Berlin. Die Menschen im Osten bekommen nach wie vor deutlich weniger Rente als die im Westen. Wo sie am höchsten ist, und wo am niedrigsten.
Seit 33 Jahren sind die beiden deutschen Staaten nun vereint. Wer 1990 in Ost oder West ein junger Arbeitnehmer war, kommt jetzt langsam, aber sicher in ein Lebensalter, in dem die eigene Rente in Sichtweite gerät.
Die Sozialunion, also die Übertragung des westdeutschen Sozial- und Arbeitsrechts auf die Bundesländer im Osten, war ein wesentlicher Teil der Einheit – und ging ihr sogar um einige Monate voraus.
Dennoch bestehen hier bis heute erhebliche Unterschiede: Das Lohnniveau ist im Osten weiterhin geringer als im Westen. Und die Renten sind es im Durchschnitt auch – wobei beides natürlich miteinander zusammenhängt. Wie aus einer aktuellen Aufstellung des Bundesarbeitsministeriums hervorgeht, lag die durchschnittlich ausgezahlte Rente bei Altersrentnern mit 40 oder mehr Versicherungsjahren in den neuen Ländern zuletzt bei 1329 Euro pro Monat. In den alten Ländern waren es hingegen 1499 Euro. Die Zahlungen im Osten fielen also im Schnitt rund elf Prozent niedriger aus als die im Westen.
Rente: Enorme Unterschiede auch zwischen den Bundesländern
Betrachtet man die einzelnen Bundesländer, sind die Unterschiede mitunter noch deutlicher: Demnach weist die Statistik die höchsten durchschnittlichen Rentenzahlbeträge bei Altersrentnern aus für
- das Saarland (1565 Euro)
- Nordrhein-Westfalen (1554 Euro)
- Hamburg (1529 Euro)
und die niedrigsten für
- Thüringen (1300 Euro)
- Sachsen-Anhalt (1310 Euro)
- Sachsen (1316 Euro).
Die Zahlen beziehen sich auf Ende Dezember 2022 – jüngere Werte liegen noch nicht vor. Das Bundesarbeitsministerium griff für seine Aufstellung auf die Statistik der Rentenversicherung zurück. Die Daten angefragt hatte die Linksfraktion im Deutschen Bundestag.
Deren Vorsitzender Dietmar Bartsch sagte unserer Redaktion, eine Renteneinheit in Deutschland sei nicht in Sicht. „Diese Schere wird voraussichtlich noch weiter auseinandergehen, weil im Osten die Löhne in den vergangenen Jahrzehnten deutlich niedriger waren und immer noch sind. Wir brauchen in ganz Deutschland höhere Renten.“ Bartsch sagte weiter, dafür könne sich die Bundesrepublik in Österreich einiges abschauen. „Dort liegt die Durchschnittsrente 800 Euro höher als bei uns – ein inakzeptabler Unterschied.“
Ruhestand: Rentenwert in Ost und West jetzt erstmals identisch
Ein wichtiger Schritt in Richtung Renteneinheit ist in diesem Jahr erfolgt: Seit Anfang Juli ist der so genannte Rentenwert in Ost und West erstmals identisch. Er liegt jetzt bundesweit bei 37,60 Euro. Seit 1990 war der Wert in den neuen Ländern stets niedriger als in den alten. Weil die Renten im Osten aber stets schneller stiegen als im Westen, wurde die Lücke immer kleiner – bis zur Vereinheitlichung Mitte dieses Jahres.
Der Rentenwert ist derjenige Betrag, den ein Ruheständler für einen Rentenpunkt bekommt. Einen Rentenpunkt wiederum schreibt die Rentenversicherung jenen Arbeitnehmern gut, die in einem Kalenderjahr genau so viel verdienen wie der Durchschnitt der Beschäftigten. Bei Abweichungen nach oben oder unten gibt es entsprechend mehr oder weniger als einen Punkt. Die Höhe der Altersrente bemisst sich dann an der Zahl der Rentenpunkte, die ein Arbeitnehmer während seiner Berufslaufbahn ansammelt.