Uedem. Drei Jahre lang flog ein Batterieblock der Weltraumstation ISS um die Erde. Statt auf Deutschland ist er nun in den Atlantik gestürzt.
Das Batteriepaket der Raumstation ISS ist am Freitagabend über dem Atlantik abgestürzt. Das teilte die Sprecherin des Weltraumlagezentrums der Bundeswehr, Simone Meyer, mit. Wo das Paket auftraf, konnte sie zunächst nicht sagen. Es sei „wahrscheinlich zu großen Teilen verglüht“. Zuvor hatte es auch Deutschland überflogen. Die Befürchtung, nicht verglühte Trümmer könnten auf Deutschland und das Ruhrgebiet stürzen, bewahrheitete sich nicht.
Stunden zuvor hatte es aus dem deutschen Weltraumlagezentrum in Uedem am Niederrhein Entwarnung gegeben: Deutschland und das Ruhrgebiet liegen nicht mehr im Gefährdungsgebiet des abstürzenden Batteriepakets aus der Weltraumstation ISS. „Es besteht keine Gefahr mehr durch herabstürzende Trümmerteile“, gab das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) am Abend bekannt. Experten rechnen damit, dass das Objekt in den nächsten Stunden in die Erdatmosphäre eintritt und verglüht. Nach Informationen des Weltraumlagezentrums soll es keinen weiteren Überflug über Deutschland geben. Die Experten gehen davon aus, dass mögliche Trümmer in den Atlantik stürzen.
Die Experten des BKK hatten eine Karte Deutschlands mit möglichen Überflugbahnen am Vortag veröffentlicht. Sie zeigte drei jeweils 35 Kilometer breite Korridore. Eine mögliche Überflugbahn führte quer über das gesamte Ruhrgebiet.
Ausrangierter Batterieblock der ISS wiegt über zwei Tonnen und so groß wie ein Auto
Bei dem Objekt handelte es sich um eine Frachtpalette mit Batteriepaketen, die bereits am 11. März 2021 von der ISS in 427 Kilometer Höhe abgetrennt wurde. Die Palette war in etwa so groß wie ein Auto und wog 2,6 Tonnen. Laut dem US-Fachmagazin „Spaceflight Now“ handelte es sich um „das massivste Objekt, das jemals von diesem Außenposten in der Umlaufbahn abgeworfen wurde“.
Bereits am Donnerstag hatten mehrere Organisationen, darunter das für Raumfahrt zuständige Bundeswirtschaftsministerium und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) über das Batteriepaket informiert. Erste Analysen des deutschen Weltraumlagezentrums hatten ergeben, dass Teile der Batterien den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen könnten. Betont wurde, dass eine Gefährdung Deutschlands sehr unwahrscheinlich sei.
Dennoch hatte die Warn-App NINA, eine vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur Verfügung gestellte App für Smartphones, eine „Information zum Eintreten von Trümmerteilen in die Erdatmosphäre“ veröffentlicht. Möglich seien Leuchterscheinungen oder die Wahrnehmung eines Überschallknalls, hieß es darin.
Risiko Weltraumschrott: Über eine Million größere Teilchen in der Erdumlaufbahn
Das Weltraumlagezentrum in Uedem hatte das niedergehende Objekt in der Erdumlaufbahn beobachtet. Dort wird aktuell das deutsche Radarsystem GESTRA (German Experimental Space Surveillance and Tracking Radar) getestet. Unter der Leitung der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR und in Zusammenarbeit mit Fachleuten des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR soll das Weltraumüberwachungssystem Objekte in der erdnahen Umlaufbahn erkennen. Dazu zählt neben Satelliten auch Weltraumschrott, der ein immer größer werdendes Risiko für Kollisionen darstellt.
Laut der Deutschen Raumfahrtagentur schätzen Wissenschaftler, dass sich insgesamt etwa eine Million Teile, die größer als ein Zentimeter und 330 Millionen Teilchen, die größer als ein Millimeter sind, in der Erdumlaufbahn befinden. Pro Jahr würden derzeit 100 bis 150 Tonnen Weltraummüll, darunter Satelliten oder Raketenoberstufen, in die Erdatmosphäre eintreten. Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa ist in den vergangenen 50 Jahren durchschnittlich ein bekanntes Stück pro Tag auf die Erde gefallen. Bislang sei keine ernsthafte Verletzung oder bedeutender Sachschaden infolgedessen bekannt geworden. mit dpa