Boulogne/Berlin. Auf dem Weg nach Großbritannien stürzen die Migranten ins Meer. Einige Körper können nur noch tot aus dem Ärmelkanal geborgen werden.

Sie waren auf dem Weg nach Großbritannien. Doch ein Unglück auf dem Ärmelkanal bedeutete für mindstens zwölf Geflüchtete den Tod: Am Dienstagnachmittag bestätigte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin die traurige Nachricht, dass ein Flüchtlingsboot auf dem Ärmelkanal gekentert ist. Alle Insassen seien ins Wasser gestürzt.

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Das Unglück löste vor dem nordfranzösischen Küstenort  Le Portel eine groß angelegte Rettungsaktion mit zahlreichen Schiffen und Hubschraubern aus. Bislang könnten 65 Menschen aus dem Wasser gezogen werden. Zwölf davon hätten nur noch tot geborgen werden können. Zwei weitere Geflüchtete werden vermisst. Die zuständigen Behörden teilten mit, dass die Suche am späten Dienstagnachmittag noch andauert.

20.000 Menschen versuchten im ersten Halbjahr nach Großbritannien zu kommen

Immer wieder versuchen Geflüchtete mit Booten nach Großbritannien zu kommen: Von Januar bis Ende August überquerten mehr als 20.000 Menschen den Ärmelkanal. Das sind nach Angaben des britischen Innenministeriums drei Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2023, aber 18 Prozent weniger als 2022. Die meisten Migranten in diesem Jahr kamen demnach am 18. Juni in Großbritannien an. Damals waren es 882 Menschen an einem Tag.

Überlebende des Bootsunglücks werden an Land gebracht.
Überlebende des Bootsunglücks werden an Land gebracht. © DPA Images | Gareth Fuller

Großbritannien zahlt Frankreich Millionen, um Geflüchtete zurückzuhalten

Mit französischer Hilfe versucht die britische Regierung seit Längerem, die Migration über diese Fluchtroute einzudämmen. Dafür zahlte sie bereits Millionensummen an das Nachbarland. Die konservative Vorgängerregierung wollte Migranten außerdem mit umstrittenen Abschiebepraktiken nach Ruanda abschrecken – ohne Rücksicht auf die tatsächliche Herkunft.

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Die neue britische Regierung unter Premierminister Keir Starmer allerdings, der seit Juli mit seiner sozialdemokratischen Labour-Partei regiert, hat das Vorhaben gekippt, nachdem auch Gerichte und Menschenrechtsorganisationen es scharf kritisiert hatten. Starmer hat dafür angekündigt, stärker gegen Schlepperbanden vorgehen zu wollen. Vor einigen Tagen erst beriet sich Starmer mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron über den Umgang mit der Migration über den Ärmelkanal.