Pretoria/Berlin. 2013 tötete er seine Freundin Reeva Steenkamp. Nun ist der ehemalige Sprintstar Oscar Pistorius wieder frei – unter strengen Auflagen.
Der Ex-Sprintstar und Paralympics-Goldgewinner Oscar Pistorius galt in seiner aktiven Zeit als Sportler als „schnellster Mann ohne Beine“. Dann änderte sich die Art, wie die Welt den Südafrikaner sah: Im Februar 2013 erschoss er seine Freundin, die Moderatorin Reeva Steenkamp. Pistorius, der stets beteuerte, einen Einbrecher in der Wohnung vermutet und Steenkamp aus Versehen erschossen zu haben, wurde wegen Mordes zu 13 Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt.
Oscar Pistorius aus Haft entlassen: „Er ist jetzt zu Hause“
Nun, knapp elf Jahre nach den tödlichen Schüssen, ist Oscar Pistorius wieder frei. Nahe Pretoria wurde der 37-Jährige am Freitag auf Bewährung aus der Haft entlassen. Der ehemalige Profisportler sei „jetzt zu Hause“, hieß es von den südafrikanischen Behörden.
Bereits im November 2023 war die geplante Freilassung bekannt geworden. Details zur Haftentlassung, etwa die Uhrzeit, nannten die Verantwortlichen aus Gründen der „Sicherheit“ vorab nicht. „Häftlinge und auf Bewährung Entlassene werden niemals zur Schau gestellt“, hieß es in einer Erklärung. „Medien, die außerhalb einer Haftanstalt kampieren, werden nicht an ihrer Arbeit gehindert, aber es wird ihnen nicht möglich sein, Bilder oder Videos von Pistorius zu bekommen.“
Oscar Pistorius: Diese strengen Auflagen muss er erfüllen
Wieder in Freiheit, muss Pistorius zahlreiche strenge Auflagen erfüllen:
- Es ist ihm nicht gestattet, Interviews zu geben. Diese Auflage gilt in Südafrika für alle auf Bewährung Entlassenen.
- Während seiner Bewährungszeit von fünf Jahren darf er keinen Alkohol trinken.
- Zudem darf Pistorius seinen Heimatort, einen Vorort von Pretoria, nur mit Erlaubnis verlassen. Zu bestimmten Uhrzeiten muss er zu Hause sein.
- Er muss ein Programm zur Resozialisierung absolvieren, in dem unter anderem gemeinnützige Arbeit im Bereich der geschlechtsspezifischen Gewalt und ein Anti-Aggressions-Training vorgesehen sind.
In Südafrika gelten besondere Regeln für die Entlassung von Straftätern: Nach der Hälfte ihrer Haft kommen sie automatisch für eine vorzeitige Freilassung infrage. Ein erster Antrag von Pistorius war im März 2023 aber überraschend gescheitert. Die Strafvollzugsbehörde war damals der Ansicht, dass er die erforderliche Mindesthaftdauer noch nicht erreicht hatte.
Pistorius: Vom Sportstar zum verurteilten Verbrecher
Was genau in der Nacht auf den Valentinstag 2013 in Pistorius‘ Wohnung passiert ist, ist bis heute unklar. Nachdem Reeva Steenkamp mit mehreren Schusswunden tot gefunden worden war, nahm die Polizei Pistorius fest. Klar ist, dass der Sportler seine Freundin mit vier Schüssen durch die Toilettentür getötet hat. Das Gericht sah dabei einen Vorsatz als gegeben – Pistorius betonte stets, es habe sich um ein Versehen gehandelt.
2014 wurde er zunächst wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nach Widerspruch der Staatsanwaltschaft wurde er 2017 schließlich vom Obersten Berufungsgericht wegen Mordes verurteilt.
Vor dem gewaltsamen Tod seiner Freundin hatte Pistorius Sportgeschichte geschrieben. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London maß er sich als erster Behinderter beim 400-Meter-Lauf mit nicht behinderten Sportlern. Außerdem hat der wegen seiner Unterschenkelprothesen damals als „Blade Runner“ bekannte Läufer bei Paralympischen Spielen insgesamt sechs Goldmedaillen gewonnen.