Berlin. Vor laufender Kamera nennt der SPD-Chef die AfD „Nazis“. Die Chefin reagiert empört – etwas Schützenhilfe kommt von Sahra Wagenknecht.
Der Ton war in der „Elefantenrunde“ beim Sender n-tv rau. In der Zusammenkunft der Parteichefs und -chefinnen nach der Europawahl gerieten Lars Klingbeil (SPD) und die AfD-Vorsitzende Alice Weidel scharf aneinander. Klingbeil, dessen Kanzlerpartei eine derbe Niederlage hatte hinnehmen müssen, betitelte Weidel und die Partei rundheraus als „Nazis“. Die reagierte erwartbar empört.
Klingbeil sagte auf die Frage, ob er bei der Bundestagswahl 2025 mit einem ähnlichen Ergebnis wie bei der Europawahl rechne, beides könne nicht miteinander verglichen werden.
„Ich glaube auch, dass das Ergebnis der Europawahl viele Menschen noch mal wachrüttelt, dass die Nazis bei dieser Wahl stärker geworden sind und ich glaube, da wachen viele auf und kämpfen für die Demokratie“, fügte der SPD-Vorsitzende hinzu.
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Weidel reagiert empört: „Unverschämtheit“
„Wen meinen Sie denn damit?“, fragte Weidel daraufhin scharf zurück. „Das wissen Sie, dass ich die AfD und Sie meine“, entgegnete Klingbeil. Und auf Weidels Rückfrage: „Sie haben mich und die Partei gerade als Nazis bezeichnet?“, legte der SPD-Chef noch einmal mit einem klaren „Ja“ nach. Weidel sprach daraufhin von einer „Unverschämtheit“.
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BSW-Chefin Sahra Wagenknecht plädierte dann für einen „differenzierten Umgang“ mit der AfD, stellte allerdings klar, dass die Partei Menschen „in ihren Reihen hat, die man einen Faschisten nennen kann“ und wies auf den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke sowie den SS-Apologeten und EU-Spitzenkandidaten Maximilian Krah hin.
Die AfD ist in Teilen von Verfassungsschutzbehörden als gesichert rechtsextrem eingestuft. Die gesamte Partei wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall beobachtet.
Gegenwind bei Social Media
In den Sozialen Medien stieß Klingbeils Einlassung auf ein eher geteiltes Echo. Gerade bei X, dem ehemaligen Twitter, bekam der SPD-Chef einigen Gegenwind. „Verbale Entgleisung“, „unfassbar“ und „schlechter Verlierer“ gehörten noch zu den schmeichelhafteren User-Reaktionen. Auch Zustimmung gab es, „er hat vollkommen recht“, die AfD sei eine „Nazi-Partei“, die Europa abschaffen wolle, schrieb etwa einer.
Klingbeils SPD kam bei der Europawahl auf Platz drei, hinter der AfD und der Union. Mit den Grünen hat außerdem eine weitere Regierungspartei ein verheerendes Wahlergebnis eingefahren. Sie rutschten ab, von vormals 20,5 auf nun 11,9 Prozent. Lediglich die FDP konnte sich vergleichsweise gut behaupten, und büßte nur 0,2 Prozent Stimmenanteil ein.
pcl/afp