Berlin. Mit Blick auf die Ukraine gibt sich Wladimir Putin im Fernsehen siegesgewiss. Doch sein Auftritt ist nur eines: Schaulaufen für 2024.

Wladimir Putin hat im Fernsehen eine gigantische Show veranstaltet. Bei seinem stundenlangen „direkten Draht“ zeigte er sich nach einer Pause mal wieder den Russinnen und Russen und beantwortete zahlreiche – natürlich vorab geprüfte – Fragen. Der Auftritt war nichts anderes als ein großes Schaulaufen für das kommende Jahr. Denn am 17. März findet die russische Präsidentschaftswahl statt. Putin hat seine Kandidatur bereits erklärt und durfte sich nun als unantastbarer Anführer Russlands in Szene setzen.

Und das nutzte er. Er ratterte Zahlen zu Russlands vermeintlichen Erfolgen herunter, Wirtschaftswachstum 3,5 Prozent, acht Prozent Zuwachs bei Gehältern, Arbeitslosigkeit bei 2,9 Prozent – „nie da gewesen“ sei das in der Geschichte Russlands. Da Putin kein Interesse an einer unabhängigen Bewertung der Lage hat, muss man diese Zahlen mit Vorsicht genießen.

Putin: Mit Trump hätte er erneut einen Freund im Weißen Haus

Putins enormes Selbstbewusstsein rührt vor allem von der angeschlagenen Ukraine her: Seit Wochen geht es an der Front für die Angegriffenen nicht richtig voran, die ukrainischen Soldaten in den Schützengräben kämpfen erbittert um jeden Meter. Hinzu kommt der drohende Zahlungsstopp vonseiten der USA, wo vor allem die Republikaner seit Monaten an der Unterstützung für Kiew sägen.

Madeleine Janssen ist Chefin vom Dienst in der FUNKE Zentralredaktion.
Madeleine Janssen ist Chefin vom Dienst in der FUNKE Zentralredaktion. © privat | privat

Auftrieb gibt ihm auch die Aussicht auf die US-Wahl im November 2024: Sollte Donald Trump erneut US-Präsident werden, und die Chancen dafür liegen nicht schlecht, dann hätte Putin wieder einen Freund im Weißen Haus. Seine Bande mit China sind schon jetzt so eng wie nie. Umso mehr ist es also an den Europäern, der Ukraine die entscheidende militärische Unterstützung zukommen zu lassen – sowie eine echte Beitrittsperspektive zur EU.

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