Berlin. US-Experte van de Laar erklärt, warum Harris für Trump eine harte Gegnerin sein kann und wie er versucht, sie lächerlich zu machen.
Nach dem Rückzug von Joe Biden gilt Vizepräsidentin Kamala Harris als Favoritin für die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten. Wahlkampf-Experte Julius van de Laar erklärt, warum sie Donald Trump gefährlich werden kann und was ihre Vergangenheit damit zu tun hat.
Herr van de Laar, Donald Trump behauptet, Kamala Harris sei für ihn einfacher zu schlagen als Joe Biden. Hat er Recht?
Julius van de Laar: Das muss er jetzt sagen, um seine Souveränität unter Beweis zu stellen. Aber die Chancen der Demokraten sind mit dem Rücktritt von Joe Biden signifikant gestiegen. Das zeigen auch die Umfragen: Es gibt die ersten Umfragen im Feld, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Donald Trump und Kamala Harris sehen. Ob das nach ihren ersten Auftritten so bleibt, wird sich zeigen – sie darf sich jetzt keine Fehler erlauben.
Name | Kamala Harris |
Geburtsdatum | 20. Oktober 1964 |
Amt | Vize-Präsidentin der USA |
Partei | Demokraten |
Familienstand | verheiratet, zwei Stiefkinder |
Wie wird sich die Trump-Kampagne auf Harris einstellen?
Während wir sprechen, arbeiten die Strategen der Republikaner daran, eine Karikatur von Harris zu zeichnen. Sie werden versuchen, sie als extrem darzustellen, als „woke“. Und sie werden sie angreifen als eine der Hauptverantwortlichen dafür, dass die Grenze im Süden die letzten dreieinhalb Jahre offenstand. Diese Grenze war eines der Hauptthemen in ihrem Aufgaben-Portfolio als Vizepräsidentin, und Migration ist eines der wichtigsten Themen für die republikanische Basis.
Harris ist schwarz und eine Frau. Welche Rolle wird das im Wahlkampf spielen?
Es gibt bereits erste Videos, die versuchen, die Art, wie sie lacht, ins Lächerliche zu ziehen. Auf einer Wahlkampfveranstaltung gestern hat Trump sie als „crazy“ bezeichnet, als verrückt, und ihr Lachen als Beleg dafür genommen. Es wird in diesem Wahlkampf selbstverständlich auch persönlich werden, es wird unter die Gürtellinie gehen. Aus Harris‘ Sicht ist es dennoch sinnvoll, zu Beginn ihrer Kandidatur sicherzustellen, dass sie Afroamerikaner konkret anspricht, denn die sind ein wichtiger Teil der Parteibasis.
Wie schnell kann die demokratische Partei umschalten und ihre Kampagne auf Harris zuschneiden?
Komplett neu ist Kamala Harris ja nicht, sie hat seit Anfang des Jahres mit Joe Biden kandidiert, war die vergangenen dreieinhalb Jahre dessen Vizepräsidentin und hat auch 2020 mit Biden den Wahlkampf bestritten. Viele Aspekte in dieser Kampagne sind also bereits auf sie abgestimmt. Leute, die den Parteitag mitorganisieren, sagen mir, dass sich das grundlegende Design der Veranstaltung nicht ändern wird. Die Botschaft wird allerdings leicht abgewandelt: Donald Trump ist alt und abgestanden – ein Ticket zurück in die Vergangenheit. Kamala Harris hingegen ist jung und frisch. Was für ein Befreiungsschlag das für die Demokraten war, zeigt sich übrigens auch an den Spenden: Über die Plattform Act Blue, über die die Partei Kleinspenden sammelt, sind allein in den ersten Stunden nach Bidens Erklärung fast 50 Millionen Dollar reingekommen.
Was bedeutet es für Trump persönlich, gegen eine Frau anzutreten?
Er hat mit Hillary Clinton schon einmal gegen eine Frau kandidiert. Und diese Kampagne hat er gewonnen. Jetzt hat er eine Gegnerin, die, auch durch ihre Vergangenheit als Staatsanwältin, Argumente sehr scharf artikulieren kann – anders als Joe Biden, der zuletzt nicht mehr über die Fähigkeiten verfügte, Argumente stringent zu formulieren. Ich glaube also nicht, dass sie eine einfachere Gegnerin ist, wie Trump behauptet. Aber für ihn geht es nach wie vor um alles, um seine Freiheit.
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