Moskau. Diktator Kadyrow erzieht seine Söhne zu Kampfmaschinen. Der 15-jährige Adam verprügelte nun einen Häftling – im Namen der Religion.
Dass ein Jugendlicher einen anderen Menschen brutal verprügelt, das ist leider nichts Ungewöhnliches. Dass aber sein Vater, Ramsan Kadyrow, der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, das Video dazu voller Stolz ins Netz stellt, das ist bemerkenswert. Auf dem Video ist zu sehen, wie der 15-jährige Adam Kadyrow in einem Untersuchungsgefängnis brutal auf sein wehrloses Opfer einschlägt.
Es ist ein 19-jähriger Mann, der im Mai wegen einer öffentlichen Koran-Verbrennung in Wolgograd festgenommen und später nach Tschetschenien verlegt worden war. Er sei stolz auf seinen Sohn, kommentierte Kadyrow das Video. „Er hat geschlagen und das Richtige getan. Solche Provokateure und Verräter sind ein kranker Tumor am Körper, der ausgebrannt werden muss“, so der Tschetschenenführer weiter.
Ramsan Kadyrow ist für seinen autoritären Führungsstil im muslimisch geprägten Tschetschenien bekannt. Er folgte seinem 2004 ermordeten Vater Achmat nach. Mitte der 1990er-Jahre kämpften Vater und Sohn Kadyrow noch im ersten Tschetschenien-Krieg gegen Russland. Im zweiten Tschetschenien-Krieg wechselten sie die Seiten, zu dieser Zeit begann auch der Aufstieg Ramsans. Er regiert die Teilrepublik mit eiserner Hand, vorgeworfen werden ihm Folter, Entführungen und Morde.
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Sohn Adam scheint in seine Fußstapfen zu treten. Seit seiner Kindheit betreibt er Kampfsport. Als 2016 in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny ein Mixed-Martial-Arts-Turnier (eine Vollkörper-Kontakt-Kampfsportart) stattfand, traten dabei auch Kadyrows Söhne auf, so das Online-Medium Meduza: der zehnjährige Achmet, der neunjährige Selimchan und der damals achtjährige Adam. Unnötig zu sagen, dass die Kadyrow-Kinder ihre Kämpfe gewannen.
Kadyrow-Sohn Adam bricht laut russischen Fachjuristen neun Gesetze
In Russland schlägt das brutale Video hohe Wellen. Die Menschenrechtsbeauftragte der russischen Regierung, Tatjana Moskalkowa, meint, eine Koran-Verbrennung sei zwar eine „sozial gefährliche Handlung, die die religiösen Gefühle von Millionen Gläubigen“ verletze, trotzdem dürfe nur ein Gericht den Mann bestrafen.
Nach Einschätzung vieler, auch russischer Fachjuristen werden im Video mindestens neun russische Gesetze gebrochen, sowie gegen die russische Verfassung und die internationale Konvention gegen Folter mit Füßen verstoßen.
In Tschetschenien selbst gab es keine Kritik am Video. So bezeichnete Kadyrows Cousin Adam Delimchanow, Abgeordneter im russischen Parlament, die Misshandlungen als „ein würdiges Beispiel für Gleichaltrige“. Jewa Merkatschowa vom Bürgerrechtsrat des russischen Präsidenten hingegen sprach von einem „Videobeweis für ein Verbrechen“ und forderte die Einleitung von Ermittlungen und die Verlegung des Prügelopfers aus tschetschenischer U-Haft.
Der Kreml hält sich aus dem Streit um das Video heraus. Zu sehr braucht man wohl Ramsan Kadyrow als Statthalter in Grosny. Zudem kämpfen dessen Achmat-Soldaten in der Ukraine. „Ich werde die Geschichte mit Kadyrows Sohn nicht kommentieren“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow gegenüber Reportern. Auf die Frage, warum er sich zu diesem Thema nicht äußern wolle, antwortete er: „Das möchte ich nicht.“
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