Düsseldorf. Seit Jahren fordern Gewerkschaften die Stärkung der Kriminalpolizei in NRW: Jetzt passt das Land seine Ausbildung an für mehr Nachwuchskräfte.
Angesichts immer komplexerer Ermittlungsverfahren plant NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) in der Polizeiausbildung wieder eine deutlich frühzeitigere kriminalistische Spezialisierung. Der neue Landeskriminaldirektor Peter Mosch sprach gegenüber dem Hausmagazin „Streife“ von „einer der größten Veränderungen in der Polizeiausbildung der letzten Jahrzehnte“.
Ab Dezember 2025 soll der aktuelle Berufseinsteiger-Jahrgang beim Studium an der Polizei-Hochschule in seinem dritten und letzten Ausbildungsjahr erstmals zwischen den Schwerpunkten „Einsatz“ und „Ermittlungen“ wählen können. Ab 2026 wird sogar bereits im Bewerbungsverfahren abgefragt, in welchem Arbeitsbereich sich die dann neu eingestellten 3000 Kommissarsanwärter sehen.
Wer „Ermittlungen“ wählt, soll künftig bereits vor Studienbeginn eine Verwendungszusage für die Kriminalpolizei und eine regionale Standortgarantie erhalten. Es bleibt zwar dabei, dass jeder Polizist in NRW nach der Ausbildung zunächst ein Jahr im Wachdienst verbringen muss, um die oft raue Realität auf der Straße kennenzulernen. Berufsanfänger mit dem Interessengebiet „Ermittlungen“ gehen danach aber für mindestens drei Jahre zur Kripo.
Polizeischüler können in NRW bald zwischen „Einsatz“ und „Ermittlung“ wählen
„Um für die Herausforderungen von morgen gewappnet zu sein, müssen wir unsere Kriminalpolizei weiter stärken. Dafür brauchen wir Generalisten, Spezialisten und eine Ausbildung, die zu den Stärken und Interessen der jungen Menschen passt“, sagte Reul unserer Redaktion. Der Innenminister hatte zuletzt immer wieder betont, dass es auch für die NRW-Polizei schwerer werde, auf einem leergefegten Fachkräftemarkt um Talente zu konkurrieren, die perspektivisch komplexe Ermittlungen zu Cybercrime, Organisierter Kriminalität oder internationalen Finanzströmen führen können.
„Wir brauchen Leute, die das Kripo-Handwerk von der Pike auf lernen“, so Reul. Die Ausbildungsreform bot sich an, da der Studiengang „Polizeivollzugsdienst“ an der Hochschule für Polizei und Verwaltung (HSPV) ohnehin neu akkreditiert werden musste. Die Kripo klagte schon länger darüber, dass sich die seit 2017 begonnene massive Aufrüstung des Sicherheitsapparats in NRW zu sehr auf die „sichtbare“ uniformierte Polizei verenge und die kriminalistische Hintergrundarbeit vernachlässige.
In NRW wurde vor über 20 Jahren die einheitliche Polizei-Ausbildung eingeführt
In NRW wurde vor über 20 Jahren die Polizeiausbildung in getrennten S- und K-Studiengängen für Schutzpolizei oder Kriminalpolizei abgeschafft. Seither gibt es einen einheitlichen Studiengang, der Grundlage für eine Laufbahn in allen Polizeibereichen ist. „Die Arbeit in der Kriminalpolizei erfordert ein hohes Maß an Fachlichkeit und Spezialisierung, daher ist es gut, dass diese Inhalte für einen Teil der Studentinnen und Studenten künftig im Studium mehr Raum einnehmen werden“, lobte Landeskriminaldirektor Mosch.
Für den Einstellungsjahrgang 2026 will man mit der neuen Zusage der Spezialisierung „schon auf dem Arbeitsmarkt werben und gezielt junge Menschen für den Beruf der Ermittlerin oder des Ermittlers gewinnen.“