Berlin. Der Wolfsgruß-Jubel eines türkischen Spielers bei der EM sorgte für Ärger. Nun reist Präsident Erdogan kurzfristig nach Berlin.
Nach der scharfen Kritik am Torjubel des türkischen Fußball-Nationalspielers Merih Demiral bei der EM will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (70) kurzfristig nach Berlin reisen, um sich das Viertelfinalspiel Türkei gegen die Niederlande (Samstag, 21 Uhr) im Olympiastadion anzuschauen.
Erdogan sagte dafür seine geplante Reise nach Aserbaidschan ab, wie die Deutsche Presse-Agentur aus informierten Kreisen erfuhr. In türkischen Medien hieß es, Grund sei die Debatte über den sogenannten Wolfsgruß, den Demiral mit seinem Torjubel ausgelöst hatte. Erdogan wolle der türkischen Mannschaft den Rücken stärken.
Demiral hatte am Dienstag beim 2:1 im Achtelfinale gegen Österreich nach seinem zweiten Tor in Leipzig den sogenannten Wolfsgruß gezeigt, der unter anderem einer rechtsextremistischen Bewegung zugeordnet wird. Unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kritisierte dies scharf.
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Unterdessen hat der Wolfsgruß weitere diplomatische Folgen. Wie eine Ministeriumssprecherin laut Reuters mitteilte, wurde der türkische Botschafter ins Auswärtige Amt einbestellt. Der deutsche Botschafter wiederum wurde am Mittwoch in Ankara einbestellt. Deutschland wird von der Türkei „Fremdenfeindlichkeit“ vorgeworfen.
Der 26 Jahre alte Demiral hatte mit beiden Händen das Zeichen und Symbol der „Grauen Wölfe“ geformt. Als „Graue Wölfe“ werden die Anhänger der rechtsextremistischen „Ülkücü-Bewegung“ bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Erdogan.
Der Gruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit und das Sympathisieren mit der Bewegung und ihrer Ideologie aus. Demiral hatte gesagt, dass er mit der Geste nur zeigen wolle, dass er stolz sei, Türke zu sein, und keine versteckte Botschaft dahinterstecke.
Zuletzt war der Wolfsgruß in der Türkei auch von Teilen der Opposition verwendet worden, um Nationalisten anzusprechen – etwa im Wahlkampf vom früheren Präsidentschaftskandidaten Kemal Kilicdaroglu, der der religiösen Minderheit der Aleviten angehört.
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