Berlin. Die Ukraine braucht Kampfjets für ihre Offensive und um Angriffe mit Gleitbomben abzuwehren. Was man sich in Kiew von der F-16 erhofft.
- Mehrere Staaten wollen der Ukraine Jets vom Typ F-16 liefern
- Was können die Maschinen?
- Welche Rolle spielen sie im Krieg?
Mehrere Staaten wollen der Ukraine mit Militärflugzeugen des Typs F-16 helfen: die Niederlande, Dänemark, Belgien, Portugal. Die Hinweise mehren sich, dass die Lieferung unmittelbar bevorsteht.
Zum einen geht die monatelange Ausbildung der Piloten zu Ende. Zum anderen fällt auf, dass die Ukraine zuletzt gezielt russische Radaranlagen unter Beschuss genommen hat. Um den Luftraum besser zu kontrollieren, hat ihr Schweden zwei Spezialmaschinen gespendet. Was kann die F-16? Ist sie der Gamechanger?
Lesen Sie dazu: Ukraine-Krieg: Zwei Spezialflieger gegen Putins Lufthoheit
„Es gibt im Krieg keine magischen Waffen“
Der frühere Generalstabschef der US-Streitkräfte, General Mark Milley, sagte einmal; „Es gibt im Krieg keine magischen Waffen. Weder die F-16 noch irgendeine andere.“ Für die Kampfmoral ist jede Waffenlieferung wichtig. Auf den Schlachtfeldern können die Jets helfen, die russische Offensive zu bremsen. Entscheidend ist, dass vorher die russische Luftabwehr geschwächt ist. Sonst haben die F-16 schon beim Start ein Problem.
Die Amerikaner profitieren vom Kampfjet-Deal
Es sind Flugzeuge aus amerikanischer Produktion. Deshalb mussten die Lieferstaaten die formale Zustimmung der USA abwarten. Viele planen, ihre alternden F-16 durch die moderneren F-35 zu ersetzen. In manchen Staaten basteln sich die Luftwaffen mit der Zusage ihre Sachzwänge, um modernere Jets zu bestellen. Es ist ein Geschäft, bei dem alle Seiten gewinnen. Für die US-Rüstungsindustrie dürfte der Ukraine-Krieg volle Auftragsbücher bedeuten.
Lesen Sie auch: Tarnkappenjet F-35 : Kosten, Hersteller und Fähigkeiten
Von der knapp 15 Meter langen Maschine, die im Idealfall mit doppelter Schallgeschwindigkeit fliegt, gibt es weltweit viele Exemplare. Seit Beginn der Serienproduktion 1976 wurden über 4500 Stück gebaut. Weit über 20 Staaten haben den relativ günstigen Jet – Stückpreis: rund 30 Millionen Euro – in ihren Beständen.
Vorteil Nummer 1: Große Mengen an Ersatzteilen und geübtes Fachpersonal liegen vor. Vorteil Nummer 2: Viele Staaten können sich an einer „Kampfjet-Koalition“ beteiligen.
Die F-16 sind moderner als die bisherigen Jets der Ukraine. Sie verfügen über leistungsstärkere Radare und werden mit westlichen Luft-Luft- und Luft-Boden-Raketen sowie Marschflugkörpern bewaffnet. Es wird nicht an die groß publik gemacht, aber es ist offensichtlich, dass mit der F-16 die Militärs in Kiew an Nato-Standards herangeführt werden.
Der Jet wird vom amerikanischen Unternehmen Lockheed Martin hergestellt. US-Präsident Joe Biden verlässt sich auf die Zusicherung, dass die Ukraine nicht russisches Territorium angreifen wolle, sondern die Flugzeuge nur zur Verteidigung nutzen wird.
Besserer Schutz gegen Distanzwaffen und Gleitbomben
Zwar sind die Maschinen relativ robust. Für den Einsatz auf improvisierten Start- und Landefeldern sind sie eigentlich nicht gebaut worden. Sie brauchen geeignete Start- und Landebahnen. Wie viele der Ukraine zur Verfügung stehen, ist unklar. Ihr Schutz ist ein Problem. Offenbar hat Russland zuletzt in der Ukraine gezielt Orte angegriffen, an denen Vorbereitungen für F-16-Starts getroffen werden.
Mit der F-16 gewinnt die ukrainische Luftwaffe an Reichweite – mit einem Einsatzradius von bis zu 900 Kilometern. Mit den zuletzt von Großbritannien zugesicherten luftgestützten Cruise-Missiles vom Typ „Storm Shadow“ in Kombination mit der F-16 ändert sich viel. Die Ukraine wäre dann in der Lage, ihrerseits mit Distanzwaffen russische Einrichtungen zu bekämpfen, Drohnen und Flugzeuge des Gegners aus sicherer Distanz anzugreifen und nicht zuletzt eine Bodenoffensive zu unterstützen.