Hagen/Berlin. 200 Millionen Euro hat der Bund im Jahr 2022 ausgelobt, um die Klimaschutzleistung des Waldes zu fördern. Ausgezahlt wurde nur ein Bruchteil.
Ganze 1,29 Millionen Euro wurden bis zum 31. Dezember 2022 genehmigt. Das teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium auf Anfrage dieser Zeitung mit. Damit fließen fast 199 Millionen Euro wieder zurück in den Haushalt vom Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP).
„Wer den Wald stärkt, macht starken Klimaschutz. Wir helfen Waldbesitzenden dabei, ihre Wälder an die Folgen der Klimakrise anzupassen und für kommende Generationen zu erhalten. Wir geben ihnen für diese Zukunftsaufgabe eine verlässliche Perspektive“, lobte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir das Programm zum Start. Mit insgesamt 900 Millionen Euro Steuergeld sollen Waldbesitzer – darunter auch Kommunen – bis zum Jahr 2026 unterstützt werden, die sich bereit erklären, mindestens für zehn Jahre lang ihren Wald klimaangepasst zu bewirtschaften. Dafür müssen sie bestimmte Kriterien einhalten, zum Beispiel auf Naturverjüngung setzen und mehrere Baumarten aufforsten. Eigentümer mit mehr als 100 Hektar Fläche müssen fünf Prozent stilllegen.
„Mit dieser Art der Förderung betreten wir absolutes Neuland“
Waldbauernverbände hatten das Programm als zu kompliziert kritisiert, zudem schmeckte ihnen die Stilllegungsquote überhaupt nicht. Entscheidend für die magere Quote ist aber wohl eher, dass das Förderprogramm erst am 11. November an den Start ging. Christian Lindner soll sich für die Unterschrift mehrere Wochen Zeit gelassen haben, kritisieren Vertreter der Koalitionspartner SPD und Grüne.
Von einem Misserfolg will das Landwirtschaftsministerium in Berlin jedoch nicht sprechen. „Der Andrang auf die Förderung geht im neuen Jahr unvermindert weiter“, sagte eine Sprecherin. Bis zum 9. Januar seien Förderanträge für insgesamt 846.112 Hektar Wald erfasst worden. Das entspreche rund zehn Prozent des deutschen Privat- und Kommunalwaldes. Das Ministerium betonte, dass mit dem Programm ein Paradigmenwechsel eingeleitet werde. Erstmals könnten die Waldbesitzenden statt nur mit Holz auch mit gesellschaftlichen Leistungen in ihren Wäldern einen Teil ihres Einkommens erlösen. „Mit dieser Art der Förderung im Waldbereich betreten wir absolutes Neuland. Aus diesem Grund erforderte die Ausarbeitung und Abstimmung des Programms auch viel Zeit, weshalb das Wald-Klima-Paket später als ursprünglich geplant startete“, sagte sie.
Mittel stehen nur für ein Jahr zur Verfügung
Überraschend hoch sei die Zahl der Waldbesitzenden, die fünf Prozent ihrer Fläche stilllegen wollten, obwohl ihre Gesamtfläche kleiner ist als 100 Hektar. Nach Angaben des Ministeriums sei das bei deutlich mehr als einem Drittel der Anträge der Fall.
Allerdings räumte die Sprecherin ein, dass aufgrund der Jährlichkeit des Bundeshaushalts die Mittel grundsätzlich nur für ein Jahr zur Verfügung stünden. Zwar wurden für den Haushalt 2023 bereits neue Mittel veranschlagt. Möglich ist jedoch, dass das im vergangenen Jahr nicht abgerufene Geld am Ende von der Gesamtsumme abgezogen wird. Von 900 Millionen Euro blieben dann nur gut 700 Millionen übrig.