Berlin. Die Bundesumweltministerin ändert Details in der Praxis sowie in der Bürokratie – und beschleunigt damit das Handeln deutlich.
Lange galt der Wolf als ausgerottet, bis er vor rund 25 Jahren nach Deutschland zurückkehrte. Seither vermehren sich die Wildtiere, die europaweit streng geschützt sind, rasant. Das ist ein gutes Zeichen für die Artenvielfalt. Andererseits führt es auch zu neuen Konflikten. Obwohl sich der Wolf zu 95 Prozent von Wild ernährt, reißt er auch immer wieder Weidetiere wie Schafe, Ziegen oder Pferde. Ein Problem, das Bauern auf die Palme bringt, wenn eines ihrer Tiere verletzt oder sogar gefressen wird. Zu Recht.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat in dem eskalierenden Streit zwischen Tierschützern und Landwirten nun einen Vorschlag vorgelegt und möglicherweise einen pragmatischen Königsweg gefunden. Mit nur einer kleinen Handlungsänderung in einem Praxisleitfaden wird der Abschuss von Wölfen künftig deutlich schneller und unbürokratischer möglich. Der Kniff liegt im Detail.
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Wolf: Weidetiere müssen durch Herdenschutzmaßnahmen geschützt sein
So können Wölfe in einer Region, in der ein Weidetier trotz „zumutbaren Herdenschutzmaßnahmen“ gerissen wurde, künftig ohne DNA-Nachweis getötet werden, der das Handeln bisher kompliziert machte und in die Länge zog. Das Weidevieh muss also beispielsweise durch Zäune oder Wachhunde geschützt werden. Anlassloses Abknallen von Wölfen bleibt dagegen verboten – was dem Tierschutz entspricht.
Wenn die Umweltminister der Länder dem zustimmen, kann der Vorschlag schon zum 1. Januar wirksam werden. Eine langwierige Gesetzesänderung ist nicht notwendig. Wichtig ist, dass die Regel von den Ländern verantwortungsvoll umgesetzt wird. Sie ermöglicht, gezielt bei Wolfsrissen zu reagieren. Denn obwohl der Wolf in Märchen als „böse“ beschrieben wird, ist er dem Menschen gegenüber in Wirklichkeit scheu und greift ihn nicht an. Der Wolf darf nicht verschwinden.