Mannheim. Bei dem Messer-Vorfall in Mannheim hat die Polizei Aussagen der AfD eingeordnet. Nun äußert sich auch der angegriffene Politiker.
Nach dem Angriff auf den AfD-Politiker Heinrich Koch in Mannheim ist der 25 Jahre alte Tatverdächtige nach Angaben der Ermittler in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht worden. Bei der Festnahme habe es deutliche Hinweise auf eine psychische Erkrankung gegeben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. „Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand liegen keine konkreten Hinweise vor, dass der Tatverdächtige bei dem Angriff erkannt hatte, dass es sich bei dem Geschädigten um einen AfD-Politiker handelt.“
Die rechtspopulistische Partei hatte zunächst von einer Attacke von Linksextremisten gesprochen – diesen Angaben widerspricht die Polizei nun. Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag, Anton Baron, bewertete die Messerattacke trotzdem als Ausdruck totalitärer Machtphantasien: „Egal ob Islamismus oder Linksextremismus – wer weder Meinungsfreiheit akzeptiert noch vernünftige Argumente hat, greift inzwischen zum Messer. Das ist bestürzend und zeigt, wie tief die Spaltung unserer Gesellschaft inzwischen vorangeschritten ist.“
Der AfD-Politiker Koch wurde nach Angaben aus der Gemeinderatsfraktion am Ohr und Bauch verletzt. Er hat nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus die Tat aus seiner Sicht geschildert. Er habe nach einer Veranstaltung am späten Dienstagabend in Mannheim mehrere Männer entdeckt, einer davon sei mit AfD-Plakaten unterwegs gewesen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er habe Umstehende gebeten, die Polizei zu informieren, dann sei er dem Mann mit den Plakaten hinterher. „Ich dachte, ich muss die einfach stellen.“
Messer-Vorfall in Mannheim: AfD-Politiker äußert sich
Koch sagte, er habe sein Handyvideo angeschaltet – „auch als Eigensicherung“. Er habe zunächst nicht erkannt, dass der junge Mann mit den Plakaten ein Messer in der Hand habe, habe sich dann aber automatisch geschützt und weggedreht. Seine Schnittverletzungen am Ohr und am Bauch habe er zunächst nicht wahrgenommen, er sei dem flüchtenden Verdächtigen nochmals hinterhergelaufen. „Das habe ich nicht gemerkt im Adrenalinrausch, ich wollte ihn stellen.“ Dann sei aber die Polizei schnell vor Ort gewesen. Koch gab an, er sei Fallschirmjägeroffizier als Oberstleutnant der Reserve und habe eine Ausbildung im Nahkampf genossen.
Auf einem Video, das der dpa von der AfD weitergegeben wurde und das offenbar vom verletzten AfD-Kandidaten selbst gefilmt wurde, ist zu sehen, wie der Filmer einem jüngeren Mann über den Marktplatz hinterherläuft und schreit: „Stopp! Bleiben Sie stehen!“ Der jüngere Mann trägt mehrere AfD-Wahlplakate unter dem Arm und hat mutmaßlich ein Teppich- bzw. Cuttermesser in der Hand. „Sofort hinlegen!“, ruft der Filmende. Dann entsteht ein Handgemenge. Zu sehen ist, wie der Mann mit dem Messer ausholt, die restlichen Bilder sind verwackelt.
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Nach Angaben der AfD waren insgesamt drei Personen beteiligt, zwei konnten flüchten. Polizisten konnten den Tatverdächtigen festnehmen. Er habe keinen Widerstand geleistet. Die Staatsanwaltschaft will einen Unterbringungsbefehl beim Amtsgericht beantragen.
In der vergangenen Woche war es in Mannheim zu einem verheerenden Messer-Angriff durch einen offenbar islamistisch motivierten Täter gekommen. Ein Polizist erlag wenige Tage später seinen schweren Verletzungen. Zudem hatten in den vergangenen Wochen Angriffe auf Politikerinnen und Politiker für Aufsehen gesorgt. Unter anderem wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen.