Washington. Inzwischen gibt es 13 republikanische Anwärter auf das Präsidentschaftsticket 2024 – davon profitiert vor allem einer: Donald Trump.
Das Teilnehmerfeld wächst und wächst. Und das ist vor allem für einen gut: Donald Trump. Nachdem jetzt auch Chris Christie und Mike Pence ankündigen ließen, dass sie diese Woche offiziell ins Rennen um das Weiße Haus einsteigen werden, balgen sich 17 Monate vor dem Wahlgang nunmehr 13 Vertreter der republikanischen Partei offiziell um die im nächsten Sommer zu vergebende Präsidentschaftskandidatur in den USA. Und es können noch mehr werden.
Bis zu den im Januar 2024 beginnenden parteiinternen Vorwahlen ist es noch eine gefühlte Ewigkeit hin. Aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass der in allen Umfragen bislang stabil favorisierte und mit über 30 Prozentpunkten Vorsprung auf die Nummer zwei, Ron DeSantis, führende Trump davon profitiert, wenn sich seine Rivalen zerfleischen und in den Vorwahlen gegenseitig Stimmen abjagen.
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So war es bereits bei der Wahl 2016. Damals hatte Trump anfangs 15 Konkurrenten, die sich – wie Ben Carson, Mick Huckabee, Rand Paul oder Ted Cruz – selbst kannibalisierten. Trump reichten Stimmenanteile um die 35 Prozent, um die ersten Vorwahlen zu gewinnen. Erst nach drei Monaten durchbrach er zum ersten Mal die 50-Prozent-Decke.
Wie wird es diesmal sein? Ein kurzer Kandidaten-Check gibt ersten Aufschluss. Wichtigstes Merkmal: Bis auf DeSantis, der um die 20 bis 23 Prozent pendelt, bewegen sich alle anderen Aspiranten im mittleren bis niedrigen einstelligen Prozentbereich – und sind somit latent chancenlos.
Vivek Ramaswamy: Selfmade-Millionär ohne Klima-Ambitionen
Dem alerten Unternehmer, der 600 Millionen US-Dollar Privatvermögen in der Biotech-Branche gemacht hat, werden allenfalls Außenseiter-Chancen bei einer der ersten TV-Debatten eingeräumt. Sie soll im August über die Bühne gehen. Der 37-jährige Vivek Ramaswamy ist flink im Kopf und mit dem Mund. Er sieht sich als Retter eines „vom Weg abgekommenen Amerikas”. Eine seiner Forderungen: weg mit der Klimaschutz-Gesetzgebung.
Tim Scott: Religiöser Versöhner mit Zahnpasta-Lächeln
Der 57-jährige ledige Senator aus South Carolina gilt schon jetzt als der warmherzigste Bewerber. Er stammt aus bitterarmen Verhältnissen, ist tief religiös und hat das breiteste Zahnpasta-Lächeln. Der Schwarze will Versöhner zwischen den politisch verfeindeten Lagern der Demokraten und Republikaner sein. Silicon Valley-Milliardär Larry Ellison (Oracle) ist Tim Scotts wichtigster Gönner.
Asa Hutchinson: Chancenloser Gouverneur mit Onkel-Charme
Der frühere Gouverneur des Bundesstaates Arkansas verkörpert mit seinem Onkel-Charme das alte konservative Milieu der „Grand Old Party” (GOP), bevor sie sich hat kapern lassen von Donald Trump: Wenig Staat, freie Fahrt für die Wirtschaft, niedrige Steuern, Recht und Ordnung. Selbst in seinem eigenen Bundesstaat werden Hutchinson keine Erfolgsaussichten attestiert.
Nikki Haley: Opportunistin, Trump-Kritikerin, einzige Frau
Der zweiten Vertreterin aus South Carolina geht es ähnlich. Nikki Haley, bis 2017 Gouverneurin des Bundesstaates, der aufgrund einer großen schwarzen Wählerschaft strategisch wichtig ist, gilt als lupenreine Opportunistin. Sie arbeitete als UN-Botschafterin in der Regierung Trump. Später distanzierte sie sich. Ihrem ehemaligen Chef hält sie heute vor, ein Verlierer zu sein, der die Republikaner heruntergewirtschaftet hat. Die 51-jährige Tochter indischer Einwanderer ist bislang die einzige Frau im republikanischen Teilnehmerfeld.
Chris Christie: Ex-Trump-Vetrauter und rhetorischer Straßenschläger
Der frühere Gouverneur von New Jersey wollte Trump schon 2016 Paroli bieten, zog aber sehr schnell den Kürzeren und stieg früh in den Vorwahlen aus. Chris Christie dient sich Partei und Wahlvolk als Dampframme an, die Trump in den Debatten pausenlos attackieren will – etwa wegen unerfüllter Versprechen wie dem Mauerbau zu Mexiko. Christie war lange Zeit eng mit Trump, beriet ihn und schulte ihn 2020 sogar vor TV-Debatten mit Joe Biden. Christie ist ein geübter rhetorischer Straßenschläger, viel mehr nicht.
Mike Pence: Ex-Vizepräsident, tiefgläubig – und offen homophob?
Vier Jahre lang war der weiß-melierte Mann aus Indiana als Vizepräsident so nah an Trump wie wenige andere. Der Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 sorgte jedoch für ein unkittbares Zerwürfnis mit seinem Ex-Boss. Seither wuchert Pence mit seinen Meriten als tief gläubiger Familienmensch und erfahrener, unaufgeregter Verwalter. Mehr als fünf Prozentpunkte hat das dem 63-Jährigen, den viele für bigott, schwulenfeindlich und intellektuell farblos halten, in Umfragen nicht gebracht.
Ron DeSantis: Nummer zwei
Floridas Gouverneur hat sich offiziell mit rund 23 Prozent als Nummer zwei hinter Trump (54 Prozent) in Umfragen eingenistet. Der 44-Jährige erwidert seit der auf Twitter verkorksten Bekanntgabe seiner Kandidatur aggressiv das polemische Feuer aus dem Trump-Lager. Tenor: Verlierer wie Trump sollen den Weg freimachen für den Aufbruch, den Amerika so dringend benötige. DeSantis versucht seinem einstigen politischen Ziehvater das Wasser abzugraben, indem er pausenlos rechts überholt und etwa beim Thema Abtreibung eine besonders rigorose, frauenfeindliche Linie verfolgt. Ohne einen deutlichen Zuwachs bei den Umfragen wird der dreifache Familienvater daraus voraussichtlich keinen Honig saugen können.
Außer der Reihe sind fünf Kandidaturen zu betrachten, die man bereits jetzt abschreiben kann:
- Doug Burgum: Der Software-Unternehmer ist Gouverneur des Bundesstaates North Dakota. Warum der 66-Jährige seinen Hut in den Ring wirft, weiß so recht niemand.
- Steve Laffey: Der frühere Bürgermeister von Cranston im Kleinft-Bundesstaat Rhode Island, ist aus Gründen der Eigen-PR dabei.
- Larry Elder: Ein schwarzer Radio-Moderator, der schon bei dem Versuch scheiterte, Gouverneur in Kalifornien zu werden. Er läuft ebenfalls außerhalb des Scheinwerferlichts.
- Ryan Binkley: Ein Prediger aus Texas, dessen Firma Geld mit dem Aufkauf und der Fusionierung anderer Unternehmen macht, spielt ebenfalls keine Rolle.
- Perry Johnson: Ein Geschäftsmann aus Michigan. Er wollte schon 2022 Gouverneur des Bundesstaates werden, wurde aber wegen ungültiger Unterschriften disqualifiziert.