Berlin. Katja Wolf tritt als BSW-Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl in Thüringen an. Infos über ihre Familie, Kinder und Ansichten im Überblick.

Für viele war es eine faustdicke Überraschung, ja mehr noch ein Ärgernis, als Katja Wolf im Januar dieses Jahres ankündigte, die Linkspartei zu verlassen und zum Bündnis Sahra Wagenknecht zu wechseln. Die Linke verlor mit Wolf eine profilierte Kommunalpolitikerin; die 48-Jährige war seit Juli 2012 Oberbürgermeisterin von Eisenach.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow trifft Wolfs Wechsel zur politischen Konkurrenz besonders hart. Seine Chancen, am 1. September im Amt bestätigt zu werden, sind seit der Gründung des Thüringer BSW-Landesverbandes mit einem Schlag pulverisiert worden. In einem Akt der Verzweiflung hatte er Wolf noch im Februar angeboten, in einem möglichen zukünftigen Kabinett einen Ministerinnenposten zu übernehmen. Wolf lehnte ab. Seit 15. März führt sie als Co-Vorsitzende den Landesverband des BSW, geht als Spitzenkandidatin in die Landtagswahl und hat sogar Chancen, Ramelow als Regierungschefin zu beerben.

Katja Wolf: Die wichtigsten Infos zur BSW-Politikerin im Steckbrief

NameKatja Wolf
Geburtsdatum7. März 1976
AmtLandesvorsitzende des BSW Thüringen
ParteiBSW
Parteimitglied seit 2024
Familienstandin einer Partnerschaft, zwei Kinder aus früherer Ehe
WohnortEisenach, Thüringen

Katja Wolf: Was ist über ihr Privatleben bekannt?

Katja Wolf wurde 1976 in Erfurt geboren. Sie wuchs im Norden im Stadtteil Roter Berg auf. Ihr Vater war Brigadier, ihre Mutter Lehrerin. Wolf hat eine fünf Jahre ältere Schwester. Nach dem Studium der Sozialpädagogik zog Wolf noch vor der Jahrtausendwende in den Westen Thüringens, nach Eisenach am Fuße der Wartburg. Aus einer früheren Ehe hat die BSW-Politikerin zwei Kinder.

Sie lebt laut „Thüringer Allgemeine“ aktuell in einer Partnerschaft, hält sich bei Auskünften über ihr Privatleben aber zurück. Bekannt ist immerhin, dass Wolf ihre Freizeit am liebsten in der Natur verbringt – beim Radfahren und Wandern. Laut „Zeit“ ist sie ein ausgesprochener Bergfan und macht deshalb gerne Urlaub in den Alpen, zuletzt zum Beispiel in Bayern.

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Wolfs politischer Werdegang

Wolf erlebte als Jugendliche die gesellschaftlichen Umbrüche der Nachwendezeit, in denen ganze Stadtviertel plötzlich von Neonazi-Banden beherrscht wurden. Die sogenannten „Baseballschlägerjahre“ (Christian Bangel) hinterließen auch im Plattenbauviertel Roter Berg ihre Spuren. Wolf hat gegenüber der „taz“ von der Angst erzählt, die sie damals verspürte.

Noch vor ihrem 16 Geburtstag stellte sie einen Mitgliedsantrag bei der SED-Nachfolgepartei PDS. 1999 zog sie erstmals in den Thüringer Landtag ein, wurde Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses und umweltpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion. Seit 2004 gehörte sie dem Eisenacher Stadtrat an. Von Juli 2012 bis Juni 2024 war sie Oberbürgermeisterin. Bei den Kommunalwahlen trat sie nach ihrem Übertritt zum BSW nicht mehr an. Seit 15. März führt sie zusammen mit Steffen Schütz den Thüringer BSW-Landesverband.

Katja Wolf (l) und Steffen Schütz, Thüringer Landesvorsitzende des Bündnisses Sahra Wagenknecht
Katja Wolf (l) und Steffen Schütz, Thüringer Landesvorsitzende des Bündnisses Sahra Wagenknecht © Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa | Unbekannt

Katja Wolf: Politische Ansichten und Kontroversen

Flirts mit der AfD wird es mit einer Vorsitzenden Katja Wolf nicht geben. Die 48-Jährige gilt als überzeugte Antifaschistin. Während ihrer Zeit als Oberbürgermeisterin von Eisenach verweigerte sie Stadträten von NPD, AfD und der Partei „Die Heimat“ den Handschlag. Das Erstarken der AfD in Thüringen unter einem Vorsitzenden Björn Höcke bezeichnete Wolf als eines ihrer Hauptmotive, dem BSW beizutreten. Sie habe die Gefahr gesehen, dass „am Ende der lachende Vierte im Spiel ein wirklich unerträglicher Höcke ist“, sagte Wolf vor wenigen Wochen dem Bayerischen Rundfunk.

Das BSW begreift Wolf als „eine politische Kraft, die das Thüringer Dilemma auflöst“. Dabei ist die ehemalige Kommunalpolitikerin alles andere als eine Parteisoldatin, die den Willen der Vorsitzenden Sahra Wagenknecht vollstreckt. Wolf wagt es zu widersprechen und Wagenknecht auch zu kritisieren. Deren Boykott der Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj fand sie fragwürdig. Sie würde auch nicht jede Rede von Wageknecht „eins zu eins unterschreiben“, sagt Wolf. Beim Thema Ukraine-Krieg spricht sich Wolf allerdings wie Wagenknecht für Friedensverhandlungen mit Putin aus.

Wenn es um Migration geht, liegt sie ganz auf CDU-Linie. Illegale Migration solle gestoppt werden, Abschiebungen müssten erleichtert werden. Landespolitische Themen sind das aber nicht. Bei denen bleibt das BSW eher schwammig. Weniger Bürokratie soll es geben, mehr Digitalisierung und mehr direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild. All das scheint bei den Menschen in Thüringen anzukommen. Das BSW lag zuletzt bei 21 Prozent, knapp hinter der CDU (23 Prozent) und der AfD (28 Prozent). Überholt das BSW noch die CDU, könnte Thüringens nächste Ministerpräsidentin durchaus Katja Wolf heißen.