Berlin. Wo bleibt die deutsche Streitkultur? Journalist Korbinian Frenzel fordert weniger persönliche Attacken – und mehr argumentativen Streit.
„Wir kommen gar nicht erst in die Debatte, sondern ziehen die ganze Zeit Zäune und Grenzen“, sagt Korbinian Frenzel, Moderator und Journalist bei Deutschlandfunk Kultur. Debatten, besonders politische, gehen laut Frenzel zunehmend weg vom Argumentieren hin zum persönlichen Angriff. Oft zielen diese Angriffe nicht auf die politische Arbeit, sondern auch auf das Äußere – ein Phänomen, das sich deutlich häufiger gegen Frauen richtet.
Frenzel betont, dass wir uns häufiger andere Perspektiven anhören sollten: „Ich frage mich immer, braucht es das wieder im Schulunterricht? Sollten wir unsere Kinder wieder stärker dazu erziehen, dass es kein Problem ist, wenn wir streiten? Dass es eigentlich ein Austausch von Argumenten ist – im besten Fall – und dass wir es aushalten müssen, wenn unser Gegenüber eine völlig andere Meinung hat, die wir nicht unbedingt überzeugen müssen.“
Die Entwicklung von argumentativen Debatten hin zu persönlichen Attacken lässt sich nicht nur in Deutschland, sondern auch international beobachten. Das führt zu einer toxischen politischen Kultur, die sachliche Diskussionen erschwert. Mehr dazu in der aktuellen Folge von „Familienpackung“:
So streiten Sie richtig:
Rationale Debatten sind laut Frenzel kaum noch möglich, obwohl das auch die Kommunikation im ganzen Land verbessern könnte. Der Journalist gibt deshalb drei Ratschläge für „gutes“ Streiten:
- Fokus auf die Sachebene: Anstatt sich von Emotionen und persönlichen Angriffen leiten zu lassen, sollte der Fokus auf inhaltlichen Argumenten liegen. Die Diskussion sollte stets das Ziel verfolgen, Probleme konstruktiv zu lösen.
- Respekt bewahren: Auch bei kontroversen Themen ist es wichtig, den Respekt vor der Person des Gegenübers zu wahren. Persönliche Angriffe oder herabwürdigende Bemerkungen sind kontraproduktiv und vergiften das Gesprächsklima.
- Aktives Zuhören: Um eine fruchtbare Diskussion zu gewährleisten, ist es notwendig, dem Gesprächspartner aufmerksam zuzuhören und dessen Argumente ernst zu nehmen. Nur so kann eine echte Auseinandersetzung auf Augenhöhe stattfinden.
Die volle Familienpackung
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