Berlin. Die Bundeswehr erhält neue Kampfpanzer mit „Hard Kill“-Schutzsystem aus Israel. Das soll in Sekundenbruchteilen Angriffe eliminieren.
Der deutsche Leopard-Kampfpanzer ist seit Jahrzehnten bei der Bundeswehr im Einsatz – in immer neuen Versionen. Die Bundeswehr bekommt bald eine neue Generation des Kampfpanzers des Herstellers KNDS: den Leopard 2 A7 A1. Eine bedeutende Neuerung ist die Ausrüstung der Panzer mit dem Schutzsystem „Trophy“ des israelischen Herstellers Rafael. Die Bundeswehr sieht darin einen „absoluten Meilenstein für die Panzertruppe in Deutschland“ und spricht von einem „unsichtbaren Schutzschild“ für die Leoparden.
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Zunächst rüstet die Bundeswehr 17 Leopard-Panzer der bestehenden Flotte mit dem neuen System aus, nach Abschluss einer Erprobungsphase soll die Truppe ab Mitte 2025 bis Ende des nächsten Jahres 17 neue Leopard-Panzer vom Typ 2 A7 A1 geliefert bekommen, die mit „Trophy“ ausgestattet sind. Die Bundeswehr erwartet ab kommendem Jahr zudem die Lieferung von 123 Exemplaren der noch moderneren Leopard-Variante 2 A8, bei dem das Schutzsystem bereits integriert ist. Damit soll der Leopard-2-Bestand der Bundeswehr auf 430 Stück anwachsen.
„Trophy“ soll feindliche Geschosse in Sekundenbruchteilen zerstören
„Trophy“ wird als „Hard-Kill-System“ bezeichnet, da es gegnerische Geschosse zerstört. Bei „Soft-Kill-Systemen“ wird ein Angriff beispielsweise mittels Störsender oder Radar abgewehrt. Bei dem neuen Schutz der Leoparden beobachten vier Radarsensoren die Umgebung des Panzers und melden feindliche Geschosse an einen Hochleistungsrechner.
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Dieses „Gehirn“ des Systems entscheidet innerhalb von Sekundenbruchteilen anhand der Flugbahn, ob zum Beispiel ein sich nähernder Lenkflugkörper eine Gefahr für den Panzer und seine Besatzung ist und aktiviert im Ernstfall einen der beiden Werfereinheiten am Turm des Gefährts. „Dieser verschießt seine Ladung in die vorhergesagte Flugbahn des anfliegenden Objekts und bringt es noch vor dem Auftreffen auf das Fahrzeug zur frühzeitigen Detonation“, beschreibt die Bundeswehr das System.
System bietet Schutz gegen Angriffe aus nächster Nähe
Damit verliere das Geschoss den Großteil seiner zerstörerischen Wirkung und könne die Panzerung des Leoparden nicht mehr durchschlagen. Möglich ist jedoch, dass der Panzer von Splittern getroffen wird. „Der gesamte Prozess des Abfangens anfliegender Objekte kann innerhalb von Millisekunden erfolgen, sollte der Panzer aus nächster Nähe beschossen werden“, erklärt die Bundeswehr. Durch diesen Schutz könnten Bodeneinheiten schnell vorrücken, selbst wenn sie tief im feindlichen Gebiet eingesetzt werden, beschreibt der israelische Rüstungskonzern Rafael sein Produkt.
„Dadurch, dass das System täglich in Israel im Einsatz ist, hat es nachgewiesen, wie gut es funktioniert“, erklärt der bei der Bundeswehr für das Projekt Leopard 2 A7 A1 verantwortliche Oberst Gunnar Steinseifer die Entscheidung für „Trophy“ in einer Mitteilung der Bundeswehr. Mit dem „unsichtbaren Schutz“ könnten sich die Leopard-Kampfpanzer freier auf dem Gefechtsfeld bewegen, „ohne beispielsweise Panzerfaustschützen aus kürzester Distanz oder Kampfhubschraubern aus versteckten Stellungen ausgeliefert zu sein“.
Neue Leopard-Kampfpanzer sollen an die Nato-Ostflanke
Einem Bericht des Fachportals „hartpunkt.de“ zufolge will die Bundeswehr mit den neuen Leopard 2 A7 A1 eine Kompanie des Panzerbataillons 203 ausstatten, die an die Nato-Ostflanke nach Litauen verlegt und dort in künftige deutsche Kampftruppenbrigade integriert werden soll. Die Bundeswehr verstärkt in dem baltischen Staat ihre Präsenz als Reaktion auf den russischen Angriff gegen die Ukraine und eine befürchtete Bedrohung auch der Nato durch Russlands Staatschef Wladimir Putin.