Berlin. Bahnfahren könnte so unbeschwert sein. Doch die leidgeplagten Bahnkunden werden immer wieder enttäuscht. Das muss ihre Antwort sein.
Das scheinbar Unmögliche kann doch Realität werden: In gut verdaulichen vier Stunden rast der ICE über die Prestige-Strecke Berlin-München. Pünktlich auf die Minute stoppt er im Kopfbahnhof. Lediglich bei der Rückfahrt ploppt kurz vor Berlin die Fahrgastinformation im Handydisplay auf, die eine Verspätung um sechs Minuten prognostiziert. Angesichts bereits erlebter Verzögerungen von zwölf Stunden ein Klacks.
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Das Beispiel zeigt, wie schön doch Bahnfahren fahren sein kann. Fast genauso idyllisch wie in den Werbespots, in denen Kinder fröhlich lachend am Tisch sitzen, statt quengelnd auf der Rückbank des elterlichen Familienkombis auf der A9. Ob in den Urlaub oder auf Geschäftsreise ist die Bahn ein geniales Fortbewegungsmittel. Selbst wenn sie zeitlich das Flugzeug nicht immer schlagen kann, spuckt sie ihre Fahrgäste nicht einfach in einer neuen Umgebung aus. Die Fahrt auf der Schiene suggeriert das stete Vorwärtskommen. Immer auf Achse, bereit, etwas Neues zu entdecken.
Deutsche Bahn: Fast jeder zweite Fernverkehrszug war im November zu spät
So romanisierend das anmutet, umso trauriger ist die Realität. Lange Zeit ist der Spott über die Bahn zum Volkssport verkommen. Fast jeder hatte am Esstisch eine besonders dramatische Bahn-Geschichte zu erzählen. Spätestens in diesem Jahr zeigte sich, dass die Pessimisten Recht behalten.
Im November kam fast jeder zweite Fernverkehrszug zu spät. Gekrönt wird diese Statistik mit immer wiederkehrenden Streiks. Wie abgebrüht deutsche Bahnkunden sind, zeigt die jüngste Ankündigung von Klaus Weselsky. Auf Außenstehende wirkte es fast milde, dass er „nur“ maximal fünf Tage in den Arbeitskampf zieht.
Diese Resignation ist aber keine Antwort auf die verkommene Bahn. Die Kunden müssen erwarten, dass alle erdenklichen Mittel und Kräfte in diese einzigartige Art der Fortbewegung fließen. Am Ende steht doch noch immer die eine Vision, dass eine pünktliche Bahnfahrt Berlin-München zur Normalität wird.