San Francisco/Washington. Der wichtigste Tag der US-Vorwahlen ist entschieden. Die große Überraschung blieb aus, Haley schafft den Achtungserfolg in Vermont.
Es ist der 6. März und große Teile der USA haben gewählt: Der Super Tuesday kam und ging. Überraschungen waren nicht zu erwarten, die Kandidaten setzten aber große Erwartungen in den Tag, an dem 15 Bundesstaaten entschieden, wen sie ins Rennen um die Präsidentschaft schicken wollen.
Es geht um die Parteitagsdelegierten, die später im Jahr entscheiden werden, wer das „Ticket“ für ihre Partei erhält – und ins Rennen um das Weiße Haus zieht.
Trump will Vorentscheid, Biden macht den Stimmungstest
Auf der republikanischen Seite: Donald Trump, der sich einen Vorentscheid gegen seine Konkurrentin Nikky Haley erhofft und Haley, die ihrerseits um das Überleben ihrer Kandidatur kämpft.
Auf der Seite der Demokraten: US-PräsidentJoe Biden, für den die Abstimmung zum Stimmungsbild geraten ist. Wie (un-)zufrieden ist die Parteibasis mit ihrem alternden Präsidenten, vor allem, was seine Israel-Politik angeht?
Setzt sich der Michigan-Trend fort, dort hatten im fast 100.000 Demokraten die Gefolgschaft verweigert – oder schafft es Biden, seine Partei schon lange vor dem Wahltag im November hinter sich zu vereinen?
Super Tuesday: Trump holt mindestens elf Bundesstaaten
Bis Mittwochmorgen sieht es folgendermaßen aus: Bei den Republikanern schickt sich, wie erwartet, der Ex-Präsident Donald Trump an, die überwiegende Mehrheit der republikanischen Delegierten hinter sich zu versammeln.
Bereits am frühen Abend US-amerikanischer Ortszeit stand nach Prognosen der Nachrichtenagentur Associated Press fest: North Carolina (74) und Virginia (48) gehen an Trump. Später kamen hinzu: Alabama (50), Arkansas (40), Colorado (37), Maine (20), Massachusetts (40), Minnesota (39), Oklahoma (43) und Texas (161).
Kalifornien ist in diesem Jahr der große Preis: Der Bundesstaat vergibt 169 Delegierte und hat kürzlich auf ein „Winner takes all“-System umgestellt. Trump kann hier also potenziell einen Riesenschritt hin zu Haley endgültiger Niederlage unternehmen. Um 5 Uhr morgens scheint ihr Schicksal besiegelt: CNN und NBC News schlagen Kalifornien Trump zu.
Haley mit Achtungserfolg in Vermont
Die frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen und Ex-Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina Haley konnte den Abend über keinen Bundesstaat für sich entscheiden. Allerdings lieferte sie sich in Vermont (17) im Nordosten der USA ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Trump – und ging am späten Abend (Ortszeit) als Siegerin vom Feld. Mehr als ein Achtungserfolg ist das nicht.
Sollte Haley weiter erfolglos bleiben, dürfte die 52-Jährige bald aus dem Präsidentschaftsrennen der konservativen Partei aussteigen. Damit stünde Trumps erneute Präsidentschaftskandidatur de facto fest – und somit ein erneutes Duell mit dem Demokraten Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl am 5. November. Zuletzt bestätigten die großen US-Sender den Sieg von Biden und Trump in Alaska. Der letzte Hoffnungsschimmer für einen Teilerfolg am „Super Tuesday“ verblasste für Nikki Haley in Utah. Wie NBC und Fox News am Morgen melden, sicherte sich Trump auch die Mehrheit in der Republikaner-Hochburg in den Rocky Mountains.
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Super Tuesday: Biden unangefochten
Aufseiten der Demokraten gab es bis zum Morgen wenig Bemerkenswertes. In Alabama, Arkansas, Iowa, Kalifornien, Maine und Tennessee kommt Biden jeweils auf über 90 Prozent Zustimmung und ist damit weit von Warnschuss aus Michigan entfernt.
Auch in anderen Bundesstaaten holte Biden die überwältigende Mehrheit: In Colorado, Massachusetts, North Carolina, Texas, Utah, Vermont, Virginia lag die Zustimmung laut Prognosen zwischen rund 80 und 89 Prozent. In Oklahoma schaffte Biden noch 73 Prozent.
Nur einen einzigen Caucus verlor der US-Präsident: Das Überseegebiet Amerikanisch Samoa votierte für den Herausforderer Jason Palmer – mit 50 von 91 abgegebenen Stimmen. Das Ergebnis bleibt bedeutungslos: Biden wird das „Ticket“ der Demokraten bekommen.
Trump feierte sich auf einer Wahlkampfveranstaltung nach der Verkündung erster Hochrechnungen in seinem Domizil Mar-a-Lago. In Florida sprach er von einem „fantastischen Abend“. Er kündigte an, die Republikanische Partei zu einen. Über Konkurrentin Haley verlor er kein Wort. Joe Biden nutzte seine Rede, um ein weiteres Mal vor einer Präsidentschaft Trumps zu warnen: „Machen wir weiter Fortschritte oder erlauben wir es Donald Trump, uns zurück in das Chaos, die Spaltung und die Dunkelheit zu ziehen, die seine Zeit im Amt bestimmt haben?“ (mit dpa)