Erfurt. Ein Duell. Ein Sieger. Ein Verlierer. Doch so klar ist es nicht. Dennoch war das Format ein Erfolg. Daran ändert auch „Gehacktes“ nichts.
- Björn Höcke und Mario Voigt wagten sich am Donnerstag bei Welt TV an ein TV-Duell
- Rund zwei Stunden lieferten sich AfD- und der CDU-Politiker ein Wortgefecht nach dem anderen
- Dabei kristallisierte sich das Format als äußerst sinnvoll heraus
Es war hektisch. Es war wild. Es wurde sich ins Wort gefallen. Es war ein Schlagabtausch. Und, es war zum Teil ein heilloses Durcheinander, was auch dem Moderatorenteam zuzuschreiben ist.
Es wäre an dieser Stelle müßig, in Gänze auf die ausgetauschten Argumente, Floskeln oder Phrasen einzugehen. Der Live-Ticker der „Thüringer Allgemeine“, die zur Funke Mediengruppe gehört, bietet einen guten Überblick. Am Ende mag es auch eine Petitesse sein, dass in den sozialen Netzwerken „Gehacktes“ trendete. Doch es war eben auch ein deutliches Signal Voigts, der seiner Strategie nachging, sich als Thüringer Original zu positionieren und Höcke als Westimport zu entlarven, der hier ein geeignetes Spielfeld gefunden hat, um seine völkischen Ideologien salonfähig zu machen.
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Voigt lockt Höcke aus der Reserve
Voigt ist es gelungen, Höcke aus der Reserve zu locken, der in Teilen sehr emotional und auch unsicher wirkte.
Auch fiel es dem AfD-Mann schwer, mit Agitation zu punkten. Denn fallengelassene Begriffe wie „Sozialstaatmagnet“ oder „Weltsozialamt“ funktionieren in sozialen Netzwerken, wo eine kurze Aufmerksamkeitsspanne ausgenutzt wird. In einem einstündigen Format aber bleibt derartige Rhetorik nur eine Momentaufnahme. Höcke sah sich einer Situation ausgesetzt, die er durch konsequente Kontaktvermeidung mit traditionellen Medien so nicht mehr kannte. Er setzt auf alternative Medien, in denen er unwidersprochen seine vermeintlich souveränen Monologe halten kann. Hier musste er reagieren.
Dieses Duell wird sicher nicht so durchdringend und inhaltlich dauerhaft in Erinnerung bleiben, dass Menschen von diesem Abend ihre Wahlentscheidung abhängig machen. Aber es ist gelungen, zu beweisen, dass eine Auseinandersetzung mit der AfD sinnvoll sein kann. Und das in Medien, die eine Diskussion zulassen und nicht in alternativen Medien, in denen atemlos agitiert werden kann.
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Der bisherige Ministerpräsident ist längst nicht abzuschreiben
Klar werden CDU und AfD versuchen, die Deutungshoheit über Sieg und Niederlage zu bestimmen und ihre Lager zu mobilisieren. Das ist erwartbares politisches Geschäft. So wird es wenig überraschend sein, dass Höcke seine erzwungenen Rechtfertigungen auf die vermeintliche Einengung der Debatte oder unfaire Moderation schieben wird. In der Tat ist leider der Eindruck drei gegen einen entstanden.
Thüringen kam zu kurz. Es kann erwartet werden, dass der Landtagswahlkampf von großen Themen bestimmt sein wird, die aber nicht in Thüringen entschieden werden. Allerdings werden sich alle Parteien getrieben sehen, genau diese Themen zu bedienen, um sie nicht der AfD zu überlassen.
Dieses hektische Duell, das keinen Sieger hat, kann Bodo Ramelow, den Voigt mit diesem Format aus dem Rennen nehmen wollte, eigentlich nur gelegen kommen. Der bisherige Ministerpräsident ist längst nicht abzuschreiben.
Dieser Artikel erschien zuerst bei der „Thüringer Allgemeine“.