Berlin. Seit Tagen gab es Gerüchte über Berlins Bürgermeister Wegner und Senatorin Günther-Wünsch. Nun bestätigen beide: Sie sind ein Paar.
Die Gerüchte über eine angebliche Beziehung zwischen Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner und Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU) rissen über Tage nicht ab. Nun hat Wegner die Liaison offiziell bestätigt.
Wie Rechtsanwalt Christian Schertz am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, entschieden beide im Herbst 2023, eine Beziehung einzugehen. Sie hätten ihn gebeten, „dieses aus Gründen der Transparenz zu bestätigen, um Klarheit für alle Beteiligten in der professionellen Zusammenarbeit sicherzustellen“.
Bürgermeister liebt Senatorin: Ein Novum in der Berliner Politik
Mit der Erklärung beendete Wegner die Spekulationen. Dass ein Regierungschef mit einer Ministerin seines Kabinetts liiert ist, dürfte ein Novum in der Berliner und bundesweiten Politik-Geschichte darstellen. Der Koalitionspartner SPD wollte sich am Freitag zunächst nicht zu der Bestätigung äußern.
Die Grünen nahmen hingegen erstmals offiziell Stellung: „Wir freuen uns, wenn sich Liebende finden“, erklärte Fraktionschef Werner Graf: „Diese Liebe ist aber keine reine Privatsache. Sie betrifft die Arbeit des Senats. Die Beziehung nur einzugestehen, reicht nicht aus.“
Dass Wegener nun Transparenz schaffe, sei überfällig gewesen. Das löse aber die Frage der Interessenkonflikte nicht. „Es gibt absehbar Interessenkonflikte für die Zusammenarbeit im Senat“, gibt Graf zu bedenken. Das betreffe beispielsweise Konflikte zum Haushalt und dem Umgang mit der Richtlinienkompetenz des Regierenden. Ebenso sei die Frage offen, wie bei Konflikten zwischen Senatsmitgliedern entschieden werde: „Kann Kai Wegner dann noch Führung übernehmen oder ist er befangen?“
Ähnlich äußert sich der Berliner CDU-Politiker und Gründer der Klima-Union, Heinrich Strößenreuther: „Ich fürchte, eine Lösung wird nicht im Weiter-So Bestand haben. In der Wirtschaft wäre das undenkbar, für eine Wirtschaftspartei müsste das Gleiche gelten.“
Lesen Sie den Kommentar der „Berliner Morgenpost“: In der Politik ist Liebe keine Privatsache
Beziehung von Wegner und Günter-Wünsch: Wann kamen beide sich näher?
Die Frage ist zudem, ob Wegner nicht die Zeitangabe „ab Herbst“ zum Verhängnis werden kann. Der Zeitraum ist so gewählt, dass Wegner nicht der Vorwurf gemacht werden kann, seine von ihm lange geförderte Geliebte im April zur Senatorin gemacht zu haben. Gleichwohl kursieren vor allem in der CDU zahlreiche Hinweise darauf, dass Wegner und Günther-Wünsch sich schon lange vorher näher gekommen sind.
Augenzeugen berichten von durchaus intimen Momenten, mindestens schon im Sommer. Der Beginn der Liaison wird innerhalb der CDU von einigen Insidern schon auf den vergangenen Herbst datiert. Sollten sich diese Hinweise bestätigen, müsste sich Wegner eine öffentliche Falschaussage vorwerfen lassen. Andererseits bietet die Formulierung, sie hätten sich „entschieden“, eine Beziehung einzugehen, einen Schutz. Beide könnten stets behaupten, dass es eben davor noch nichts Ernsthaftes gewesen sei.
In Koalitionskreisen geht bei aller öffentlichen Zurückhaltung dennoch die Sorge vor künftigen Problemen um. Wie sollen Wegner und Günther-Wünsch im Senat sachlich zusammenarbeiten, wenn sie auch privat ein Paar seien, wurde gefragt. Und was passiere, falls sich die beiden mal wieder trennen sollten? Gäbe es dann ein Rosenkrieg am Senatstisch, fragt ein führender Sozialdemokrat.
Die Linke äußerte sich zurückhaltender. „Beide sind auch Menschen, die ein Recht auf Glück und Privatsphäre haben“, sagte die Landesvorsitzende Franziska Brychcy. „Jedoch erwarten wir von ihnen, dass Interessenkonflikte zwischen Privatleben und dem Wohl der Stadt ausgeschlossen werden.“
Beziehung von Bürgermeister und Senatorin: „Privates und Berufliches strikt“ getrennt
Anwalt Schertz stellte vorsorglich klar: „Unabhängig davon, dass eine derartige Konstellation keinen rechtlichen Bestimmungen widerspricht, ist es natürlich selbstverständlich, dass die Beteiligten im Zusammenhang mit ihrer Amtsführung Privates und Berufliches strikt trennen.“ Der Anwalt bat zudem darum, die Privatsphäre von Wegner und Günther-Wünsch auch im Interesse ihrer Familien zu respektieren.
Wegner scheint jedenfalls entschlossen, Günther-Wünsch im Amt zu halten. Das mag auch daran liegen, dass er sich keine weitere Baustelle in seinem Senat leisten kann. Denn auch Verkehrs- und Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) könnte demnächst in Erklärungsnot geraten. Die Universität Rostock prüft ihrer Doktorarbeit auf den Umfang der dort enthaltenen Plagiate. Solle sie den Doktortitel verlieren, stünde auch für Schreiner ein Rücktritt im Raum, zumindest wird es Forderungen danach geben.
Klar ist, dass eine solche Liebes-Konstellation zwischen einem Chef und einer von ihm abhängigen Untergebenen in den Ämtern des Landes Berlin nicht denkbar wäre. Sollte so etwas in einer Dienststelle passieren, müsste einer gehen, sagte der Leiter einer großen Landesbehörde der „Berliner Morgenpost“. Solche Fälle habe es etwa auf der Ebene von Abteilungs- und Referatsleitungen gegeben. Die möglichen Loyalitäts- und Interessenkonflikte seien gelöst worden, in dem einer von beiden versetzt worden sei.
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