Berlin. In Indien sterben zwölf Bewerber bei einem Eignungstest für die Polizei. Ein Drama, das ein massives Problem des Landes offenlegt.
Für junge Menschen kann es in Indien extrem schwierig sein, einen Job zu finden. Das führt mitunter zu grausamen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt und davon ist offenbar auch das Einstellungsverfahren einiger Polizeidienststellen betroffen. Mit fatalen Folgen: Bei sportlichen Einstellungstests für einen Job im Polizeidienst sind jüngst zwölf Bewerber gestorben.
Die Behörden leiteten am Dienstag eine Untersuchung zu den Vorfällen im östlichen Bundesstaat Jharkhand ein. Die Todesfälle sind symptomatisch für die schwere Arbeitsmarktkrise in dem Land: Die zwölf jungen Männer gehörten zu rund 500.000 Bewerbern, die sich auf nur 583 Stellen beworben hatten.
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Sie starben in den vergangenen zwei Wochen bei einer Reihe von Zehn-Kilometer-Läufen in der feuchten Tropenhitze von Jharkhand. Wie die „Times of India“ berichtete, sprachen Ärzte vor Ort von zahlreichen Krankenhauseinweisungen wegen niedrigen Blutdrucks infolge von Dehydrierung. In ihrem Leitartikel bezeichnete die Zeitung die Todesfälle als „Symptom“ der hohen Arbeitslosigkeit. „Das sind keine Wettbewerbe. Das sind offene Kämpfe ums Überleben – um die Chance, sich den Lebensunterhalt zu sichern.“
Indien: Bewerber greifen immer wieder zu extremen Maßnahmen
Indien ist die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt und aktuell die fünftgrößte. Doch das bevölkerungsreichste Land der Erde hat derzeit große Mühe, genügend Vollzeitstellen und gut bezahlte Arbeitsplätze für Millionen von Menschen zu schaffen. Jharkhand weist eine der höchsten Arbeitslosen- und Armutsquoten des Landes auf.
Regierungsjobs, selbst die einfachsten, sind zudem besonders heiß begehrt, und es gibt regelmäßig Berichte über Bewerber, die extreme Maßnahmen ergreifen. Die Situation öffnet zudem Korruption Tür und Tor. Immer wieder verschulden sich Menschen, um Bestechungsgelder zu zahlen und sich so einen Job zu sichern. Auch für Prüfungsunterlagen bei hart umkämpften Aufnahmeverfahren können hohe Summen fließen.
fmg/AFP