Berlin. Die Sozialdemokraten sind beim Wähler unten durch. Trotzdem spricht einiges dafür, dass die Co-Chefs Esken und Klingbeil weitermachen.
Es läuft gerade ziemlich schlecht für die SPD. Die Partei hat eine Landtagswahl nach der anderen verloren. Die Umfragewerte sind im Keller, die sozialdemokratisch geführte Bundesregierung ist beim Publikum unten durch. Mit Grauen blicken viele Genossen auf die Europawahl im kommenden Frühjahr und auf die Urnengänge in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im Herbst darauf. Von der Bundestagswahl 2025 ganz zu schweigen.
SPD: Eine besondere Arbeitsteilung
In dieser Situation haben die beiden SPD-Chefs Saskia Esken und Lars Klingbeil eine bemerkenswerte und doch erwartbare Entscheidung getroffen: Beim Parteitag im Dezember wollen sie wieder kandidieren. Esken ist seit 2019 SPD-Vorsitzende, zunächst bildete sie eine Doppelspitze mit dem ehemaligen NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans. Für den rückte 2021 dann Klingbeil nach. Der war bis dahin Generalsekretär. Sein Nachfolger Kevin Kühnert will jetzt ebenfalls im Amt bleiben.
Wäre die SPD Oppositionspartei, würde man sagen: Angesichts des Vertrauensverlusts der Wähler muss ganz dringend die Führungsriege ausgetauscht werden. Die SPD ist aber nicht in der Opposition, sondern führt die Ampelkoalition an. Und die Arbeitsteilung ist die, dass Kanzler Olaf Scholz regiert und das Trio Esken, Klingbeil, Kühnert die Partei zusammenhalten soll.
Das allerdings gelingt ihnen verhältnismäßig gut, wenn man in Rechnung stellt, dass die SPD in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine notorisch rauflustige Partei war und in dieser Zeit acht Vorsitzende verschliss. Esken und ihre Leute haben Ruhe hereingebracht. Ob die Sozialdemokraten bis zur nächsten Bundestagswahl noch einmal die Kurve kriegen, entscheidet sich ohnehin nicht im Willy-Brandt-Haus – sondern im Kanzleramt.
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