Berlin. Die ehemalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, Heide Simonis, ist im Alter von 80 Jahren gestorben.
Als erste Frau in der Geschichte der Bundesrepublik leitete sie als Ministerpräsidentin die Geschicke einer Landesregierung. Nun ist die SPD-Politikerin Heide Simonis nur wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag am 4. Juli gestorben. Das bestätigte die SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli in Kiel. Seit 2012 litt Simonis an Parkinson.
1943 geboren wuchs Simonis in Bonn, Hamburg und Nürnberg auf. Sie studierte in Nürnberg und Kiel Volkswirtschaftslehre und trat 1969 in die SPD ein. Bereits 1972 wurde sie Mitglied im Kreisvorstand Kiel, 1976 folgte der Einzug in den Deutschen Bundestag.
1988 trat sie das Amt der Finanzministerin von Schleswig-Holstein an und schied dafür aus dem Bundestag aus. 1992 folgte der Einzug in den Landtag, 1993 die Wahl zur Ministerpräsidentin. Bis 2005 führte Simonis die Landesregierung, zunächst als Alleinregierung der SPD, später in einer Koalition mit den Grünen.
Niederlage bei der Wahl zur Ministerpräsidentin 2005: Heide Simonis und das Ende ihrer Karriere
Nachdem die CDU aus der Landtagswahl 2005 als stärkste Kraft hervorging, schien eine Fortsetzung der Rot-Grünen Landesregierung nur unter Tolerierung durch den Südschleswigschen Wählerverband (SSW) möglich. Dieser sagte die Kooperation zu – doch die Wahl misslang.
Bei der konstituierenden Sitzung des Landtags gelang es Simonis in vier Wahlgängen nicht, die nötige Mehrheit der Stimmen auf sich zu vereinen. Bis heute ist unklar, wer aus der Koalition oder aus dem SSW nicht für die Politikerin votiert hat – es fehlte nur eine Stimme. Die langjährige Ministerpräsidentin zog daraufhin ihre erneute Kandidatur zurück und schied kurze Zeit später aus der aktiven Politik aus.
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Heide Simonis: Auch nach der Politik-Karriere weiter engagiert
Engagiert blieb Simonis jedoch weiterhin: Von 2005 bis 2008 fungierte sie als ehrenamtliche Vorsitzende von Unicef Deutschland. 2006 nahm sie an der RTL-Tanzshow "Let's Dance" teil. Nach eigenen Aussagen verstand sie die Auftritte als Teil ihres Engagements für das Kinderhilfswerk. Aus gesundheitlichen Gründen schied sie jedoch schließlich aus der Show aus.
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Auf Twitter bezeichnete der SPD-Parteivorstand Simonis anlässlich ihres Todes als "Sozialdemokratin, die Geschichte geschrieben hat". Mit ihrem Mut sei Simonis für viele eine Mutmacherin gewesen, schrieb Katrin Göring-Eckardt (Grüne).
Daniel Günther (CDU), amtierende Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, nannte Simonis in einer Mitteilung eine "große Politikerin und leidenschaftliche Schleswig-Holsteinerin". Heide Simonis habe mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Engagement, ihrer Menschlichkeit und ihrer Geradlinigkeit Schleswig-Holstein noch liebenswerter gemacht. Er habe sie sehr geschätzt und respektiert. (nfz/dpa)
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