Berlin. Im Inntal in Bayern und Österreich läuft ein Polizeieinsatz. Gesucht wird wohl eine bekannte Journalistin der „Süddeutschen Zeitung“.

Vermisstensuche im Inntal: Seit Donnerstagvormittag ist die Polizei in der bayerisch-österreichischen Grenzregion im Einsatz. Über 100 Einsatzkräfte aus beiden Ländern waren laut Medienberichten zeitweise vor Ort und suchten mit rund einem Dutzend Booten nach einer vermissten weiblichen Person. Nach Informationen der „Passauer Neuen Presse“ soll es sich dabei um Alexandra Föderl-Schmid handeln, die stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“.

Nach Informationen der Zeitung soll eine Frau im rund sechs Grad kalten Wasser gesehen worden sein. Von der Polizei will das Medium die Information über die Identität der Gesuchten erhalten haben. Auf Nachfrage unserer Redaktion machten weder die Landespolizeidirektion in Oberösterreich noch die Polizei in München nähere Angaben zur Person. Bestätigt wurde lediglich die Suche nach einer 53 Jahre alten Frau.

Suchaktion der Rettungskräfte laut Polizei beendet

Am Einsatzort am Inn sollen mehrere Gegenstände entdeckt worden sein, die eindeutig der vermissten Journalistin zugeordnet werden können. In der Nähe sei auch ihr Auto entdeckt worden. In Polizeikreisen ist laut „Passauer Neuer Presse“ zudem von einem Abschiedsbrief die Rede. Mittlerweile ist die große Suchaktion der Rettungskräfte laut Polizei beendet, die Ermittlungen in dem Fall dauern jedoch an, so ein Sprecher der Münchner Polizei auf Nachfrage unserer Redaktion. Das könne auch bedeuten, dass die Suche bei neuen Erkenntnissen noch einmal aufgenommen werde.

In den vergangenen Tagen war Föderl-Schmid zunehmend in die Kritik geraten. Im Fokus standen dabei ihr Umgang mit Quellen in journalistischen Texten sowie Plagiatsvorwürfe in Bezug auf ihre Doktorarbeit. Bezahlt hatte das Plagiatsgutachten das rechtspopulistische Nachrichtenportal „Nius“ unter der Leitung von Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt. Laut Angaben des Prüfers Stefan Weber steht die Untersuchung der Dissertation von Föderl-Schmid noch am Anfang. Das Portal berichtete dennoch bereits und titelte vom „Plagiats-Skandal“.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Föderl-Schmid nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ selbst die Universität Salzburg gebeten, ihre Dissertation auf Hinweise für Fehlverhalten zu überprüfen. Ihre Promotionsschrift wurde 1996 eingereicht und trägt laut einem „Spiegel“-Bericht den Titel „Vom Monopol zum Markt: zehn Jahre duales Rundfunksystem in Deutschland“.

Die Journalistin hatte sich aus dem operativen Tagesgeschäft der „SZ“ zurückgezogen

Die „Süddeutsche“ hat zudem eine eigene Untersuchung in die Wege geleitet und eine externe Kommission mit der Prüfung der Vorwürfe beauftragt, die sich vor allem auf die journalistische Arbeit der Vizechefin beziehen. Die Journalistin zog sich daraufhin aus dem operativen Tagesgeschäft des Mediums zurück.

Am Mittwoch teilte die Zeitung mit, dass der frühere „Spiegel“-Chefredakteur Steffen Klusmann gemeinsam mit der Leiterin der Deutschen Journalistenschule, Henriette Löwisch, und dem Eichstätter Journalistik-Professor Klaus Meier die Vorwürfe gegen Föderl-Schmid aufklären soll. Die „Süddeutsche“ schrieb, dass nach dem Willen der Chefredaktion geprüft werden soll, ob Föderl-Schmid „beim Verfassen von Texten unsauber mit Quellen umgegangen ist und dadurch journalistische Standards verletzt hat“. Dies sei der Vorwurf mehrerer Medien gegen die stellvertretende Redaktionsleiterin gewesen. Zudem hat die Chefredaktion bereits bestätigt, dass es einen fehlerhaften Umgang mit Quellen durch Föderl-Schmid gegeben habe.

Anmerkung der Redaktion

Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Suizidgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen.

Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.