Rom. Eike Schmidt hat sich in der Kulturszene weltweit einen Namen gemacht, nun will er Bürgermeister werden – und mancher wittert „Verrat“.
- Als Direktor hat Eike Schmidt die Uffizien erfolgreicher gemacht
- Nun hat er neue Pläne: Er will für Melonis Partei Bürgermeister von Florenz werden
- Das stößt nicht überall auf Begeisterung
Acht Jahre hat er in den Uffizien in Florenz, dem meistbesuchten Museum Italiens, regiert. Jetzt will Eike Schmidt auch zum Bürgermeister der Stadt in der Toskana aufrücken. Nach monatelangen Spekulationen kündigte der gebürtige Freiburger, der erst im November die italienische Staatsbürgerschaft erhalten hat, seine Kandidatur für die Bürgermeisterwahl am 8. und 9. Juni an. Der 56-Jährige gehört zu den angesehensten Kulturmanagern der Welt. Nun geht Schmidt für das Mitte-Rechts-Lager von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ins Rennen.
Derzeit wird die 360.000-Einwohner-Stadt von der Linken regiert. Den Umfragen nach zu urteilen, könnte es aber zu einem Wechsel kommen. Schmidts erklärtes Ziel ist, seine Wahlheimat Florenz in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Schluss mit Massentourismus, Fast Food und billigen Souvenirgeschäften im Stadtzentrum: Schmidt verspricht seinen Wählerinnen und Wählern eine Renaissance für die einstige Stadt der Medici-Herrscher.
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Von 2015 bis zum vergangenen Dezember hat der Deutsche die Uffizien in Florenz geführt, inzwischen ist er Direktor des Capodimonte-Museums in Neapel. Seine Frau ist Italienerin, die beiden lernten sich in den 1990er Jahren in Florenz kennen, als beide an ihrer Diplomarbeit arbeiteten. Das Paar heiratete Jahre später in den USA. Zu Schmidts früheren Stationen gehören auch Museen in Washington und Los Angeles. An der Humboldt-Universität in Berlin hat er eine Honorarprofessur.
Schmidt will weniger Schlaglöcher und Souvenir-Shops
Offen kritisiert Schmidt die Arbeit des scheidenden sozialdemokratischen Bürgermeisters Dario Nardella – vor allem die Sicherheit und Infrastruktur will er als Bürgermeister verbessern. Die Schlaglöcher auf den Straßen seien ein Problem, sagt er. Dem Massentourismus will er nicht mit Zugangsbeschränkungen oder Eintrittsgeld für Tagestouristen wie in Venedig beikommen, sondern mit der „Verteilung des touristischen Angebots“ über die gesamte Stadt und übers Jahr hinweg.
Schmidt, der perfekt und fast akzentlos Italienisch spricht, will als parteiloser Kandidat für eine Allianz aus Rechtsparteien antreten, obwohl er sich selbst als „Mann der Mitte“ bezeichnet. Berührungsängste mit der postfaschistischen Regierungspartei um Meloni hat Schmidt nicht, obwohl er sich selbst als „antifaschistisch“ und „antinazistisch“ bezeichnet. Schmidt zeigt aber große Sympathie für Meloni, er bewundere die „Realpolitik“ der Rechtspopulistin.
Die Kandidatur des Deutschen sorgt für Aufregung: Denn erst vor wenigen Wochen hat Schmidt seine Stelle als Direktor des prestigereichen Capodimonte-Museums von Neapel angetreten. „Nächste Woche werde ich nach Neapel zurückkehren, wahrscheinlich zum letzten Mal, ich werde um Urlaub bitten. Ich denke, dass ich Mitte April zu 100 Prozent im Wahlkampf in Florenz engagiert sein werde“, betonte der 56-Jährige im Gespräch mit der Tageszeitung „Corriere della Sera“. In Neapel löste er damit reichlich Ärger aus. Der Präsident der Region Kampanien, zu der Neapel gehört, sprach offen von „Verrat“.
Auch Wien handelte sich kurzfristig einen Korb ein
Wegen seiner plötzlichen Wendungen ist Schmidt bereits international bekannt. So wurde er 2017 zum Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums in Wien als Nachfolger von Sabine Haag designiert. Durch veränderte politische Verhältnisse in Italien – und insbesondere eine durchgesetzte Museumsreform, die Chefposten für ausländische Manager an italienischen Museen ermöglichte – sah Schmidt eine Verlängerung seines Mandats in Florenz in Reichweite. Also sagte er kurzfristig in Wien ab. So begann er 2019 sein zweites Mandat in den Uffizien, das im Dezember allerdings endgültig auslief.
Unter Schmidts Leitung konnten die Uffizien ihre Besucherzahl enorm erhöhen. Der Kulturmanager hat sich für die Modernisierung und Digitalisierung des Museums mit voller Kraft eingesetzt, das im vergangenen Jahr einen Besucherrekord von über fünf Millionen Touristen meldete. Den Uffizien bescherte das Einnahmen in Höhe von 60 Millionen Euro.
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