Berlin. Wer Fremdsprachen spricht, ist offener für andere Kulturen – auch in Deutschland. Jedoch ist die Sprachkompetenz ungleich verteilt.

Wer Fremdsprachen lernt, ist offener, zeigt eine höhere Toleranz gegenüber anderen Kulturen und fühlt sich mit Europa verbunden: Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Yougov-Umfrage im Auftrag der Sprachlernplattform Babbel. Für die Studie, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt, wurden 2000 Menschen zu ihren Fremdsprachenkenntnissen, ihrer Haltung zu Europa, zur Bedeutung von Künstlicher Intelligenz beim Umgang mit Fremdsprachen und ihrer politischen Präferenz befragt.

Demnach sprechen die Menschen in Deutschland im Durchschnitt mehr als zwei Sprachen. Besonders die jüngere Bevölkerung hat neben der Muttersprache mindestens eine weitere Sprache gelernt, heißt es in der Studie. Die Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren spricht im Schnitt 2,7 Sprachen, die jüngere „Generation Z“ durchschnittlich sogar 2,6 Sprachen. 5,3 Prozent der Deutschen spricht mehr als fünf Sprachen.  

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Je vielfältiger die Fremdsprachenkenntnisse sind, desto größer ist die Verbundenheit mit Europa. Und: besonders gering ist die Fremdsprachenkompetenz mit 1,9 bei AfD-Wählern ausgeprägt.

Studie: Russisch sprechen nur sechs Prozent der Deutschen

Nicht überraschend: Englisch ist die am weitesten verbreitete Fremdsprache, heißt es in der Studie. 64,9 Prozent der Deutschen gaben an, sie gelernt zu haben. Bei den 18-24-Jährigen spielt außerdem Spanisch mit fast 20 Prozent eine große Rolle. Innerhalb der Gesamtbevölkerung spricht knapp jeder Zehnte Spanisch. Auf Französisch können sich 17 Prozent verständigen, auf Russisch sechs Prozent und auf Italienisch 5,8 Prozent.

Fremdsprachenkenntnisse in Türkisch gaben 3,3 Prozent der Befragten an. Insgesamt werden 60 Sprachen in Deutschland gesprochen, darunter Farsi, schottisches Gälisch, Tamil oder Jiddisch. „Je mehr wir uns mit anderen Ländern und ihrer Kultur und Sprache auseinandersetzen, desto toleranter und offener können wir uns entwickeln“, kommentiert Maren Pauli, Didaktik-Chefin des Sprachlern-Unternehmens, die Ergebnisse.

7,8 Prozent der Menschen in Deutschland sind zwei- oder mehrsprachig aufgewachsen. Besonders häufig ist die Kombination Deutsch-Englisch vertreten (3,9 Prozent), gefolgt von Türkisch (2,4 Prozent), Russisch (1,7 Prozent), Französisch (1,3 Prozent) und Polnisch (1,3 Prozent).

KI erleichtert den Zugang zu Sprachen und fördert das Interesse

Dass Englisch erneut vorn liegt, obwohl der türkische Migrationshintergrund am häufigsten vorkommt, könne am bilingualen Schulunterricht liegen, am Besuch von internationalen Schulen oder längeren Auslandsaufenthalten im Rahmen der Ausbildung, heißt es aus dem Unternehmen. Dabei habe sich womöglich eine Sprachkompetenz entwickelt, die der Muttersprache gleichkomme.

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Wenn die Fremdsprachenkenntnisse nicht ausreichen, hilft KI weiter. © iStock | Viktoriia Hnatiuk

Obwohl für die jüngere Bevölkerung der Fremdspracherwerb eine besonders große Rolle spielt, glauben die 18- 34-Jährigen, dass Künstliche Intelligenz das Lernen von Sprachen in Zukunft überflüssig macht. Ein Drittel der Befragten gibt an, Übersetzungstools wie Google oder Deepl zu nutzen.

Für das Unternehmen Babbel ist dies nur scheinbar paradox: Bei den meisten Menschen steige das Interesse an Fremdsprachen, je mehr sie damit in Verbindung kämen – und KI-Tools erleichterten den Zugang beträchtlich. Markus Witte, Mitgründer von Babbel: „Die Welt wird vernetzter und auch verbundener. Wir werden und weiterhin oder gar vermehrt für andere Menschen, deren Kultur, Innenwelt und Sprache interessieren.“