Berlin. Die Ukraine greift verstärkt Ziele in Russland mit Drohnen an. Kiew bewegt sich auf schmalem Grat – denn eines darf nicht passieren.
Der Krieg geht in eine neue Phase: Die Ukraine greift verstärkt russische Ziele mit Kampfdrohnen an. Die jüngsten Attacken waren die schwersten seit Beginn der russischen Invasion. Die Angriffe auf russisches Territorium sind allerdings ein zweischneidiges Schwert.
Es macht militärstrategisch Sinn, Flugplätze, Munitionsdepots oder Tanklager zu zerstören, weil sie oft Ausgangspunkt für Attacken auf die Ukraine sind. Warum soll Kiew nicht russische Kampfjets ausschalten dürfen, die gerade dabei sind, Luftschläge gegen ukrainische Städte auszuführen?
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Ein weiteres Kalkül besteht darin, dass die Ukrainer möglichst viel russische Flugabwehr in Moskau oder Brjansk binden wollen, damit sie nicht an der Front in der Ukraine eingesetzt werden kann. Derlei Militäraktionen sind durch das Völkerrecht gedeckt. Nach Artikel 51 der UN-Charta hat die Ukraine das Recht, Gewalt anzuwenden, um sich zu verteidigen.
Kiew muss aufpassen, dass die Drohnen keine zivilen Ziele treffen
Sie ist dabei nicht an die eigenen Landesgrenzen gebunden. Es darf schließlich nicht vergessen werden: Russische Soldaten attackieren seit mehr als 18 Monaten nicht nur Militäranlagen in der Ukraine. Sie bombardieren in großen Teilen auch Wohngebäude, Kindergärten, Krankenhäuser oder Theater.
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Und dennoch: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj muss aufpassen, dass er keine zivilen Ziele in Russland trifft. Das russische Propaganda-Narrativ würde dies sofort für eine Täter-Opfer-Umkehr ausschlachten. Nach dem Motto: Die „Terroristen“ sitzen in Kiew. Darüber hinaus würden zivile Opfer in Russland die Legitimität des ukrainischen Verteidigungskrieges schwächen. Selenskyj bewegt sich auf einem schmalen Grat.
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