Berlin. Elke Büdenbender arbeitet als Richterin. Sie stellt infrage, ob Frauen immer den gleichen Karriereweg wie Männer gehen müssen.
Die Gleichberechtigung scheitere nicht daran, dass Frauen keine Ambitionen hätten, sondern eher an strukturellen Benachteiligungen: Diese Beobachtung hat Deutschlands First Lady, Elke Büdenbender, oft gemacht, wie sie Mitte Februar beim 2. Female Impact Summit während der Berlinale sagte. Dort hatte sie vor 120 weiblichen Führungskräften aus Medien, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur eine Rede gehalten. Zu oft noch blicke man auf Veranstaltungen noch in ein männliches Gesichtermeer, sagte Büdenbender.
Büdenbender ist mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verheiratet. Sie kehrte 2022 wieder in Teilzeit zu ihrem Beruf als Richterin zurück. Im Gespräch betont sie, dass Gleichberechtigung eine Aufgabe für Frauen und Männer ist.
Wie sinnvoll finden Sie es, dass es den Weltfrauentag einmal im Jahr gibt?
Elke Büdenbender: Schöner wäre es natürlich, wir bräuchten kein konkretes Datum, um ein Mal im Jahr mit viel Sichtbarkeit strukturelle Hürden und Schieflagen zwischen den Geschlechtern in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Aber so weit sind wir noch nicht. Und so ist der Weltfrauentag auch ein Datum, an dem man regelmäßig eine Bestandsaufnahme machen kann: Was ist besser geworden? Worauf konzentrieren wir uns jetzt? Übrigens ist dies Aufgabe von Frauen wie von Männern. Sie sollten ihr Denken und Handeln kritisch hinterfragen.
Was möchten Sie jungen Frauen mit auf den Weg geben, die ihr Leben planen?
Büdenbender: Frauen können alles, was Männer können. Und andersherum ist es genauso. Die Frage ist nur, ob Frauen immer den Karriereweg von Männern gehen müssen oder ob es nicht auch andere erfolgreiche Wege und Modelle geben kann. Der Königinnenweg mag vielleicht manchmal mehr Kurven und Stopps erfordern, weil Sorgearbeit eben doch noch meistens bei Frauen hängen bleibt. Er ist deshalb nicht schlechter als traditionelle Karrieremuster.
Fanden Sie es schwierig, Ihre Rolle als Mutter und ihren Beruf als Richterin zu vereinbaren?
Büdenbender: Jeder Mensch, der für eine Zeit zwei oder mehr Rollen und Verpflichtungen gerecht werden muss, kennt die schönen und die sehr herausfordernden Momente. Ja, es war im Rückblick nicht immer leicht, ich möchte diese Zeit aber nicht missen.
Die US-amerikanische Unternehmerin Sheryl Sandberg sagte vor Kurzem, dass kein von einer Frau regiertes Land je einen Krieg begonnen hat und dass es keine Terrororganisation gibt, die von einer Frau gegründet wurde. Wäre die Welt eine bessere, wenn sie von Frauen regiert wäre?
Büdenbender: Ich schätze Sheryl Sandberg. Aber leider muss ich ihr hier teilweise widersprechen. Zum einen bin ich nicht sicher, ob man, wenn man weit in die Geschichte zurückblickt, tatsächlich keine einzige Regentin findet, die je einen Krieg oder eine Auseinandersetzung begonnen hat. Und denken wir an gewaltbereite, extremistische Gruppierungen. Auch dort finden sich Frauen in tragender Rolle.
Für liberale Demokratien hingegen kann man es vermutlich so darstellen, wie Frau Sandberg es macht. Am Ende ist die Antwort auf die Frage stark mit der Definition von „besser“ verknüpft. Es kann nicht sein, dass eine sehr relevante Gruppe von etwa 50 Prozent nicht entsprechend an politischen Führungs- und Entscheidungsstellen vertreten ist. Solange überwiegend Männer die Schlüsselpositionen der Macht bekleiden, kommen Interessen und Bedürfnisse von Frauen zu kurz. In diesem Zusammenhang wäre die Welt dann in jedem Fall eine bessere, wenn wir Parität erreichten.
Haben Frauen zu wenig starke Vorbilder? Hatten Sie ein Vorbild?
Büdenbender: Es geht vor allem um die Sichtbarkeit von weiblichen Vorbildern. Wir müssen die Geschichten starker Frauen viel klarer herausstellen. Wann immer ich eine beeindruckende Frau kennenlerne, erzähle ich ihre Geschichte anschließend anderen. Das schärft das Bewusstsein dafür, was Frauen heute leisten und erreicht haben. Was mich angeht, so hatte ich das Glück, in jungen Jahren im direkten Umfeld von starken Frauen inspiriert und motiviert zu werden. Öffentlich sichtbare Vorbilder helfen jungen Frauen und Mädchen, die dieses Glück vielleicht nicht haben.