Berlin. Der Altkanzler kann durchaus auf ein politisches Vermächtnis blicken. Was ihm andere als Fehler auslegen: für Schröder kein Thema.
Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) bereut auch fast zwei Jahrzehnte nach dem Ende seiner politischen Laufbahn keine wichtige Entscheidung, die er in seiner aktiven Zeit getroffen hat. „Mir fällt zurzeit keine ein, muss ich sagen, keine von Bedeutung, die ich so nicht wieder treffen würde“, sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur kurz vor seinem 80. Geburtstag.
Er fügte allerdings hinzu: „Den einen oder anderen richtig beleidigt zu haben in der politischen Auseinandersetzung, dafür entschuldige ich mich gerne. Aber so schlimm war es ja auch nicht.“ Als wichtigste Entscheidungen seiner Amtszeit nannte Schröder die Entsendung der Bundeswehr nach Afghanistan, sein Nein zur Beteiligung am Irak-Krieg und die Sozial- und Wirtschaftsreformen der Agenda 2010.
Schröder weiter mit Putin befreundet
Schröder steht auch weiter dazu, dass er kurz nach seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 als Lobbyist bei russischen Energieunternehmen eingestiegen ist. „Das ist meine Sache, und ich habe immer darauf geachtet, dass das, was ich im Beruflichen tue – ich bin Anwalt und bin natürlich auch mit Wirtschaftspolitik vertraut – im Einklang mit internationalem und deutschem Recht ist. Und das ist so und das bleibt so.“
Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft mit dem Kremlherrscher Wladimir Putin befreundet und auch heute noch für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als Fehler bezeichnet, hält aber dennoch an seiner Freundschaft zu Putin fest. Die SPD-Spitze grenzt ihn deswegen aus, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber.
Schröder: SPD soll sich auf ihre Wurzeln besinnen
Schröder fühlt sich weiterhin heimisch in seiner Partei, der er seit 61 Jahren angehört. 1963 sei er SPD-Mitglied geworden „als jemand, der ja auch nicht gerade in glänzenden Verhältnissen groß geworden ist, später dann doch sehr viel stärker aus historischen und politischen Gründen“, sagte er der dpa. „Ich will jetzt nicht über das Ende des Lebens reden, aber solange man mich lässt, bleibe ich Sozialdemokrat.“
Von seiner Partei wünscht er sich heute, dass sie sich wieder auf ihre Anti-Kriegs-Traditionen besinnt und versucht, zu einer Friedenslösung in der Ukraine beizutragen. Er hoffe, dass die SPD und Bundeskanzler Olaf Scholz diese Verantwortung gerecht würden. (pcl/dpa)