langfristige Sicherung des Deutschlandtickets wird für die Kunden wohl weitere Preiserhöhungen mit sich bringen. Angesichts leerer öffentlicher Kassen und des enormen Investitionsbedarf in die Verkehrsinfrastruktur ist eine massive Subventionierung der Ticketpreise auf Dauer unrealistisch. Ein erster Schritt sollte jedoch ein grundsätzliches Bekenntnis aller Parteien zum Deutschlandticket sein.