Berlin. Die Zunahme der Flüchtlinge in Deutschland fördert Unsicherheiten gegenüber dem Staat. Was es jetzt braucht, ist ein Deutschland-Pakt.
Im ersten Pandemiejahr, als sich das ganze Land gegen das Corona-Virus stemmte, war die Mehrheit der Deutschen zufrieden mit ihrem Staat: Die harten Maßnahmen, das robuste Handeln zum Schutz der Bevölkerung, das alles kam gut an. Das Vertrauen der Menschen in die Handlungsfähigkeit der Regierungen in Bund, Ländern und Kommunen war groß. Drei Jahre später hat sich das deutlich geändert: Knapp 70 Prozent sehen den Staat laut einer neuen Umfrage als überfordert an – im Pandemiejahr 2020 waren es nur 40 Prozent.
Das schwindende Vertrauen hat viele Gründe. Es ist im Übrigen auch kein neuer Trend: Auch vor Corona hatte eine Mehrheit bereits das Gefühl, der Staat sei in vielen Bereichen überfordert. Sicher ist jedoch: Das Land gerät gerade in eine neue Überforderungslage.
Parteien überfordert mit steigender Anzahl von Flüchtlingen
Weil die Zahl der Flüchtlinge stark steigt, weil viele Kommunen mit der Versorgung und Integration überfordert sind. Aber auch deshalb, weil die demokratischen Parteien gerade den Eindruck vermitteln, dem Problem nicht wirklich gewachsen zu sein. Dieser Eindruck entsteht vor allem deshalb, weil nach wie vor die meiste Energie darein fließt, der Konkurrenz wahlweise Untätigkeit, blauäugige Humanität oder inhumane Härte vorzuwerfen. Ein parteiübergreifender Deutschland-Pakt für die Migration wäre deswegen schon deshalb Gold wert, weil sich diese Energie damit zu hundert Prozent auf Lösungen richten könnte.
Sicher: Ein solcher Pakt würde nichts daran ändern, dass die Rechtsaußen-Populisten weiter das Versagen des Staats behaupten würden. Ein Schulterschluss von Ampel- und Unionsparteien aber wäre ein starkes Zeichen für all jene, die nicht rechts sind, sondern einfach nur genervt, besorgt oder schlicht ratlos.
Textbaustein: Bundespolitik Textbaustein: Bundespolitik