Berlin. Deutschlands Krisenmanagement hangelt sich von Katastrophe zu Katastrophe. Das Land muss besser werden – vor allem in einer Hinsicht.
Es ist ein trauriges Video. Ein Mann steht vor einem Trümmerhaufen, der mal ein schönes Wohnhaus war. Noch immer räumt das Ahrtal auf, noch immer konnten die Menschen kein Weihnachten feiern wie früher. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass die Flut die Region in Rheinland-Pfalz zerstörte. Noch immer ist der Schaden groß. Aber redet noch jemand über das Ahrtal?
Nun belastet ein neues Hochwasser das Land. Wir sehen Helfende, Bagger, Sandsäcke. Wir sehen die Not der Menschen und die Schäden an ihren Häusern. Doch ich prophezeihe: In ein paar Wochen werden die Bilder in Vergessenheit geraten.
Und dieses Vergessen ist typisch für Deutschlands Umgang mit Klimakrisen. Fachleute sprechen von der deutschen Katastrophen-Demenz. Wir hangeln uns von Krise zu Krise. Dank Tausender Freiwilliger sind wir gar nicht schlecht im Aufräumen. Aber wir müssen bei der Vorsorge besser werden.
100 Milliarden Euro gibt es für die Bundeswehr, ein Sondervermögen. Das ist richtig angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine. Doch wenigstens ein Zehntel davon braucht es für die Sicherheit hier im Land: ein Sondervermögen für Hilfsorganisationen, für das Ehrenamt, für geländegängige Fahrzeuge, Pumpensysteme, Löschflugzeuge, Maschinen zum Sandsackfüllen. Ein Sonderpaket für Deutschlands Klimaresilienz.
Aber Geld allein reicht nicht. Noch immer ächzt Deutschlands Katastrophenschutz unter dem Föderalismus. Die Länder wollen keine Kompetenzen an den Bund abgeben – und rufen zugleich nach Finanzhilfe aus Berlin. Der Bund wiederum hat noch immer weder seine Rolle noch ein tragfähiges Konzept gefunden, wie er Deutschlands Krisenmanagement steuern will. Die Debatte wird weitergehen – spätestens bei der nächsten Katastrophe. Leider.
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