An Rhein und Ruhr. Bereits seit über einem Jahr feilt das Familienministerium an einem Konzept. Nun soll es im Kabinett besprochen und auf den Weg gebracht werden.
Einsamkeit war während der Corona-Pandemie ein großes Thema. Viele Menschen litten darunter, kaum soziale Kontakte haben zu können. Aus diesem Grund hat sich die Bundesregierung bereits im Juni vergangenen Jahres aufgemacht, ein umfassendes Konzept zu erstellen, das unter anderem mit Modellprojekten in Kommunen und kürzeren Wartezeiten auf Therapieplätze aufwarten soll. Am Mittwoch soll dieses Konzept im Bundeskabinett beschlossen werden.
Einsamkeit ist in vielen Generationen ein Thema
„Wir vertreten schon seit Längerem die Ansicht, dass gesellschaftliche Auswirkungen wie die Pandemie oder Armut Einsamkeit in starkem Maße fördert“, erklärt Horst Vöge, NRW-Vorsitzender des Sozialverbands VdK. Darüber hinaus würden 86 Prozent der 1,2 Millionen zu pflegenden Personen von Angehörigen betreut. Das schränke den Bekannten- und Freundeskreis nach und nach ein, sagt Vöge. Doch nicht nur ältere Menschen seien von Einsamkeit betroffen, auch die jüngere Generation hätte gerade während der Pandemie unter den sozialen Einschränkungen gelitten, betont der 75-jährige.
Arbeit fängt im kommunalen Bereich an
Von der NRW-Landesregierung sei bereits eine Stabsstelle geschaffen worden, die sich mit dem Thema beschäftige, merkt Vöge an, „aber wir brauchen konkrete Hilfen, zum Beispiel stärkere Vernetzungen und aufsuchende Hilfen im kommunalen Bereich, da stehen wir noch am Anfang.“ Einsamkeit sei schon vor der Pandemie entstanden und in vielen Bereichen, in Pflegeheimen und Krankenhäusern, aber auch bei Kindern und Jugendlichen, zu beobachten gewesen. Doch sie habe ein stärkeres Ausmaß angenommen.
Armut ist ein verstärkender Faktor
Die drängendsten Fragen seien, wie man sich im „Dickicht der Sozialpolitik“ zurechtfinde und wo man Hilfe bekomme. Einige VdK-Mitglieder berichteten, dass sie sich aufgrund von Armutstendenzen nicht trauen, sich öffentlich zu zeigen und eher in die Einsamkeit gehen. Gerade im ländlichen Raum sei das ein Problem, schildert der Landesvorsitzende. Bei Kindern und Jugendlichen habe die Einsamkeit im Laufe der Pandemie erheblich zugenommen, meint Vöge.
Aufgaben auf allen Ebenen
Um die Einsamkeit zu bekämpfen, sieht Vöge die Notwendigkeit, „gewisse Rahmenbedingungen zu schaffen, das heißt Initiativen anzuregen“. Das könnte sowohl auf Landes- als auch Bundesebene passieren. Auf Bundesebene sieht Vöge die Aufgabe eher im Forschungsbereich. „Die ,wahre‘ Arbeit muss in den Kommunen geschehen: aufsuchende Sozialarbeit. Diese Arbeit beinhalte Pflegeheime und Krankenhäuser, aber es gebe auch immer mehr Senioren, die in Single-Haushalten leben, auf die man achten müsse“, gibt der Funktionär zu bedenken. Grundsätzlich sei die Entwicklung positiv, dass es in Zukunft mehr Angebote für einsame Menschen geben soll, ergänzt Carsten Ohm, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Bildung beim VdK.