Düsseldorf. Startchancen-Paket: Bund und Länder wollen 20 Milliarden Euro in Brennpunkt-Schulen pumpen. Nach NRW fließt besonders viel Geld.
Rund 900 NRW-Schulen in sozial besonders herausfordernden Lagen können in den kommenden zehn Jahren mit milliardenschwerer Förderung rechnen. Bund und Länder haben sich am Freitag auf das „Startchancen-Programm“ geeinigt, das bundesweit sogenannte Brennpunkt-Bildungseinrichtungen gezielter unterstützen soll.
Erstmals werden Mittel nicht mehr nach dem üblichen „Königsteiner Schlüssel“ innerhalb Deutschlands verteilt, sondern anhand von sozialen Kriterien wie Migrationsanteil, Armutsquote und regionaler Wirtschaftsschwäche. In den kommenden zehn Jahren wollen Bund und Länder dafür insgesamt 20 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Ziel ist die Halbierung des Anteils von Schulkindern, die Mindestanforderungen im Lesen, Schreiben und Rechnen nicht erreichen.
Der Anteil von Kindern unterhalb des Lern-Mindeststandards soll halbiert werden
„Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen endlich unabhängiger von sozialer Herkunft zu ermöglichen, ist gerade für NRW und das Ruhrgebiet eine wichtige Aufgabe“, sagte Kai Gehring (Grüne), Bundestagsabgeordneter aus Essen und Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bundestag. Bundesweit würden 4000 Schulen profitieren, davon allein 900 in NRW. Vor allem Grundschulen in schwierigem Umfeld sollen zusätzliches Personal und bessere Ausstattung erhalten.
„Durch neue Stellen für Schulsozialarbeit werden Schülerinnen und Schüler besser betreut und Lehrkräfte können sich stärker auf den Unterricht konzentrieren“, betonte Gehring. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach von einer „Investition in die Zukunft“. Man könne es sich nicht länger leisten, „Potenziale junger Menschen nicht zu fördern“.
NRW hat bereits einen neuen Schulsozialindex - nur zusätzliche Lehrer fehlen
Der SPD-Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag, Jochen Ott, nannte das neue Programm einen „historischen Wurf“ und forderte die schwarz-grüne Landesregierung auf, die zusätzlichen Mittel schnell in bessere Lernbedingungen umzumünzen: „Damit in zehn Jahren tatsächlich mehr Schülerinnen und Schüler die Mindestanforderungen im Lesen, Schreiben und Rechnen erfüllen, muss die Landesregierung vor allem dafür sorgen, dass mehr Lehrerinnen und Lehrer dort eingesetzt werden, wo die Herausforderungen besonders groß sind“, so Ott.
Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat bereits einen neuen schulscharfen Sozialindex vorgestellt, der nach den Sommerferien Maßstab für die Verteilung zusätzlicher Stellen sein soll. Damit will Feller erreichen, dass Schulen, die nachweislich mehr Kinder mit Sprachbarrieren oder aus bildungsfernen Elternhäusern unterrichten, zusätzliches Personal und bessere Lernausstattung erhalten. Allerdings fehlen auf dem Markt Tausende Lehrer, Sonderpädagogen und Sozialarbeiter.
Während bundesweit fast jedes fünfte Kind in Armut aufwächst, ist es in Ruhrgebietsstädten sogar jedes dritte. Experten weisen seit Jahren darauf hin, dass in kaum einem modernen Industrieland der Welt der Bildungserfolg von Kindern so stark vom Elternhaus abhängt wie in Deutschland.