London. Die britische Regierung hat über hundert Schulen gewarnt, dass ihre Klassenzimmer nicht sicher sind. Der Grund: veraltetes Baumaterial.
Nach sechs Wochen Sommerferien machen sich die Schülerinnen und Schüler in England bereit, am Montag wieder in die Klassenzimmer zurückzukehren. Aber nicht in der Ferryhill School in der Grafschaft Durham, im Nordosten Englands: Die Eltern erhielten am Donnerstag eine Email, in der ihnen mitgeteilt wurde, dass ihre Kinder zu Hause bleiben sollen. Der Unterricht würde stattdessen online stattfinden. Ingenieure hätten bei einer Schulinspektion festgestellt, dass es „in unseren zwei Hauptgebäuden Probleme gibt“. Konkret geht es um baufälligen Beton, der jede Minute brechen könnte. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Gebäude nicht betreten werden.
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Ferryhill ist nicht die einzige Schule, die nächste Woche geschlossen bleibt. Am Donnerstag kontaktierte das britische Bildungsministerium über hundert englische Schulleitungen und informierte sie, dass ihre Gebäude nicht sicher seien und nicht benutzt werden dürfen. „Nichts ist wichtiger als dafür zu sorgen, dass Kinder und Angestellte in Schulen sicher sind“, sagte Bildungsministerin Gillian Keegan.
Der Grund für die Warnung ist ein Baumaterial namens reinforced autoclaved aerated concrete (RAAC), also Porenbeton. Dieser Stoff wurde von den 1950er- bis Mitte der 1990er-Jahre in vielen Gebäuden verwendet, etwa für Flachdächer oder Mauern – er dämmt gut und lässt sich leicht verarbeiten. Aber nach etwa dreißig Jahren wird Porenbeton brüchig.
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Englische Schulen: Sommer-Inspektionen mit erschreckenden Ergebnissen
Im Sommer hatte die Regierung Inspektionen vorgenommen und festgestellt, dass viele Gebäude jeden Moment kollabieren könnten. Einen konkreten Fall gab es bereits: Ein Betonbalken war im Sommer plötzlich eingebrochen, sagte Staatsminister Nick Gibb, der für Schulen zuständig ist. „Wir haben festgestellt, dass in manchen Fällen, wo RAAC bislang als nicht riskant galt, in Wirklichkeit unsicher ist“, sagte Gibb. Entsprechend habe er handeln müssen. Manche Schulen müssen ganz schließen, bis die Sicherheitsmängel behoben sind. Andere müssen vorübergehend auf alternative Gebäude ausweichen.
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Allerdings kommt die Warnung der Regierung nicht überraschend: Es ist seit längerer Zeit bekannt, dass tausende Gebäude in Großbritannien, die Porenbeton enthalten, dringend saniert werden müssen. 2018 kollabierte das Dach einer Schule in Kent, auch hier war brüchiger RAAC verantwortlich. Schulen im ganzen Land wurden daraufhin angewiesen, sich auf mögliche Evakuierungen aus solchen Gebäuden vorzubereiten. Aber sonst geschah wenig. Geld für größere Reparaturen ist kaum bereitgestellt worden – seit 2010 hat die Regierung ihre Investitionen in Schulgebäude halbiert.
Gebäude mit Porenbeton: Nicht nur Schulen betroffen
Im Juli publizierte der Rechnungshof National Audit Office einen ausführlichen Bericht über den Zustand der Schulen – und stellte fest: Die mangelnde Sicherheit in den Gebäuden stelle ein „kritisches Risiko“ dar. Mangelnde Investitionen und die Tatsache, dass viele Gebäude veraltet sind, seien für den akuten Notstand verantwortlich.
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Die Krise der Gebäudesicherheit betrifft nicht nur Schulen: Krankenhäuser, Kindertagesstätten, Freizeitanlagen und Bürogebäude enthalten Porenbeton und stellen somit ein Risiko dar. Im Juni lancierte die Regierung eine groß angelegte Inspektion solcher Gebäude. Die Local Government Association, der Dachverband der Lokalbehörden, warnte: „Das Problem könnte schlimmer sein als bislang angenommen.“ Viele Eigentümer seien sich möglicherweise gar nicht bewusst, dass ihre Gebäude RAAC enthalten. Der Gesundheitsdienst warnte bereits 2021, dass die Dächer mehrerer Krankenhäuser kollabieren könnten, weil sie schon seit zehn Jahren veraltet sind.