An Rhein und Ruhr. Wer nicht aufs Deutschlandticket umsteigen kann oder will, muss ab Januar beim VRR deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Für jenes knappe Drittel der Nahverkehrskunden, die nicht auf das Deutschlandticket umgestiegen sind, werden Bus und Bahn im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr ab dem 1. Januar deutlich teurer. Die Ticketpreise steigen zwischen 8,33 und 9,8 Prozent, bei den elektronischen Tarifen zwischen 9,33 und 12,5 Prozent.

Wollte man die Kostensteigerungen bei Personal und Energie auch nur zur Hälfte auffangen, hätte die Tariferhöhung bei rund 20 Prozent liegen müssen, so der VRR. Dabei trifft die Erhöhung immer weniger Kunden: Mittlerweile sind sieben von zehn Nutzern des VRR im Besitz eines Deutschlandtickets für 49 Euro. Schüler haben zu 95 Prozent ein deutschlandweit gültiges Nahverkehrsticket. Auch beim Semesterticket, wo rund 40 Prozent der 280.000 Studierenden im VRR gekündigt haben, hofft man auf eine bundesweite Regelung.

Zustimmung mit Zähneknirschen bei CDU, SPD und Grünen

Die Gremienvertreter von CDU, SPD und Grünen stimmten einmütig zu, mit mehr oder weniger lautem Zähneknirschen. „Bei uns gab es keine Einmütigkeit“, betonte der Sprecher der Grünen, Norberg Czerwinski. Das Deutschlandticket zeige, dass die Kunden ein günstiges Ticket wollten und angesichts der derzeitigen Qualitätsmängel sei eine Erhöhung kaum vermittelbar. Auch bei der SPD gab es Enthaltungen vor allem, weil die Sozialtickets teurer werden, so Axel Welp (SPD). Für die CDU betonte deren Sprecher Frank Heidenreich: „Wir brauchen mehr Qualität und mehr Leistung. Das braucht eine finanzielle Grundlage.“

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Mit einer Erhöhung von neun Prozent liegt man ungefähr im Mittelfeld in Deutschland. Der Nachbarverbund VRS im Köln-Bonner-Raum erhöht beispielsweise um 10,4 Prozent. Hinzu kommt: Die meisten Erhöhungen sind reine Abrechnungsarithmetik. Durch die – für 2024 immer noch nicht gesicherte – Finanzierung von Bund und Land wird dem Verbund die Differenz ersetzt zwischen dem Preis „Alttickets“ wie Ticket 1000 und 2000 und den 49 Euro, die der Deutschland-Ticketkunde zahlt.

Doch bei Stammkunden des ÖPNV sind mittlerweile 95 Prozent umgestiegen aufs Deutschlandticket, hieß es. Zum 1. Dezember soll es eine Sozialticket-Lösung geben. Während für die kommunalen Vertreter beim VRR klar ist, dass wer das Deutschlandticket einführt, auch für die entstehenden Mehrkosten aufzukommen hat, sind die Fronten um die weitere Finanzierung des Tickets zwischen Bund und Ländern verhärtet.

Bundesverkehrsminister sieht keine Finanzierungsfragen

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) lehnt neue Gespräche mit den Ländern über zusätzliche Bundesgelder für das Deutschlandticket ab. Die Teilnahme an einer digitalen Sonderkonferenz der Verkehrsministerinnen und -minister der Länder am Donnerstag sagte Wissing ab. „Es gibt einen klaren Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz zu den Finanzierungsfragen des Deutschlandtickets. Ich bin deshalb sehr erstaunt darüber, dass behauptet wird, es gebe bis 2025 noch offene Fragen“, sagte er. Aus Sicht des Bundes gebe es „keinen Anlass, das erfolgreiche Deutschlandticket in Frage zu stellen“.

Das zumindest sieht Oliver Wittke ähnlich: „Das Deutschlandticket ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte und es wäre töricht, wenn Bundes- und Landespolitik diesen großen Erfolg wieder aufs Spiel setzen würden. Darum bin ich sicher, dass es eine Anschlussregelung geben wird“, so der künftige VRR-Vorstandsprecher, der ohne Gegenstimmen (und ohne Gegenkandidatin) zum Nachfolger von Gabriele Matz gewählt wurde.