Berlin. Das politische Ritual des Draufhauens nach Karneval ist aus der Zeit gefallen. Es gibt schon zu viel Populismus und zu wenig Vernunft.
Karneval, Fastnacht, Fasnet – der Februar ist in weiten Teilen Deutschlands von liebgewordenen Traditionen geprägt. Ausgelassenheit, Frohsinn und auch derbe politische Scherze – wie bei den berühmten Motivwagen der großen Umzüge – gehören dazu.
Am Aschermittwoch ist, anders als im alten Gassenhauer, dann doch „nicht alles vorbei“. Die Politik nutzt beim „politischen Aschermittwoch“ die gute Stimmung – und manchmal auch den beträchtlichen Restalkohol –, um mit grobem Keil richtig draufzuhauen. Auf die Regierung, auf die Opposition, auf Andersdenkende und dabei gönnt man sich gerne eine Extraportion Populismus. Bei manchem Redner sollte man am Donnerstag besser nicht genau nachlesen, was er noch am Aschermittwoch im Bierkeller so verzapft hat.
Selten wirkte dieses Polit-Ritual so aus der Zeit gefallen, wie in diesen Tagen. Angesichts der dramatischen Multikrise und des ohnehin extrem gereizten Tones in der politischen Auseinandersetzung braucht kein Mensch diese Überdosis an Sprüchen. Gebraucht wird eine Überdosis Vernunft.
Wir erleben eine Inflation des Populismus
Wir erleben auch ohne den politischen Aschermittwoch derzeit eine Inflation des Populismus. Die meisten Bürgerinnen und Bürger sind müde von Plattitüden, die ihren Intellekt beleidigen, und von gegenseitigen Attacken. Sie wünschen sich vor allem eines: dass die Politik konzentriert ihre Hausaufgaben macht, die Probleme abarbeitet und endlich aufhört mit dem Sprücheklopfen und gegenseitigem Herabwürdigen.
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Lässt man die letzten Monate Revue passieren, hat man ohnehin den Eindruck, dass die Welt dauerhaft im Politik-Karneval ist. Nur ist es leider selten zum Lachen.
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